Kemnader See.
Bülent Ceylan präsentiert beim Zeltfestival das Lustigste aus der deutschen, der türkischen und der kurpfälzischen Kultur,
Deutsch bis in die schwarzen Haarspitzen muss dieser Bülent Ceylan sein. Mit echten deutschen Tugenden. Fleiß – klar, sonst stünde er nicht auf der großen Bühne im größten Zelt des Zeltfestivals vor mehr als 2000 Menschen.
Auch in Sachen Pünktlichkeit ist der Mannheimer „Türk“ vorbildlich. Schlag 20 Uhr taucht seine Silhouette aus dem Bühnennebel auf, im flackernden Stroboskoplicht. Aus den Boxen dröhnen harte Metal-Riffs. Die lange Mähne fliegt – ach, die Haare. Frauen seufzen, Männer werden neidisch.
Die glänzenden, schwarzen Haare, sie sind das Markenzeichen des Comedians, neben seinem krassen Akzent. Nein, nicht der türkische. Den könnte man ja noch leicht verstehen. Ceylan lässt den Mannheimer raus, wo er nur kann. Seine Definition vom Wesen des Mannheimers: „Leg’ disch hin, isch glaub, isch lieb disch“.
Bülent Ceylan zieht auf der Bühne den Minderheiten-Joker – auch in seinem aktuellen Programm „Ganz schön turbülent“. Als doppelt Betroffener – halb Türke, halb Mannheimer – kennt er die Abseiten des Lebens. „Der darf das“ heißt es, wenn er Witze über türkische Gemüsehändler oder Eckproleten macht, und „der darf das“ heißt es auch, wenn er Hausmeister Mompfreed („nisch Manfred!“) vor sich hin hitlern lässt.
Ceylan macht Comedy, die ankommt. Mit Politik hat er nicht viel am Hut. Thilo Sarrazin bekommt trotzdem sein Fett weg. „Isch hab eigentlisch keine Meinung drüber – aber isch find’s scheiße“, sagt Ceylan. Integration ist eines seiner Themen – neben normalen männlichen Sorgen und Gebrechen, zum Beispiel, was tun, wenn es juckt und kneift im Schritt. „Hupfe“, rät Harald, Bülent Ceylans „Monnemer“ Alter-Ego, und führt einen brüllend komischen Hampelmann vor.
Aber zurück zur Integration. Sprachlich ist die schon viel weiter fortgeschritten, als mancher denken mag: „Deutsche Sprache ist muslimische Sprache“, erklärt Ceylan und zählt auf: Allah-hand, Allah-heiligen, Allah-hopp. Hätten Sie’s gedacht?
Ceylan schlüpft auf der Bühne in verschiedene Rollen. Da ist der hupfende Harald, Aslan, der gerissene Besitzer eines „türkisch Süpermarkt mit Gemüsestand“, der die Ossis nicht mag („Nicht vergessen, wir Türken waren zuerst da“), die quiekende Pelzhändlerin Anneliese, die sich besonders für das Untenrum interessiert, und Goldkettchen-Hasan, der „immer nur die Top-Marke“ kauft und sich wundert, dass es die Edel-Fleischwurst nicht von Hugo Boss gibt.
Alles lustige Gesellen. Am Besten ist Ceylan allerdings, wenn er aus seinem Leben erzählt. Hat man über den türkischen Vater in der Vergangenheit schon viel erfahren, so ist es nun der deutsche Opa. Der brachte dem „Buuh“ (das heißt Bub) früh bei, was deutsche Tugenden sind, nämlich „des, wos e Türk net kann“. Der Opa brachte dem kleinen Bülent bei, wie der Deutsche im Garten arbeitet – mit Nagelschere und Register. Der Vater hingegen, der Türk, nutzte den Garten nur zum Vergnügen, das besonders im Grillen bestand. „Ein Türke ohne Garten ist wie Westerwelle im Blaumann – undenkbar.“