Hattingen.

Hans-Hermann Thielke unterhält das Publikum im Stadtmuseum mit Geschichten von der Post und der Bahn.

Gelber Pullunder, adrett gekämmter Scheitel, beige karierte Hose und Brille. Das ist Hans-Hermann Thielke, Postbeamter im mittleren nichttechnischen Dienst. Zu seinem Auftritt im Stadtmuseum Blankenstein wäre er fast zu spät gekommen.

Er sei mit der Bahn gefahren, und die habe natürlich Verspätung gehabt. Aber er könne von einer neuen Erfahrung berichten: „Die Bahn erklärt nämlich jetzt sehr ausführlich, warum es zu Störungen im Betriebsablauf kommt.“ Signalstörungen etwa: „Da kommt dann die Durchsage: Unser Mitarbeiter Klaus Müller, 38, holt jetzt die Trittleiter und kümmert sich dann um das Signal.“ Jeder Schritt werde ausführlich beschrieben – sogar auf Englisch, für die internationalen Gäste: „Das ging so lange gut, bis der Zugführer an die Stelle mit dem 19er Kreuzschlitzschraubendreher kam.“ Beinahe scheint es so, als ob sich – noch – keiner traut, richtig zu lachen. Unterdrücktes Kichern ist zu hören. Unterdessen leitet Thielke von der deutschen Bahn zur deutschen Post AG über. Aber eigentlich „schaue ich mich ja grad um“, nach einer Frau nämlich. In seiner Abteilung, da wäre eine potenzielle Kandidatin. „Ich bin mir auch sicher, dass sie noch frei ist. Sie hat nämlich kein Foto auf ihrem Schreibtisch stehen.“ So erkenne er verheiratete Mitarbeiter immer am Foto des Ehepartners auf dem Schreibtisch: „Das wird von der gegenüberliegenden Seite, also dem anderen Partner, quasi so eingefordert – mit Nachdruck.“

Umrahmt wird Thielkes Auftritt von Musik. Christian Bleiming begeistert die Zuschauer am Klavier mit Boogie Woogie: Mal Klassiker, mal selbst Komponiertes, mal Improvisiertes. Das Publikum taut auf. Etwa, wenn Thielke über die Erfahrung mit einem Marder erzählt, der seit Neuestem in seinem Ford Fiesta wohnt. Er habe versucht, das Tier mit lautem Händeklatschen zu vertreiben. Das aber habe seinen Nachbarn alarmiert – einen Tierschützer. „Der hat dann eine einstweilige Verfügung gegen mich erwirkt“, um das Tier zu schützen. „Jetzt ist mein Ford Fiesta ein Naturschutzgebiet.“ Später verrät Thielke dann Vorkommnisse auf dem Postamt. Auf einem Lehrgang in Karlsruhe sei er gewesen: „Schalterabfertigung humorvoll gestalten.“ Er erzählt von Beamten, die vor lauter Dauergrinsen ihre eigentliche Arbeit vergessen. Und dann war da noch der Stromausfall: Briefmarken verkaufen im Dunkeln, Kunden die sich verirren, und ein dreister Mensch, der das Chaos für sich nutzte und „mit einer unfrankierten Postkarte 500 Euro von seinem Konto abgehoben hat.“ Das war’s dann: Thielkes „Kurzreferat über Neuerungen bei der Deutschen Post AG.“ Langer Applaus für ihn und seinen Begleiter Christian Bleiming, der zum Abschied ein Gospel-Stück spielte.