Hattingen.

Ältere Generation hat keine Probleme mit Lärm und Tagesstätten in Wohngebieten.

„Die Situation bei uns ist unproblematisch“, sagt Steffen Heritsch aus der Pressestelle der Stadt. Kinderlärm sei in den Tagesstätten kein Thema. Weshalb die Stadt keinen Grund sieht, sich zu der politischen Idee zu äußern.

Geäußert hatte sich der Chef der Senioren Union in NRW, Leonhard Kuckart. Auch eine gute Lärmquelle mache krank. Weshalb Kindertagesstätten in Wohngebieten problematisch seien. Vor jedem Neubau sollten Interessen von Nachtarbeitern und ruhebedürftigen Senioren berücksichtigt werden. Der Wert eines Kindes dürfe nicht höher angesetzt werden als der alter Menschen.

Welcher Neubau, fragt sich der Beobachter. Geht nicht überall die Zahl der Kinder zurück? Schließen nicht Gruppen und andernorts auch Einrichtungen? Und welchen Dienst erweisen solche Vorschläge dem Miteinander der Generationen?

Gar keinen. Der Schuss geht eher nach hinten los. Michael Lunemann kam „spontan der Gedanke, als ich das gelesen habe: Der Mann wollte mal wieder in der Presse stehen.“ Derartige Vorschläge machten „soviel kaputt“, sagt der Vorsitzende der Senioren Union Hattingen. Lunemann, ehemals Sozialdezernent, hat sich gefreut über Leserbriefe im Mantelteil der WAZ, die Kinderlärm als Zukunftsmusik bezeichnet und nicht als störend empfunden hatten.

Die Hattinger Senioren Union fühlt sich politisch beauftragt zum Dialog der Generationen. Für den solche Vorschläge nicht förderlich seien. Kindern könne man nicht den Mund verbieten, so Lunemann. Das sei gut so. „Zu viele sitzen schon mit zehn Jahren stumm vor dem PC.“

Wohin also mit Tagesstätten? Ins Gewerbegebiet? Auf die grüne Wiese weitab vom Schuss? „Mitten unter uns“, in den Stadtteilen, will Lunemann die Kinder betreut haben. Für Christel Oldenburg vom Familienzentrum Südring gehören die Einrichtungen ebenfalls dorthin, wo die Familien wohnen. Es müsse einen Sozialraumbezug geben, Kinder müssten Wege zu Fuß machen können. Statt Beschwerden über Lärm gibt es ältere Menschen, die anklopfen, weil der Enkel die Einrichtung besucht hat. Und die Torwand als Geschenk, weil Kinder sich dort so wohl gefühlt haben.

„Das Mindeste, was man von einem Kind erwarten kann, ist, dass man es hört“, sagt Peter Wenzel, Geschäftsführer des KiTa-Zweckverbands im Bistum Essen, der Einrichtungen in Hattingen unterhält. Kinder hätten ein Recht auf Spiel und Freizeit. Austausch zwischen den Generationen sei ein Glücksfall, den es zu fördern gelte.

Ganz nah kommen sich Jung und Alt in St. Georg. „Wir liegen direkt neben dem Altenheim“, sagt Leiterin Dagmar Teckenberg. Seit 25 Jahren. Probleme? Fehlanzeige. Und wenn es welche gäbe? Die Leiterin: „Die Leute einladen, sich zusammensetzen, miteinander reden.“