Hattingen. .

Verölt war die Schwanenfamilie in Hattingen angekommen. Gesund und sauber darf sie nun wieder davon schwimmen.

Entölt, erholt und frisch beringt – Familie Schwan ist reisefertig. In der vergangenen Woche berichtete die Hattinger Zeitung über die große Schwanenwäsche in den Räumen der Hattinger Feuerwehr.

Sieben Schwäne, eine komplette Familie bestehend aus Vater, Mutter und fünf Jungen, war im Rhein bei Köln in einen Ölteppich geschwommen. Vermutlich hatte jemand dort sein Frittierfett illegal entsorgt. Ohne Hilfe wären die Schwäne vermutlich umgekommen, denn durch das Öl verliert das Gefieder die isolierenden Fähigkeiten.

Da sich in Köln niemand in der Lage sah, die Tiere vom Öl zu befreien, sprangen Thorsten Kestner von der Hattinger Wildvogelstation Paasmühle sowie der Herner Verein Project Blue Sea ein. In der Paasmühle durften sich die Tiere nach dem Waschen von den Strapazen erholen und ihr Gefieder wieder in Ordnung bringen.

Jetzt aber heißt es Abschied nehmen. Da ein guter Gastgeber seine Gäste niemals ohne Geschenk gehen lässt, gibt es auch für die Schwanenfamilie eine kleine Gabe. Jeder bekommt einen Ring. Mit einer eigenen Nummer. Reinhard Vohwinkel ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland und öfter in der Paasmühle anzutreffen. Wenn er nicht gerade früh morgens durch Felder und Auen zieht, um Singvögel zu beringen. Wie viele es in diesem Jahre schon waren? „Och“, sagt er bescheiden, „dieses Jahr waren es noch nicht viele – nur so 6500.“

Plus sieben. Und wozu das Ganze? „Damit wir verfolgen können, wo sie die nächsten 30 Jahre verbringen“, sagt Vohwinkel. 30 Jahre, das sei für Schwäne ein realistisches Lebensalter. Wo sie in dieser Zeit gesichtet werden, wo sie sich niederlassen, brüten, das wird in Helgoland dokumentiert.

Bald wird dort die Meldung eingehen: Schwanenfamilie auf dem Harkortsee. Denn dort werden die Vögel in nächster Zeit zu finden sein. Kestner und seine Mitstreiter haben den See zwischen Hagen, Herdecke und Wetter gewählt, um die Schwäne auszuwildern.

„Nach Köln wollten wir sie nicht zurückbringen. Da, wo sie herkommen, gibt es immer noch Öl, und an anderen Orten hätten wir sie ornithologisch nicht im Blick gehabt“, erklärt Thorsten Kestner. Und am Kemnader Stausee gebe es zurzeit einige Schwäne, so dass man nicht einfach eine komplette Familie dazu setzen könne. Schwäne haben ein ausgeprägtes Revierverhalten und dulden keine anderen Brutpaare in ihrer Nähe.

Auch auf dem Harkortsee verschafft sich der Schwanenvater gleich einen Überblick. Als sich ein fremder Schwan nähert, macht er sofort mit aufgestellten Flügeln klar: Hier regiere fortan ich. Der Rivale glaubt’s und hält Abstand. Der See ist groß genug. „Das ist doch toll hier für Schwäne“, sagt Kestner zufrieden. Auch das Wetter spielt mit: Schwäne mögen’s auch von oben nass.