Hattingen. .

1855 eröffnete Heinrich Hill sein erstes Lebensmittelgeschäft. Der Name entwickelt sich zu einer Marke.

Daran erkennt man den alt-eingesessenen Hattinger: Wenn er in die Innenstadt geht um Lebensmittel einzukaufen, dann macht er das bei Hill. Obwohl der Name aus dieser Branche längst verschwunden ist, hat er sich im Volksmund gehalten. Aber wen wundert’s? Das Familienunternehmen sorgte für mehr als 125 Jahre dafür, dass die Bevölkerung satt wird.

Irgendwo in Bredenscheid hat Heinrich Hill sein erstes Lebensmittelgeschäft eröffnet. Niemand kennt heute noch den genauen Ort. Der 30. November 1855 war jedenfalls der Tag, an dem die Geschichte beginnt. Sieben Jahre später, am 20. September 1862 kommt Heinrich Hills Sohn Robert zur Welt. Im Alter von 25 Jahren tritt er in Vaters Firma ein. Die Hill’sche Erfolgsgeschichte gewinnt an Fahrt. Robert Hill baut das Filialnetz aus und verlegt den zentralen Firmensitz nach Hattingen an die Eickener Straße. Für die Stadt hatte er viel übrig. Mit seiner Finanzspritze konnte unter anderem der Bismarckturm im Schulenbergwald gebaut werden. Das Unternehmen Hill übersteht auch dank seiner kaufmännischen Weitsicht die Inflation in den 20er Jahren und die Weltwirtschaftskrise ab 1929.

Das Ruder haben anschließend mit Paul und Otto Hill zwei Söhne Roberts übernommen. Aus dieser Ära weiß Wilhelm Bock einiges zu erzählen. Der inzwischen 81-Jährige begann 1946 als Lehrling bei Hill, und blieb der Firma bis 1988 treu. „Mein Opa riet mir damals: Geh zu Hill, denn gegessen wird immer.“

An seine Anfangszeit erinnert sich Bock noch gut: „Eines Tages kam ein Eisenbahnwaggon mit losen Apfelsinen an, den wir ausräumen mussten. Paul Hill sah uns, zog sich die Jacke aus und half mit.“ Und das war kein Zufall. „Mit allen Hills konnte man gut umgehen. Das Verhältnis zwischen ihnen und den Mitarbeitern war immer gut“, sagt Bock, der später als Prokurist für Hill arbeitete und als solcher einen engen Draht zur Unternehmensführung hatte.

Innerhalb der Firma herrschte ein Geist, der bis heute nicht verzogen ist. Auch dafür hat Wilhelm Bock eine Erklärung: „Hill war ja noch ein personengebundenes Unternehmen, nicht so wie heute, wo in der Regel ein Aufsichtsrat entscheidet.“ Das Wohl der Angestellten lag der jeweiligen Führungsperson stets am Herzen. „Im Winter 1946 herrschte der Hunger in Deutschland“, erinnert sich Bock. „Deshalb erhielten wir Sonderrationen.“

Dass es im Land später wieder aufwärts ging, erkennt man auch an der Größe der Firma Hill. Sie wuchs kräftig mit, vergrößerte in den frühen 70er Jahren ihr Lager an der Eickener Straße. Weichen musste für das erweiterte Betriebsgelände des Sportplatz des TuS Hattingen. Was damals noch niemand wusste: Die Geschichte des Familienunternehmens sollte in ihrer ursprünglichen Form keine zehn Jahre mehr dauern. Klaus Hill, seit 1972 der starke Mann, verkaufte die Firma 1981 an die Deutsche Supermarkt AG. „Er war gesundheitlich angeschlagen und zugleich der letzte männliche Nachkomme“, begründet Bock. Nur der Name Hill ist geblieben. Offiziell noch bis in die 90er Jahre, im Volksmund bis zum heutigen Tag.