Hattingen. Kunst ist zum Gucken da. Ein Satz wie in Stein gemeißelt. Die aus Holz geschlagenen Skulpturen der Hattingerin Ulla H'loch-Wiedey sind da anders: Kunst zum Anfassen, zum Drüberstreicheln, zum Erfühlen, und damit - erfahren.

Die Künstlerin, auf deren Bronzefiguren die Hattinger am Synagogenplatz oder am Untermarkt stoßen, wäre in diesem Sommer 90 Jahre alt geworden. Das Stadtmuseum erinnert nun in einer Retrospektive an die Bildhauerin, die auch die längste Zeit ihres Lebens in Hattingen verbrachte. Mehr als 40, in ihrem Atelier in Niederwenigern entstandene Skulpturen aus Mahagoni, Linde und Eiche sollen ab Montag, 14. März, und bis zum 11. April Besucher ins Stadtmuseum am Marktplatz in Blankenstein locken.

Das Besondere: „Anfassen ist ausdrücklich erlaubt”, sagt Museumsleiterin Petra Kamburg: „Man soll die Augen schließen und mit der Hand über die Skulpturen fahren.” Dies sei nicht nur für Kinder ein „Erlebnis”, sondern ermögliche auch einer Gruppe den Kontakt zur Kunst, die visuell meist außen vor ist: „Wir haben alle Förderschulen der Umgebung angeschrieben, damit auch Sehbehinderte und blinde Menschen die Möglichkeit haben, die Formen zu erleben”, sagt Kamburg.

Eröffnung am Sonntag

Die Skulpturen, alle zwischen dem Ende der 40er und Anfang der 90er Jahre entstanden, tragen gemeinsam ein großes Thema: „Der Mensch und seine Probleme sind der Inhalt meiner Arbeit”, hatte die Künstlerin einst gesagt.

Das sieht man, das fühlt man: Aus einem Block geschlagen verzichten die Figuren auf die „großen Gesten”, wie Kunsthistorikerin Annette Quast erklärt, die bei der Eröffnung am Sonntag, 13. März, um 11.30 Uhr ein paar einführende Worte sprechen wird. Zusammengekauert, in sich verschränkt, so präsentieren sich die Figuren, allesamt problembeladene Personen: die „Hockende Mutter mit Kind” genauso wie die die Protagonisten der „Angst”. Verzweiflung und Furcht, aber auch Hoffnung und Schutz: „Keine der Figuren steht individuell für sich, sondern als Teil für das große Ganze”, sagt Annette Quast.

Dabei machen es die Holzskulpturen dem Betrachter nicht einfach: Die maskenhaften Gesichtszüge weichen Blicken aus, starren ins Leere.

Aber dafür erschließen sie sich dem Befühlenden: Manche kalt, andere warm. Die einen hart, die nächsten anschmiegsam – je nach Holzart.

Öffnungszeiten

Das Stadtmuseum am Marktplatz 1-3 in Blankenstein ist dienstags und mittwochs sowie freitags bis sonntags jeweils von 11 bis 18 Uhr und donnerstags von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter der Rufnummer 68 61 29.