Kemnader See.
Element of Crime spielen seit 25 Jahren Lieder über Liebeskummer. Ein Abend zwischen Euphorie und Melancholie.
„Romantik“ ruft der Mann vorne auf der Bühne aus, und reckt ungelenk seine Arme in die Luft. Sven Regener braucht nicht mehr Worte, um das Kommende einzuschwören. Element of Crime beim Zeltfestival, das ist wie eine Reise in die Sümpfe von Louisiana. Schwül ist es unter dem Zeltdach, die Stimmung zwischen Euphorie und Melancholie. Die Erkenntnis, dass es nie einfach sein wird, aber dass es darauf auch nicht ankommt, wabert in der heißen Luft. Dicke Gitarren-Teppiche, die gedämpfte Trompete, eine Mundharmonika begleiten die chansonartigen Country-Rock-Pop Lieder und vermischen das Gefühl von Wehmut mit einer unerwarteten Leichtigkeit.
Mit „Don’t you ever come back“ eröffnet die Band das Konzert, einem Song aus der Anfangszeit, als Sänger Sven Regener noch auf Englisch textete. Schon damals, in den 1980er Jahren, war der Liebeskummer sein zentrales Motiv.
„Am Ende denk’ ich immer nur an Dich“, singt Regener. Ein Lied vom aktuellen Album „Immer da, wo du bist, bin ich nie“. Lieber locker angehen lassen, man ist ja auch nicht mehr 20. „Too old to die young“ – zu alt, um jung zu sterben. Diesen Satz hat die Band auf T-Shirts drucken lassen. Wie wahr. Seit 25 Jahren stehen sie auf der Bühne. Dass sie darüber alt geworden sind, kann man indes nicht behaupten. Glücklich anscheinend aber auch nicht. Zum Glück. Wer will schon einen Element-of-Crime-Song, der von erfüllter Liebe handelt?
Dann doch lieber Lieder wie „Im Himmel ist kein Platz mehr für uns zwei“. „Siehst Du, wie sich die Wolken zusammen drängen, als ob es sie da oben alleine friert. Ich hab nicht darum gebeten, Dich wiederzusehen. Wer als erster von weinenden Wolken spricht, verliert.“ Das alles könnte verdammt kitschig sein. Ist es aber nicht. Noch nicht einmal, wenn draußen gerade die Welt im Regen versinkt und dazu Donner grollt.
Element-of-Crime-Konzerte und Regen – das scheint eine Symbiose zu sein. Den Verweis auf den Namen des Sängers kann man sich getrost verkneifen. Rund 1500 Menschen wollen die Band sehen. Eine große Show hat wohl niemand erwartet. Regener ist kein Redner. „Und schon hat man mal wieder was gesagt“, kommentiert er eine seiner raren Ansagen. Mehr kommt nicht. Das Bühnenbild ist ergreifend schlicht. Vier Männer machen Musik, das muss reichen. Ganz am Ende, in der dritten Zugabe-Runde, bei „Draußen hinterm Fenster“, tauchen dezente Lichtschläuche auf. Vielleicht waren sie auch die ganze Zeit da. Man hätte es nicht gemerkt, weil Regener trotz seiner reduzierten Gesten alle Blicke auf sich zieht.