Hattingen. Fehlende Ansprechpartner, kalte Heizung, feuchte Wände: Die Mieter der Deutschen Annington klagen über Missstände und sorgen sich um ihre Gesundheit. Denn in den Wohnungen am Moselweg macht sich Schimmel breit. Der Vermieter nennt aber Heiz- und Lüftungsfehlern als Ursache dafür.
Vom Boden in der Ecke zieht der Schimmel die Küchenwand hoch. Auch auf dem Laminat macht er sich langsam breit. „Ich habe einfach den Tisch davor gestellt”, sagt Janine Herden. So sieht sie nicht das ganze Ausmaß. In der Küche zumindest nicht. Denn der Schimmel blüht auch am Badezimmerfenster, im Schlafzimmer hinter ihrem Bett – in allen Farben. Es trifft immer die Außenwände.
Janine Herden sorgt sich um ihre Gesundheit. Sie hat genug vom Ärger mit dem Vermieter der Wohnung am Moselweg: der Deutschen Annington. Die 24-Jährige ist Ende 2007 eingezogen und hat sich über den Studententarif gefreut. Sich richtig wohl gefühlt. Doch nur einen Monat nach dem Einzug entdeckt sie erste Schimmelflecken. „Ein Mitarbeiter kam und sagte, ich sei schuld”, erzählt Janine Herden. Der Grund: falsches Lüftungs- und Heizverhalten. „Ich reiße die Fenster mindestens zweimal täglich auf”, sagt sie. Schließlich schickte der Vermieter jemanden, „der pinselte darüber, aus Kulanz”.
Laut Fachmann kommt die Feuchtigkeit durch die Wand
Ein Jahr später hat die 24-Jährige das gleiche Problem. Es folgen Telefonate, Mails, schließlich der Weg zum Anwalt. Wieder wird der Schimmel entfernt. Wieder kommt er zurück. Im Keller ist vieles verschimmelt. In der Wohnung sind Möbel wie das Bett befallen. „Und endlich sagte der Fachmann, der herausgekommen war, dass es kein Lüftungsfehler ist”, erzählt Janine Herden. Die Feuchtigkeit komme von außen durch die Wand. Nur schriftlich habe sie das nicht erhalten. Sie kündigte fristlos.
Auf der Straße hat sie zufällig von ihrer Vormieterin erfahren: „Die Wohnung hat schon bei ihr geschimmelt.” Über der Wohnung von Janine Herden habe eine ältere Dame gelebt: mit Schimmel. Jetzt wohnt eine junge Frau darin. Mit neuen Tapeten. Auch Nachbarn aus anderen Häusern plagten sich mit Schimmel. Und dem Service der Deutschen Annington, sagt Björn Kerscher (30): „Der ist immer schlechter geworden”. Erst gab es ein Büro um die Ecke, dann Ansprechpartner in Bochum, schließlich eine kostenlose Telefonnummer, die inzwischen kostenpflichtig sei. Als kürzlich die Heizung bei Minusgraden im ganzen Haus ausfiel, dauerte es vier Tage, bis sie repariert wurde.Die Anlage gehört inzwischen Pro Energy: erreichbar über eine Hotline. Kürzlich schickte Kerscher eine Frage wegen der Mülltonnen erst per Brief, dann per Mail an die Deutsche Annington: „Eine Antwort habe ich nie bekommen.” Seine Frau erzählt von ihrer Mutter, die bei einer Wohngesellschaft in Essen lebt: „Sie hat eine Liste mit Telefonnummern von Handwerkern für die Mieter.”
„Das Schlüsselwort ist Durchzug”
„Wir machen auch Fehler”, sagt Katja Weisker, Pressesprecherin der Deutschen Annington. Dennoch: Das Thema Heiz- und Lüftungsfehler habe einen guten Grund. Es gebe Mieter, die nicht richtig lüften und unter anderem wegen gestiegener Energiekosten die Heizung herunterdrehen. Um vorzubeugen und umfassend zu informieren, begrüße die Deutsche Annington alle neuen Mieter mit der Broschüre „Richtig Lüften und Heizen”. Katja Weisker: „Das Schlüsselwort ist Durchzug”. Mehrmals täglich. Und Temperaturen von 18 bis 22 Grad. Die Keller in Bauten der 50er Jahre seien nicht staubtrocken. Es sei in diesen Häusern sicherlich auch schwierig, ein gutes Raumklima zu schaffen.
Bauliche Mängel ließen sich aber feststellen. Wie Risse in der Wand. Daher schicken sie im Zweifel Gutachter. Stellt der fest, dass die Wand innen feucht ist und die Nässe nicht von außen hineindringt, dann liegt es doch am Heizungs- und Lüftungsfehler.
Janine Herden hat genug von Gutachten. Bei der Deutschen Annington will sie nicht mehr wohnen: „Dann zahle ich lieber ein paar Euro mehr.”
Standard-Reaktionen
Heizungs- und Lüftungsfehler als Ursache für Schimmel – die Antwort kennt Jutta Hüppop : „Das ist die Standard-Reaktion der Vermieter”. Mieter sollten den Vermieter auffordern, den Schimmel zu beseitigen und eine Frist setzen, rät die Rechtsanwältin des Mietervereins. Danach bestehe die Möglichkeit zu klagen.
Auch eine Mietminderung sei möglich. Oder den Schaden auf eigene Kosten beseitigen zu lassen und diese von der Miete abzuziehen. Doch so einfach ist das nicht: „Denn es geht nicht ohne Sachverständigen”. Und es bleibt offen, wie im Falle einer Klage das Gericht entscheidet. Das kostet Geld und Nerven. „Ein Klageverfahren ist immer unsicher und anstrengend”, sagt Jutta Hüppop. Weist der Mieter aber nach, dass der Vermieter vom Schimmelproblem gewusst hat, könne er Schadensersatz fordern. Helfen kann da der Kontakt zum Vormieter. Wer sich eine neue Wohnung anschaut und übergepinselte Ecken sieht, sollte die Finger von der Wohnung lassen.
Zum Service der Deutschen Annington berichtet die Rechtsanwältin von Briefen, die die Mieter erhalten haben: Sie sollen 20 Cent pro Quadratmeter für einen verbesserten Hausmeisterservice bezahlen.