Hattingen.
Die Aktion 100 000 fördert seit 40 Jahren Projekte für notleidende Menschen.
Hilfe zur Selbsthilfe – das ist seit vier Jahrzehnten das Ziel der Aktion 100 000. Bis heute hat der Verein erfolgreich Projekte in Gebieten gefördert, wo Menschen Not leiden. Seien es aktuell die Opfer der Flut in Pakistan oder ein Gartenbauprojekt im südafrikanischen Kapstadt im Jahr 1986. 1,7 Millionen Euro hat das Engagement seit Beginn generiert. Nun feiert die Aktion 100 000 ihren 40. Geburtstag.
Nicht nur reden, sondern tätig werden. Dies war das Motiv von Karl-Heinrich Knoch und Gerd Reinders, zwei Profis der Jugendarbeit – von evangelischer wie katholischer Seite. Und das ist es auch heute noch. „Zwei Männer, die nicht nur gebetet haben, sondern auch aktiv wurden – das hat mich beeindruckt“, sagt Thomas Haep (54). Als 14-Jähriger sei er durch sie im Religionsunterricht zur Aktion gekommen.
Von der Gründung erzählt Karl-Heinrich Knoch (71): „Es war die Hochphase der Ökumene in der es eine Bibelstunde gab für katholische und evangelische Christen.“ Das Jugendheim an der Emsche sei voll gewesen, doch sie hätten sich gesagt: Nur reden reicht nicht. Mit der Absicht: die Welt etwas gerechter zu machen. Ein Junge habe den Namen 100 000 vorgeschlagen, weil damals täglich so viele Menschen an Hunger oder Krankheiten starben.
Schnell plant die Gruppe Aktionen und sammelt Altpapier und Lumpen. Auch das Erbsensuppen-Essen gehört bald dazu. „Wir wollten jedoch nicht einfach mit dem Klingelbeutel herumgehen, sondern erstmal selber Geld aufbringen, wie mit dem Altpapier“, erläutert Knoch. Das haben sie an Papiermühlen verkauft.
Immer steht ein Projekt im Fokus, für das sie mit den Organisationen Brot für die Welt und Misereor kooperieren. So profitieren sie von deren Fachwissen und erhalten Berichte, wie die Projekte verlaufen. „Es besteht ein Kontakt zu den Leuten vor Ort“, sagt Haep. Ein Vorteil auch nach außen, um zu zeigen wie die Gelder verwendet werden.
Zur zentralen Aktion entwickelt sich der Hungermarsch, der nicht mehr wegzudenken ist aus Hattingen. Knoch: „Das hat uns einen großen Schub gegeben.“ Die Aktion sei damit sehr publik geworden und habe zudem in den Schulen Fuß gefasst. In diesem Jahr laufen Schüler zum 30. Mal zugunsten der Aktion 100 000. Seit 1980 werden Schüler gefragt, welches Projekt gewählt werden soll.
An andere fantasievolle Aktionen erinnert sich Michael Lunemann (67). An die Nikolaus-Agentur, bei der der Mann im roten Mantel zu mieten war. Oder den 24-Stunden-Lauf durch die Stadt Anfang der 1980er Jahre. Der ersetzte damals den Hungermarsch. Lunemann und Knoch erinnern sich lachend: „Irgendjemand musste immer laufen – wir auch.“
Die Aktion 100 000 ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert: Sie wirkt seit langer Zeit finanziell wie gedanklich für eine gerechtere Welt. Aber auch im Sinne der Ökumene ist sie für Hattingen ein funktionierendes Beispiel. „Nur wenige Gruppen arbeiten so lange zusammen“, sagt Haep. „Was an Ökumene geblieben ist, sind wir.“ Knoch nennt eine Stärke: „Unsere Sache ist geistlich durchdrungen.“
Der ehemals große Kreis hat sich auf einen harten Kern von zehn Personen verkleinert. Natürlich, es gab auch Durchhänger, das geben die Beteiligten zu. Zeiten, in denen er mit drei Personen geplant habe, sagt Haep. Die Wirkung hat aber nicht abgenommen: „Wir haben unser Netz in Hattingen. Wir sind bekannt“, sagt Thomas Haep. Seit 1994 ist die Aktion 100 000 ein Verein. Ihre Beharrlichkeit und ihr langer Atem hat sie belohnt, wie Haep erläutert: „60 bis 70 Prozent sind Dauerspender.“