Hattingen.

Michael Hiesgen ist Fachanwalt für Arbeitsrecht. Sein Büro liegt in den Räumen der ehemaligen Polizeiwache.

Wer streitet, wird auch schon mal laut. Laut herumzupoltern, das ist aber nicht die Art von Rechtsanwalt Michael Hiesgen. Er pflege keinen aggressiven Auftritt, schlage nicht den lauten Ton an: „Das bringt nichts“, sagt der 44-jährige Hattinger ruhig im Büro seiner Kanzlei an der Bahnhofstraße.

Die Räume sind nicht erst seit Hiesgen mit dem Recht verbunden: „Das ist die ehemalige Wache der Polizei“, sagt er. Und präzisiert dann mit einem Schmunzeln: „Mein Büro, das war die Ausnüchterungszelle.“ Zudem fühle er sich hier sehr sicher, meint er mit einem Augenzwinkern. Seien doch die Fenster aus den Polizeizeiten schusssicher.

Michael Hiesgens Schwerpunkt als Anwalt ist das Thema Mobbing. Auch wenn es schon länger aktuell sei und er erste Erfahrung im Referendariat damit gemacht hat, sei es noch immer Pionierarbeit. Das Jahr 2007 hat jedoch einiges geändert: Da habe das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass der Arbeitgeber für den Schaden durch Mobbing haftet. „Und das war unser Fall“, sagt Hiesgen. Er ist sich der Wirkung bewusst, denn seitdem nehme er zu dem Thema viele Termine in ganz Deutschland wahr. Er bleibt aber bescheiden, rührt mit dem Erfolg nicht die Werbetrommel. „Das ist nicht seriös und nicht meine Art.“

Die Art, Kollegen und Mitarbeiter zu mobben, stellt er fest in großen, hierarchisch strukturierten Betrieben mit einer schwachen Führung. Häufig seien Kirchen darunter. Mobbing gebe es überall: von der Küchenhilfe bis zum Uni-Professor. Und auch Psychologen seien darunter, die Fachleute für die Probleme von Kopf und Seele.

„Mobbing geht an die Psyche der Menschen, bis in die Familien hinein“, sagt der Anwalt. Spannend sei das Thema aus seiner Sicht, weil viel erreicht werden könne. Er selbst habe sich ein dickes Fell angelegt. Es dauere mitunter sehr lange, bis das Vertrauen zum Opfer aufgebaut werden könne, sagt Hiesgen. Daher – und wegen der Pflicht der Gründlichkeit – nehme die Vorbereitung einer Verhandlung den Großteil seiner Arbeit ein.

Hiesgen schätzt, dass etwa 60 Prozent seiner Fälle unter das Arbeitsrecht fallen, 35 Prozent seien Strafsachen. Letzte hätten aus seiner Erfahrung zugenommen. Junge Menschen würden häufig straffällig aus „Perspektivlosigkeit“. Und fielen in ein Loch. Die Arbeit als Anwalt sei anstrengend. Ein Kollege habe gesagt, es sei der schönste Beruf, aber man brauche die Gesundheit eines Pferdes. Hiesgen wollte schon immer Anwalt werden. Geboren in Münster, studierte er in Bochum und Bonn. Seit 1995 ist er in Hattingen niedergelassen. Erst angestellt, inzwischen selbstständig. Jedoch würde er Jung-Juristen eine Existenzgründung nicht empfehlen. Wichtig sei es, sich bereits im Studium zu spezialisieren. Denn: „Die Leute gehen zum Spezialanwalt.“