Hattingen.
Die Gastronomen-Familie feiert am Samstag Richtfest. Der Driving Range soll das Wellness-Hotel folgen.
Es ist ein kleiner Schlag für die Richtfest-Gäste, aber ein großer Schritt in Richtung Realisierung einer Sieben-Millionen-Euro-Investition in die touristische Zukunft Hattingens: Joachim und Eva Grum laden am kommenden Samstag um 11 Uhr zum Richtfest ihrer Driving Range direkt neben ihrem Landgasthaus am Ruhrufer ein.
Dabei werden Reden gehalten und Golfbälle geschlagen. Schließlich ist eine Driving Range ein Übungsplatz, an dem Golfspieler den weiten Abschlag trainieren. Was besondere Anforderungen an die Rasenfläche stellt, weniger an die Gebäudegröße. So ist der Bau, über dem am Samstag der Richtkranz weht, denn auch überschaubar. Und für die Gastronomenfamilie dennoch weit mehr als ein erster Abschlag.
Die Hotel-Geschichte der Grums, sie beginnt vor fast zehn Jahren. 2001 führte das Ehepaar, das 1996 das alte Haus Weile gekauft und zum Landgasthaus mit Biergarten und Partyservice ausgebaut hatte, erste Gespräche mit der Stadtspitze und der LEG. Das Ziel: Bau eines Wellness-Hotels neben dem Landhaus direkt am Ruhrufer. 2004 wurde die Bauvoranfrage eingereicht. Beginn eines Marathons durch die Zuständigkeiten des Behördensystems, der die Investorenfamilie mitunter verzweifeln ließ.
Erst war der Landschaftsbeirat gegen das Projekt, dann hatte ein Nachbar im Industrie- und Gewerbepark Einwände. „Ich war mehr als einmal kurz davor aufzugeben“, sagt Joachim Grum (54). Immerhin: Zwischen all den Stolpersteinen wurde 2006 die Idee geboren, statt der 15 000 Quadratmeter für das Hotel doch gleich 42 000 zu erwerben – Platz für eine Driving Range und vieles mehr.
Inzwischen hat sich der Golf-Gedanke zeitlich vor die Urspungsidee gedrängt. Und so ist das Richtfest am Samstag nun eben der Start-Abschlag für den Hotelbau.
Das Gelände der Driving Range wird öffentlich zugänglich sein. Direkt vom Ruhrdeich kann man hinunterwandern. Es wird acht überdachte und zwölf freie Abschlagplätze geben. 25 Übungsbälle sollen 2,50 Euro kosten.
Doch nicht nur Golfer sind willkommen. Geplant sind eine Verleihstation für Fahrräder und Segways, eine Reparaturstelle für Radler, ein Kinderspielplatz und – natürlich – gastronomische Angebote.
Im Sommer 2011 soll die Touristenattraktion erweitert werden. Um eine Salzsaline, ein Kneipptrittbecken und einen großen Aufenthaltsplatz mit Bühne.
Erst danach wird der Bau des Wellness-Hotels in Angriff genommen. Geplant ist ein Vier-Sterne-Haus mit 66 Doppelzimmern und vier Hochzeitssuiten, ausgerichtet auf Wellnessgäste, Messebesucher und Familienfeiern. Angeschlossen sind ein gesundheitsmedizinischer Bereich mit großem Außengelände sowie ein Saunabreich mit Panoramablick auf die Ruhr.
Sieben Millionen Euro wollen Joachim und Eva Grum in die Gesamtanlage investieren. Und 100 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Aktuell sind im Landhaus 25 Mitarbeiter beschäftigt. Als Führungspersonal stehen auch die Töchter Sabrina und Christina bereit.
Kommentar: Vom Tourismus profitieren viele
Dienstleistung ist nicht alles. Aber ohne Dienstleistung ist alles nichts.
Gerade Hattingen ist nach den verlustreichen Rückzügen der großen Produktionsbetriebe dringend auf neue Akzente in anderen Bereichen angewiesen. Und auch wenn viele es immer noch belächeln: Der Tourismus ist ein wichtiger Faktor bei der Ausrichtung einer Kommune, die mit Altstadt, Elfringhauser Schweiz und Flussnähe glänzen kann.
Dass jetzt, direkt am Ufer der Ruhr, ein neuer touristischer Magnet entsteht, weil ein Privatinvestor sieben Millionen Euro in die Hand nimmt, sollte dankbar angenommen werden. Weil Geld in die Stadt kommt. Und weil auch die Hattinger selbst von zusätzlichen Freizeitangeboten profitieren.
Dass ein Gastronom mit einem Hotel auch Geld verdient – geschenkt. Für Hattingen schlagen 100 Arbeitsplätze zu Buche. Das ist gut für die betroffenen Menschen. Und fürs Stadtsäckel.
Schade ist allein, dass es zehn Jahre dauern musste, bis jetzt ein erster Richtkranz weht. Ulrich Laibacher