Hattingen.

Die Vertreter sozialer Einrichtungen sehen die Umstellung des Zivildienstes auf einen freiwilligen Dienst skeptisch .

Der Vorschlag von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, einen freiwilligen Zivildienst einzuführen, stößt auf Widerstand. Und das nicht nur bei den Oppositionsparteien im Bundestag. Auch die Träger sozialer Einrichtungen reagieren wenig begeistert.

Jochen Winter, Geschäftsführer des AWO-Unterbezirks Ennepe-Ruhr hinterfragt den Sinn dieser Planung. „Wir haben doch mit dem freiwilligen sozialen Jahr bereits ein geeignetes Instrument, das auch von der Bezahlung her den bisherigen Zivildienst sehr ähnlich ist. Vielleicht sollte Frau Schröder an dieser Stelle einmal genauer hinschauen.“

Die Diskussionen um den Wehrdienst haben den Zivildienst automatisch ins Gespräch gebracht. Hier plant Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, die Wehrpflicht auszusetzen. Stattdessen sollen freiwillige Kräfte zur Bundeswehr stoßen. Der Zivildienst wäre automatisch mitbetroffen, weil er an den Wehrdienst gekoppelt ist.

„Im Vergleich ist der Zivildienst viel attraktiver“, sagt Friedhelm Jansen. Er ist Direktor des Caritasverbandes für das Kreisdekanat Hattingen-Schwelm und hält die Pläne für desaströs. „Schon die Verkürzung der Wehrdienstzeit war für viele ein Dilemma. Die Menschen haben sich an ihre Zivildienstleistenden gewöhnt.“

Allerdings: Die Caritas bietet eigentlich keine klassischen Zivildienststellen, in denen junge Menschen älteren helfen, mehr an. Sie ist deshalb weniger von den Plänen betroffen. Der Widerstand der Arbeiterwohlfahrt hält sich ebenfalls in Grenzen. Auch hier gehen die Zivi-Stellen zurück. „Wir haben deshalb unsere Stellen schon vor einiger Zeit abgespeckt, trotzdem werden nicht mehr alle besetzt. Denn es werden nicht mehr alle jungen Männer eingezogen.“

Im Seniorenheim Sankt Josef an der Brandtstraße ist momentan ein Zivildienstleistender beschäftigt. Wie das im Falle einer Gesetzesänderung aussehen würde, kann Einrichtungsleiterin Kirsten Quellmann momentan noch nicht beurteilen. Aber sie ist skeptisch, da mit der Umstellung auf freiwillige Basis auch eine Verkürzung der Zivildienstzeit auf ein halbes Jahr einhergehen würde. „Es macht wenig Sinn, die Leute für sechs Monate einzuarbeiten. Dabei sind die Zivis wichtig für uns und unsere Bewohner. Sie übernehmen häufig die Rolle des Enkels. Auch für uns als Leitung wäre ein einjähriger Dienst sinnvoller, weil wir genauer kalkulieren könnten.“