Hattingen. .

Luftsteuer, Bräunungssteuer, Pferdesteuer: Viele Städte haben kreative Ideen für die Stadtkasse. Die Hattinger Zeitung auch.

Im Rathaus geht es heute um Geld. Stadtkämmerer Frank Burbulla bringt den Etatentwurf 2011 ein. In anderen Städten hatten pfiffige Köpfe bereits Ideen für neue Einnahmequellen. So bewilligte der Essener Stadtrat gerade die Bräunungssteuer: 20 Euro pro Sonnenbank würden der Kommune jährlich 150 000 Euro einbringen.

Dortmunds Sozialdemokraten diskutierten kürzlich eine Pferdesteuer – Nutzpferde ausgenommen. Jährliche Einnahmen: unklar. Stuttgart fiel die Knarrensteuer ein: 100 Euro pro Waffe machen 1,5 Millionen Euro im Stadtsäckel. Befreit wären: Sportschützen und diejenigen, die die Waffe rein beruflich tragen müssen. Luckau in Brandenburg wollte Windräder besteuern: pro Anlage bis zu 6000 Euro.

Münchens „Luftsteuer“ für Balkone, die in den öffentlichen Straßenraum ragen, erwies sich als rechtswidrig. In Fürth zahlen wiederum diejenigen eine Luftsteuer, die Plakate (bis 1000 Euro jährlich) oder Automaten (bis zu 150 Euro) in mindestens 15 Zentimetern Höhe im öffentlichen Verkehrsraum aufhängen.

„Überlegungen über die Einführung neuer Steuern haben wir nie gehabt“, sagt Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger. Ein Grund dafür sei, dass eine neu Steuern schwierig durchzusetzen sei, der Aufwand sehr hoch. Allein die Zocker müssen ran: An der Ruhr wird schon seit längerem Automatensteuer kassiert.

Den Hattingern droht also keine Bräunungs-, Luft- oder Sexsteuer. Die Hattinger Zeitung hat trotzdem ein paar Vorschläge gesammelt, wer zum Wohl der Stadt zur Kasse gebeten werden könnte.

Baumsteuer: Bäume sind wichtig für unser Klima. Sie spenden Schatten, nehmen Treibhausgase auf und verwandeln sie in feinsten Sauerstoff. Aber: Bäume machen auch Dreck und sind gefährlich, besonders jetzt im Herbst. Laub, herabfallende Äste, Baumfrüchte – sie richten jährlich große Schäden an. Eine Baumsteuer könnte sich errechnen aus dem Kronendurchmesser mal der Länge des Stammes. Nadel- und Laubbäume müssten aufgrund des Laubabfalls unterschiedlich veranschlagt werden. Der Gingko, der keiner der beiden Arten angehört, bekäme natürlich eine Sonderregel. Die Baumsteuer ließe sich eventuell mit der Hundesteuer kombinieren.

Exotensteuer: Immer mehr Menschen möchten ihr Heim mit Schlangen, Kaimanen, Giftspinnen und anderem exotischen, teils gar giftigem Getier teilen. Sie zu bekommen, ist kein Problem, viele werden zu günstigen Preisen zum Beispiel bei Reptilienbörsen und im Zoohandel angeboten. Einen anderen Zweck als ihren Besitzer zu erfreuen und sein Selbstbewusstsein zu steigern erfüllen diese Haustiere wohl kaum. Her also mit der Steuer für exotische Haustiere – auch zum Schutz der Tiere vor unüberlegter Anschaffung. Und nur nicht zu wenig, denn nicht zuletzt seit der entschwundenen Kobra aus Mülheim wissen wir, wie teuer es werden kann, wenn solche Exoten nicht artgerecht gehalten werden. Wie die Geschichte für die arme Kobra endete, ist bekannt – Tod auf einem Klebestreifen.

Rennradsteuer: Autofahrer zahlen Steuern. Motorradfahrer auch, Mofafahrer, Traktorfahrer – eigentlich alles, was auf der Straße fährt, wird auch besteuert. Warum dann nicht auch Rennräder? Ihre Fahrer ziehen in Hattingen die Straßen klar den Radwegen vor, sorgen gerne für Staus und waghalsige Überholmanöver hektischer Autofahrer. Und viel wichtiger: Sie werden immer mehr, und sie haben Geld für ein teures Hobby. Rennräder gibt es schließlich nicht im Baumarkt, und die passende Jan-Ullrich-Gedächtnis-Ausrüstung kauft man auch nicht im Sonderangebot. Da wird doch eine kleine Steuer noch drin sein. . .

Katzensteuer: Hunde sind Luxus, Katzen aber nicht? Das ist doch ungerecht. Schließlich sind Katzen auch hauptsächlich Gesellschaftstiere. Nur die wenigsten Katzen gehen noch einem Beruf als Mäusefänger nach. Dafür verrichten die Freigänger unter den Samtpfoten genau wie die Hunde ihre Geschäfte im Freien und machen vor armen Singvögeln nicht Halt. Haustiere sind wichtig, vertreiben die Einsamkeit und lehren Verantwortung. Aber wenn eine Hundesteuer gerecht ist, dann wäre eine Katzensteuer nur fair.