Hattingen.
Letzter Akt des Insolvenzverfahrens Liethmann: Am 7. Juni wird die Gemüsescheune versteigert.
Insgesamt 35 053 Quadratmeter groß sind die Flurstücke 391 und 396 der Gemarkung Niederstüter, Flur 23, Elfringhauser Straße 136, die am 7. Juni im Saal 5 des Hattinger Amtsgerichts unter den Hammer kommen. Die Gemüsescheune wird versteigert. Um 13 Uhr beginnt mit dieser Zwangsvollstreckung der letzte Akt im Insolvenzverfahren Liethmann.
Im Sommer 2008 war die Pleite bekannt geworden. So ungewiss die Zukunft des Aushängeschildes und Anziehungspunktes im grünen Hügelland beim Absturz in die roten Zahlen war, so gewiss ist jetzt der Ausgang des Verfahrens und der damit verbundene offizielle Start in eine neue Zukunft. Denn: Alles andere als ein Zuschlag für Jupp Schücking wäre eine Sensation. Der gebürtige Westfale mit Firmensitz in den Niederlanden hat bereits im Januar 2009 die Biogasanlage aus der Insolvenzmasse der liethmannschen Familienbesitzes herausgekauft und bei der Übernahme der Gemüsescheune mehr als einen Fuß in der Tür. Durch die Übernahme Grundpfandrechte kann er die Gemüsescheune gewissermaßen an sich selbst versteigern. Rechtlich notwendig war dieser Schritt, weil sich Senior-Chef Friedhelm Liethmann bei der Übergabe der Geschäfte an seinen Sohn Thomas ein Rentenrecht gesichert hatte, das einen Verkauf ohne seine Zustimmung ausschließt. Daran war natürlich auch Insolvenzverwalter Jens Schmittmann gebunden. Blieb nur noch der Weg in die Zwangsvollstreckung, wobei Schmittmann die Zeitschiene richtig einschätzte. „Bis zum Vollzug kann es ein Jahr dauern“, sagt er im März 2009.
Jupp Schücking hat angekündigt, nach der Versteigerung auf Expansionskurs zu gehen. Die auf 35 begrenzte Zahl der Sitzpätze im Scheunencafé soll nach Absprachen mit der Stadt aufgestockt werden. Ein Streichelzoo ist in Planung. Für das vergangene Jahr hatte die Übernahme der Grundschulden dem Unternehmer, der auch in anderen Städten ähnliche Erlebniseinkaufsmagneten mit angehängten Biogasanlagen betreibt, genügend Planungssicherheit verschafft, um die Scheunengeschäfte zumindest fortzuführen. Der Verkauf von Blumen und Backwaren, Fleisch und Wurst ging weiter.
Thomas Liethmann ist nach der 8,2-Mio-Euro-Pleite inzwischen auch strafrechtlich verurteilt. Wegen Betruges und Vorenthaltung der Arbeitgeberbeiträge an Krankenkassen erhielt er im Februar 22 Monate auf Bewährung. Ein volles Geständnis bewahrte den 35-jährigen Landwirt vor einer Haftstrafe. Geld verlor bei der Insolvenz auch Heidi Pamp. Die ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin hatte als stille Gesellschafterin 120 000 Euro in die Biogasanlage gepumpt.