Hattingen.

Verhütung von Teenager-Schwangerschaften Thema an Schule St. Georg. Babypuppe sucht junge Mutter.

Puuuh, stöhnt ein Mädchen und ist froh, den Vorbau wieder loszuwerden. Das andere kann sich gar nicht allein aus dem Schwangerschafts-Rucksack befreien. Sozialarbeiterin Bianca Kaufmann-Knob hilft der Achtklässlerin dabei, den Bauch loszuwerden. Eine extrem kurze Schwangerschaft. Für eine doppelte Schulstunde an der Förderschule St. Georg.

Die Beschwerden halten sich in Grenzen, der jugendliche Rücken erholt sich schnell wieder. Anders als im wirklichen Leben. Die Teenager sind froh, wieder unbeschwert durchs Leben gehen zu können. In dieser Schulstunde sind Frauen unter sich. Besprechen Themen rund um Schwangerschaft und Geburt mit der Sozialpädagogin und mit Familienhebamme Christiane Knott, die Familien ein ganzes Jahr lang beraten darf.

Insgesamt fünf Doppelstunden stehen bei dem Projekt zur Vermeidung von Teenagerschwangerschaften auf dem Stundenplan. Jeweils montags zwischen 10 und 11.30 Uhr. Nicht alle Themen werden getrennt nach Geschlechtern erörtert, wobei die Jungs mit einem Berater von Pro familia zusammenarbeiten. Dabei geht es nicht nur um Verhütungsmittel, sondern auch ums Männerbild oder Flirten. „Was Jungs so bewegt“, sagt Bianca Kaufmann-Knob. Und sei es die Größe des Penis.

Schwangerschaft und Geburt bewegt und geht nicht nur die Mädchen an, sondern auch die Väter. Weshalb es auch gemeinsame Schulstunden mit der Familienhebamme gibt. Auch Themen wie Brustvergrößerung oder -verkleinerung schneidet die Schule an. Wenn auch nicht jedem Mädchen der Zusammenhang zwischen Silikon und Stillen klar ist: Sie sind sich auf jeden Fall sicher, dass sie nicht an sich herumschneiden ließen und eher den Freund als die Oberweite wechseln würden.

Marie sitzt friedlich mit im Stuhlkreis. Bald wird eines der Mädchen die Puppe für 72 Stunden mit nach Hause nehmen und Mama spielen. Teurere Modelle bestehen auf Windelwechsel und wollen richtig gefüttert werden. Marie, die je nach Mutter auf Zeit auch schon mal anders heißt, gibt sich mit dem richtigen Schlüssel zufrieden, der ins Baby gesteckt werden muss wenn es schreit. Vielleicht will es ein Bäuerchen machen oder bemuttert werden. Anders als im richtigen Leben kann hier zwischendurch auch der Panik-Notknopf gedrückt werden, wenn nichts mehr geht. Bianca Kaufmann-Knob ist während der drei Tage rund um die Uhr per Handy erreichbar. Im Vorjahr kam der erste Anruf schon nach 20 Tagen. Und Jungs wollen Marie bisher gar nicht haben.