Hattingen. .
Metzger schätzen Konkurrenz und Nachwuchs unterschiedlich ein. Geringe Anzahl an Betrieben im Vergleich zu Bäckern.
„Metzgereien die am Rand liegen, werden bei Aufgabe des Geschäfts vermutlich nicht neu besetzt“, sagt Fleischer Heinz-Günter Radtke. Metzgereien in der Krise – Konkurrenz durch Supermärkte, Nachwuchsprobleme, Scheu vor der Selbstständigkeit? Wie sieht es vor Ort aus?
Es fehle den Metzgern, die Geschäfte neu eröffnen der Kundenkreis, sagt Radtke. „Zudem gibt es viele Auflagen für den Beruf, die viele abschrecken.“ Auch von der EU kämen Regelungen, die er zum Teil übertrieben finde. Entscheidend: „Das Nahrungsmittel Fleisch hat keinen Wert mehr, es wird zu billig verkauft“, sagt Radtke.
Er hat bei seinen Geschäften in Blankenstein und Welper zwei Supermärkte in der Nähe. Natürlich sei das Konkurrenz, mit großen Parkplätzen für die Kunden. Da müsse man schon eine super Lage haben, um zu bestehen.
Ein weiteres Problem nennt er: guter Nachwuchs. Es mangele oft an Schulbildung, sagt Radtke. Auch die Arbeitszeit sei für viele junge Menschen nicht attraktiv. Radtke fängt um halb vier in der Nacht an. „Wir bekommen nicht die Jungs und Mädchen, die wir brauchen.“ Radtke selbst beschäftigt zur Zeit keinen Auszubildenden.
Metzgerei im Wandel: denn den Metzger, so wie es ihn mal gegeben habe, gebe es nicht mehr, sagt er. Hinzu seien Angebote wie Party-Service gekommen, um zu bestehen. Und um fortzubestehen. Wie es in Zukunft weiter geht, könne er nicht sagen. Seine Tochter arbeite mit ihm zusammen, aber ob sie das Geschäft weiter führe sei noch nicht klar.
Wer sich das Stadtbild anschaut, dem fallen meist weniger die Fleischer als Bäcker auf. Die Handwerkskollegen sind in der Überzahl. Auch in Niederwenigern, wo kein eigener Fleischer vor Ort ist – den Supermarkt außen vor gelassen. Dafür gibt es drei Backläden, einer davon hat kürzlich eröffnet.
Anette Küpper-Fahrenberg vom gleichnamigen Backhaus betreibt schon länger eine Filiale im Stadtteil. Sie kennt die Konkurrenz: „Die nehmen einem schon Kunden weg“, sagt sie. Aber: „Konkurrenz kommt und geht.“ Wichtig sei die Lage: Sie hätten gute Standorte und persönliche Beratung. Das würden sich die Kunden auch wünschen. Thema Nachwuchs: beim Backhaus kein Problem. „Momentan habe ich vier Auszubildende, bald sind es fünf.“, sagt sie.
Warum sich ein weiteres Backgeschäft anstatt eines Fleischers in Niederwenigern ansiedelt hat? Sie kann nur mutmaßen: „Die starke Konkurrenz durch Supermärkte.“
Fleischer Michael Müller sagt zur Konkurrenz: „Supermärkte oder Discounter können nicht das leisten, was ein Handwerksbetrieb leisten kann.“ Es sei ein Unterschied, ob der Verbraucher zu einem Produzenten oder zu einem Händler gehe. Einen Trend sieht Müller: „Ich habe den Eindruck der Verbraucher vergleicht heute mehr.“ Und sei bereit für mehr Leistung, auch mehr Geld zu bezahlen.
Zum Thema Nachwuchs erläutert er, dass es durchaus größere Nachfrage für den Beruf gebe. Jedoch muss der Lehrling erst einmal einen Betrieb finden, der ihn ausbilde. Zwei Fragen seien wichtig: Wie viele Betriebe bilden überhaupt noch aus und kann sich das der Betrieb leisten? Müller selbst will bald zwei Lehrlinge ausbilden.
Ein Metzgereien-Sterben sieht er nicht. Der Markt habe sich bereinigt, aber wer heute bestehe, werde dies auch weiter tun.