Leni Meinecke (CDU) und Heidi Pamp (SPD) werden heute Abend als stellvertretende Bürgermeisterinnen verabschiedet.

Leni Meinecke (CDU) war 25, Heidi Pamp (SPD) zehn Jahre lang stellvertretende Bürgermeisterin Hattingens. Heute Abend, bei der konstituierenden Sitzung des neuen Stadtrats, werden sie verabschiedet. Die Redakteure Michael Brandhoff und Ulrich Laibacher sprachen mit den Politikerinnen aus Niederwenigern.

Frau Meinecke, Frau Pamp, was machen Sie heute um 17 Uhr?

Meinecke: Wir sind in die Ratssitzung eingeladen.

Pamp: Das war der Wunsch aller Fraktionen.

Wo werden Sie sitzen?

Pamp: Das wissen wir noch nicht. Aber es ist ja noch ein Stuhl frei – vielleicht schieben sie noch einen zweiten rein (beide lachen laut).

Sehen Ihre Schreibtische zu Hause denn noch nach Ratsarbeit aus?

Pamp: Also, ich habe noch nichts weggeräumt, das mache ich vielleicht einmal Anfang des nächsten Jahres.

Meinecke: Bei mir liegen auch überall noch Protokolle herum.

Frau Pamp, Sie haben ihr Ratsmandat nicht verteidigt, weil die SPD alle 19 Mandate direkt geholt hat und kein Listenplatz zog – tut das noch weh?

Pamp: Am Anfang habe ich mich erschreckt. Aber das ist Demokratie, das muss man so sehen wie es ist, auch wenn ich gerne weitergemacht hätte. Aber das mache ich ja – als sachkundige Bürgerin im Sozialausschuss.

Frau Meinecke, Sie haben sich selbst zum Rückzug entschlossen – hat das wehgetan?

Meinecke: Nein. Es wird schon eine Veränderung, aber ich habe ja noch die gesamte Caritas und andere Dinge – ich werde nicht in ein Loch fallen.

Sie kommen beide aus Niederwenigern, sitzen seit etlichen Jahren gemeinsam im Rat, waren stellvertretende Bürgermeisterinnen – wie gut kennen Sie sich privat?

Pamp: Wir sehen uns im Dorf, bei Geburtstagen, bei Veranstaltungen. Wir haben keine Berührungsängste. Ich hatte immer das Motto: In der Kommunalpolitik ist es tödlich, wenn die Parteien aufeinander einhauen.

Meinecke: Bei dem wenigen Geld, was die Stadt hat, müssen alle an einem Strang ziehen – miteinander ist besser als gegeneinander.

Pamp: Klar, es gab Meinungsverschiedenheiten, aber man muss miteinander reden.

Wie sehr hat Sie die Politik über das Rathaus hinaus beschäftigt?

Meinecke: Wir sind zwei, die nie den Stecker rausziehen können. Früher war das ja so, dass erst politisch gekämpft und anschließend gemeinsam ein Bier getrunken wurde. Aber das fehlt heute.

Pamp: Ach, früher wurde die richtige Politik doch erst hinterher beim Bier gemacht. Heute ist der Umgangston rauer geworden. Der eine oder andere sollte manchmal überlegen, was er sagt.

Frau Meinecke, Sie gelten als soziales Gewissen der CDU; auch Sie, Frau Pamp, betonen soziale Gerechtigkeit – ist soziales Engagement weiblich?

Meinecke: Eigentlich nicht.

Pamp: Na ja, früher in der Diakonie hatten wir immer nur einen Mann.

Meinecke: Es werden mehr. Im Seniorenforum oder in Altenheimen. Man kann nicht sagen, dass die Männer nichts machen.

Die Stadt muss massiv sparen. Wo darf sie das auf keinen Fall?

Pamp: Bei der Jugendhilfe. Viele denken, wir sind eine kleine Stadt, hier ist heile Welt, aber das ist nicht so. Viele brauchen städtische Hilfe schon in der zweiten oder dritten Generation, das erschreckt mich, da müssen wir ran.

Meinecke: Viele brauchen Hilfe, ihren Haushalt besser zu führen, da müssen wir ansetzen. In den vergangenen zehn, 15 Jahren haben wir es geschafft, dass viele junge Frauen besser wirtschaften können, hier könnte man noch viel mehr machen.

Was wünschen Sie dem Rat für seine künftige Arbeit?

Meinecke: Ich wünsche mir, dass man aufeinander zugeht. Auch die jungen.

Pamp: Nicht nur vom Wandel reden, sondern ihn leben. Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt.

Frau Meinecke, Frau Pamp, vielen Dank für dieses Gespräch.