Hattingen. .
Bruchfeld-Grundschule und Hauptschule sollen mit St. Georg Gemeinschaftsschule werden. Stadt und Schulleiter sind dagegen.
Als sich Bernd Leven für das Foto ablichten ließ, hoffte er noch, die Förderschule St. Georg zu einem Kompetenzzentrum ausbauen zu können. Ein Plan, von dem sich der Schulleiter schnell verabschieden musste, weil die anderen Schulen nicht mitspielten. Die Linke will ihm jetzt ganz die Tür zuschlagen.
Die Fraktion beantragt, die Förderschule 2011/12 auslaufen zu lassen und aus der Bruchfeld-Grundschule und der Hauptschule Hattingens erste Gemeinschaftsschule zu machen. Nach der Vorstellung des stellvertretenden Vorsitzenden Laurin Bongartz soll der Schulausschuss die Stadtverwaltung mit der Einrichtung des Pilotprojektes beauftragen. Die drei beteiligten Schulen hat er nicht auf seiner Seite. Die Leiterinnen und Leiter von Grund-, Förder- und Hauptschule sind der Ansicht, Eltern und Lehrer würden die Gemeinschaftsschule nicht akzeptieren.
Bongartz führt die Behindertenrechtskonvention der UN ins Feld, die Behinderungen als normalen Bestandteil menschlichen Lebens ansieht und „von Staat und Gesellschaft die freiheitliche und soziale Inklusion von Menschen mit Behinderung fordert“. Das will Die Linke nicht nur auf körperlich und geistig Behinderte angewandt wissen, sondern auch auf Lernbehinderte. Sie machten in Integrationsklassen größere Fortschritte bei der Leistung als in Sonderklassen und sozial profitierten alle davon.
Das Kompetenzzentrum für sonderpädagogische Förderung war flugs vom Tisch, weil Jugendhilfe- und Schulausschuss im Januar sechs Ablehnungen von Schulkonferenzen vorlagen. Womit die nötige Drei-Viertel-Mehrheit schon verpasst war.
Mit dem Antrag wird nun eine neue Variante zur Umformung der Schullandschaft ins Spiel gebracht . Wollten Grüne/FWI noch die Förderschule stärken und die Hauptschule schließen, weil nicht mehr genügend Kinder angemeldet würden, so will Die Linke St. Georg dichtmachen. Womit die FDP nicht einverstanden ist. Sie hält die Förderschule für unverzichtbar und will sich aktiv für den Erhalt einsetzen, erklärt Marc Bartrina.
Rot-Grün erlaubt Gemeinschaftsschulen als freiwillige Modellversuche. Die Hattinger Verwaltung lehnt die vorgeschlagene Form aber ebenso ab wie die Schulleiter, die sich zusammentun sollen. Der Bezirksregierung in Arnsberg, so die Stadt, sei nicht bekannt, „dass es Überlegungen in anderen Kommunen zur Einrichtung einer Gemeinschaftsschule auf der Basis von Hauptschule und Förderschule im Lande gibt“.
Eine Gemeinschaftsschule sollte vier, mindestens aber drei Parallelklassen pro Jahrgang haben mit mindestens 23 statt der sonst gesetzlich vorgeschriebenen 28 Schüler. Für einen Schulversuch müssten die Eltern befragt werden, das Ministerium arbeitet noch an standardisierten Bausteinen dafür. Die Schülerzahlen für 2010/11 liegen noch nicht vor oder werden noch ausgewertet. Weshalb die Stadt die Statistik vom Oktober 2009 heranzieht.
Danach bräuchte eine dreizügige Gemeinschaftsschule für die Primarstufe mindestens 276 Schüler, für Hattingen werden aber nur 273 gezählt. Für die Sekundarstufe I wären 414 nötig. Haupt- und Förderschule zusammen bringen es mit 213 zusammen auf gut die Hälfte. Auch Raumprogramm, Ganztag und die Gewährleistung gymnasialer Standards sieht die Stadt kritisch.
Kommentar
Keinen aussondern, alle mitnehmen, das klingt gut. Geistig und körperlich Behinderte ebenso in die Gemeinschaft aufnehmen wie Kinder, die sich mit dem Lernen aus vielerlei Gründen ebenso schwer tun wie ihre Eltern aus unterschiedlichen Problemlagen heraus mit ihrer Erziehung. Arm und reich, intelligent oder nicht ganz so: Wir sind alle Menschen und werden als solche individuell gefördert.
So sollte es sein. Doch Wunsch und Wirklichkeit sind zweierlei. Die Linke meint es sicher nicht schlecht mit Förder- und Hauptschule. Dass sie die zwangsvergemeinschaften will, die sowieso schon die meisten Probleme haben, könnte man auch als gemein empfinden. Echte Gemeinschaft schiebt von Anfang an keinen an den Rand.