Hattingen.

Die Entscheidung zur Winterreifen-Pflicht steht auf Bundesebene noch aus – in Hattingen wird sie schon diskutiert.

Die Winterreifen-Pflicht ist im Gespräch. Nun will Verkehrsminister Peter Ramsauer Klarheit schaffen. Die für gestern vorgesehene Unterlage, die das Verkehrsministerium beim Bundesrat einreichen wollte, ist zwar noch nicht eingegangen. Aber das Thema beschäftigt die Hattinger.

„Wir sitzen hier auf heißen Kohlen“, sagt Carmen Haeckert vom Autohaus Toyota Hantke. Vor allem wegen der Kunden, die gern Allwetterreifen hätten. Ob die nun weiter als Winterreifen gelten sollen? Eine einheitliche Regelung hält Carmen Haeckert für sinnvoll. Nur sei die Pflicht für diejenigen, die sehr wenig fahren, natürlich ärgerlich. „Bei den Winterreifen ist bis jetzt alles verfügbar“, sagt sie. Wer mit einem Fremd-Fabrikat kommt, müsse mit ein bis zwei Tagen Wartezeit rechnen.

Ein bisschen Wartezeit müssen die Kunden auch bei Reifen Stahl mitbringen. „Die Nachfrage ist durch die Witterung gestiegen“, sagt Hans-Hermann Becker, der es vernünftig findet, wenn die Regierung eine Entscheidung zu Winterreifen-Pflicht fällt, die die bislang schwammige Formulierung von angepasster Bereifung ersetzt. Auch er sieht dann aber die Wenigfahrer im Nachteil: Eigentlich seien für sie Allwetterreifen angebracht. Zudem fragt Becker sich: „Warum beschäftigt sich die Politik kurz vor Saisonbeginn mit dem Thema?“ Sie hätten lange genug Zeit gehabt, das zu regeln. Bei Stahl seien sie jedenfalls gut bevorratet, genug Reifen seien verfügbar.

Die Situation ändere sich dann, wenn im Januar vielen vor dem Urlaub einfalle, dass sie noch Winterreifen brauchen, sagt ein Mitarbeiter von Reifen Milbrandt. Dabei könnte man auch hier Probleme bekommen, wenn man nach Sprockhövel oder Wuppertal wolle. Also doch eine Winterreifen-Pflicht? „Da bin ich nicht unbefangen“, sagt er scherzend. Mit einer Pflicht zu den richtigen Reifen schütze man auch andere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger, das findet er wichtig. Ein klare Regelung sei daher ok.

Dirk Brockhaus von der Provinzial-Versicherung hält eine Winterreifen-Pflicht für übertrieben in der Region, in der Allwetterreifen eigentlich ideal seien. „Mit einer Pflicht zwingt man beispielsweise Ältere, die nur bei trockener Straße fahren, zu Winterreifen.“ Er überlegt auch, ob er für seinen Oldtimer überhaupt welche bekommen würde.

Er überlegt: Wie ist es mit M&S-Reifen ohne geschützte Bezeichnung? Der Bremsweg sei mit Winterreifen bei trockener Fahrbahn länger als mit Sommerreifen. Wie hoch sollen die Bußgelder sein? „Das ist alles noch nicht ausgegoren.“ Bisher läuft es so: Wird eindeutig nachgewiesen, dass falsche Bereifung Unfallursache war, habe die Versicherung Regressmöglichkeit gegen den Versicherungsnehmer. Das laufe problemlos. Er erinnert sich bei seinen Kunden im übrigen an keinen Fall aus den vergangenen 36 Jahren, in denen tatsächlich falsche Reifen zum Unfall führten. „Und wer im Winter jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit muss, der nutzt eh Winterreifen. Der pfeift auf die Pflicht.“