Hattingen.

Andreas M. Kaufmann gibt „Dem Ort seine Sprache“ – am Freitag auf einer alten Mauer an der Ruhr.

Mit einer Aschbombe wird die Lichtkunst in Hattingen nicht aufklatschen. Die Vokabel hat Andreas M. Kaufmann herausgenommen aus dem Text, den er künstlerisch verarbeitet hat. Er wird die Steinwand auf dem Gelände des Industriemuseums überziehen.

Die Wirkung, die vom Hattinger Ruhrlicht ausgeht, soll dennoch ebenso breit ausfallen wie die Wasserverdrängung des Springers, der mit dem Hinterteil aufkommt. Einmal, was ihre Wirkung in die Zukunft angeht. Zum anderen im Hinblick auf die Vernetzung mit anderen Lichtkunst-Spielorten.

Die Eröffnung am kommenden Freitag bezeichnet Walter Ollenik als Hattinger Höhepunkt im zweiten Halbjahr Kulturhauptstadt. An sieben Spielorten zwischen Hagen und Duisburg wird nacheinander internationale Lichtkunst geboten. Mittendrin leuchtet Hattingen auf. Auf dem Regattaturm am Essener Baldeneysee ticken schon Uhren anders als gewohnt. In Hagen hatte sich der Schwimmkörper verformt, weshalb am morgigen Mittwoch an Land eröffnet wird. Die Termine am 10. September liegen so, dass man sie nacheinander abarbeiten kann. Erst in Bochum um 19 Uhr Yves Netzhammers Lichtkunst an der Sternwarte genießen. Und ab 19.30 Uhr dann an der Steinwand nahe der Henrichshütte mit viel Livemusik am Wasser feiern. Die Projektion an der Wand beginnt gegen 21 Uhr bei Einbruch der Dunkelheit.

Von dort aus lässt sich aber auch bequem bis zur Sternwarte blicken. Davon hat sich Kuratorin Dr. Dinkla, die das Programm für „Ruhrlights. Twilight Zone“ gestern im Rathaus vorstellte, bei Proben vor Ort überzeugt. Sie lobte die gute Kooperation. Die Vorbereitungen hatten vor eineinhalb Jahren begonnen.

Kaufmann gibt „Dem Ort seine Sprache“. Eine sehr direkte, die sich wandelt im Lauf der Zeit. Er holt sie aus dem Ruhrgebietslexikon von Werner Boschmann und „beschreibt“ die historische Stützmauer an der alten Ruhr mit Lichtprojektionen.

Das Projekt steht in direktem Zusammenhang mit dem Wittener, bei dem Kaufmann Begriffe aus der Ruhrgebietssprache in die Umrisse von Ruine Hardenstein packt. Der erste Teil des Lexikons ist Witten vorbehalten mit den Buchstaben von A bis P, Wörter mit den hinteren Anfangsbuchstaben wandern auf die Hattinger Mauer. Ob brasseln oder Kappes, Herz-Jesu-Süppchen oder etepetete: Sie werden in neue Zusammenhänge gestellt.

Im Licht der Kunst soll die 90 Meter lange historische Bruchsteinwand ganz leicht werden. Eine Brücke schlagen von der Vergangenheit in die Zukunft. So wie Ruhrdeutsch kein festgeschriebener Zustand ist, wie Sprache und Orte sich verändern, so sorgen auch die Projektionen für immer neue Eindrücke, die durch Besucher und Bäume immer neu gemischt werden.

Die Projektoren behält die Stadt. Und ist damit gerüstet für Folgeprojekte. Mit 35 000 Euro liegen die Kosten 5000 über der Kalkulation. Die Stadt konnte nicht an Straßenlaternen anknüpfen, weil die Spannung nicht reichte. Mit einem Generator liefert das THW zehn Tage Strom. Es gibt einen Sponsor, so Ollenik. Für die Stadt bleibe „ein relativ geringer Eigenanteil. Der Effekt sei um ein Vielfaches größer als die Kosten. In denen ist alles drin. Nicht nur Kunst, auch die Bewachung“.