Hattingen.

Schule, Tagesstätte, Waschsalon: Eine Menge Jobs sind eng mit Wohl und Wehe der treuen Vierbeiner verbunden.

Wenn Campino auf Spurensuche geht, dann geht es nur der Nase nach. Der Cocker Spaniel hat einen Auftrag. Und der lautet: „Stift“. Eindringlich zischt sein Frauchen immer wieder das Wort, dass es einem fast unheimlich werden kann.

Campino fahndet im „Trümmerfeld“. Irgendwo muss dieser Stift doch sein. In der Tonne ist er nicht, in der Holzkiste nicht, auch nicht unter der Leiter. „Stift“, raunt Frauchen, und endlich wird er fündig: Es war der Plüschbär, der den Kugelschreiber verdeckte.

„Ziel-Objekt-Suche“, kurz Zos, nennt sich die Sportart, in der Campino noch ein Meister werden will. Um die Nase zu schulen, besucht der Spaniel einen Kurs in der Hundeschule von Mirjam Müntefering. „Beschäftigung für arbeitslose Hunde“ nennt sie das.

Und so wird aus dem Hund ein Arbeitgeber. Vor zehn Jahren hat sich Müntefering entschieden – gegen den Journalismus, für das Leben als Hundetrainerin und Buchautorin.

Zwei Standbeine. Das ist wohl das Erfolgskonzept der Politikertochter: zwei unabhängige Standbeine. Denn, das gibt sie zu, auch im elften Hundeschuljahr könnte sie allein von den Kursen nicht leben. Obwohl sich viel getan hat seit der Gründung. „Als ich angefangen habe, hatten wir gerade mal zwei Leute im Basiskurs“, sagt sie. Heute ist die Nachfrage groß.

Mittlerweile arbeiten sieben Trainerinnen in der Hundeschule, jede auf ihrem Spezialgebiet. Während Mirjam Müntefering sich auf Grundausbildung und die Spürnasenarbeit mit der Zos konzentriert, kümmern sich Kolleginnen um andere Bereiche.

Die Existenzgründerin. Geben im Fernsehen Männer wie Martin Rütter den Ton in der Hundeerziehung an, sind es in Hattingen die Frauen, die sich um die Vermittlung zwischen Mensch und Tier kümmern. Auch Jutta Stoye hat sich den Hund als Job ausgesucht – mit Businessplan und allem, was sich für eine Existenzgründerin gehört.

Eigentlich ist sie Bauingenieurin, aber irgendwann war die Hundeliebe stärker. Seit Mai diesen Jahres arbeitet sie als hauptberufliche Hundetrainerin in Hattingen. Ihr Spezialgebiet ist die artgerechte Beschäftigung von Jagdhunden und das sogenannte Mantrailing, bei dem Hunde (vermisste) Menschen aufspüren.

Ihre Kunden gewinnt sie vor allem durch Mundpropaganda. „Es wird immer mehr, ich bekomme immer mehr Zulauf“, sagt sie. Ob der Arbeitgeber Hund sie wirklich ernähren kann, wird sich zeigen, wenn die Existenzgründerförderung der Agentur für Arbeit wegfällt. Jutte Stoye jedenfalls ist zuversichtlich.

Die Hundefriseurin. Ein alter Hase im Hundegeschäft ist Petra Baum. Seit 28 Jahren betreibt sie ihren Hundesalon an der Bruchstraße. Waschen, schneiden, föhnen – kann man davon leben? „Natürlich kann man, man kann von allem leben“, sagt sie. Im Klartext: Reich wird man nicht, aber ein bisschen glücklicher – vorausgesetzt man mag Hunde.

Petra Baum liebt Pudel. Während die meisten Kunden eine schlichte Frisur für ihren Vierbeiner wünschen (35 Euro kostet eine Pudelfrisur ungefähr), werden die eigenen Hunde extravagant geschnitten – im Puppy-Clip, vorne bauschig, hinten eher kurz. Dazu gibt es immer wieder neue Accessoires. „Ich selber gebe sehr viel Geld für die Hunde aus, da bin ich anfällig“, gibt Petra Baum zu. Die Kollegen freut’s.