Willi Lippens macht aus einer Buchvorstellung ein Spektakel.

Anekdoten aus 15 Jahren Profi-Fußball können unterhaltsam sein. Wenn sie aber von Willi „Ente” Lippens erzählt werden, ist Lachen garantiert. Davon überzeugten sich etwa 80 Zuhörer in der Gaststätte Geldmann in Niederwenigern. Gemeinsam mit dem langjährigen WDR-Moderator Dietmar Schott stellte der frühere Torjäger von Rot-Weiß Essen seine Biografie mit dem unverwechselbaren Titel „Ich danke Sie!” vor.

Wer jedoch an eine Buchvorstellung im klassischen Sinn denkt, der wird schnell eines Besseren belehrt. Lippens liest keine Geschichten vor, er durchlebt sie. Nicht allein das, was er erzählt, sorgt für schallendes Gelächter, sondern vor allem die Art und Weise macht den Abend zu einer heiteren Angelegenheit.

Bereits seine ersten fußballerischen Gehversuche haben es in sich. Der Neunjährige infiziert sich während des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft im Jahr 1955 mit dem Fußball-Virus. Rot-Weiß Essen besiegt den Favoriten aus Kaiserslautern (4:3), und der junge Willi will daraufhin unbedingt in einen Verein. „Zu teuer”, entgegnet sein Vater. Der Mutter ringt er schließlich die Zustimmung ab und jagt fortan jeden Samstag dem Ball hinterher. Als Vater Wilhelm seinen Sprössling mal sucht, antwortet Mutter Lippens: „Der Willi ist in der Andacht.”

Zehn Jahre vergehen, ehe er sich RWE anschließt und einem größeren Publikum bekannt wird. Dieses verehrt ihn schnell für seine Art Fußball zu spielen – und für seinen Laufstil, der dem einer Ente ähnelt. „Darin war die klassische Körpertäuschung bereits enthalten”, scherzt Lippens.

Durch den feinen Umgang mit dem Ball spielt sich Lippens schnell in den Blickpunkt finanzstärkerer Vereine. So steht plötzlich der Präsident von Hertha BSC, Wolfgang Holst, vor seiner Haustür – mit 600 000 Mark in der Hand. Doch Lippens bleibt den Rot-Weißen treu.

Dafür erntet er auch mehr als 40 Jahre später in Niederwenigern noch Applaus. Über seinen geplatzten Wechsel zu Ajax Amsterdam scherzt er: „Dann habe ich die Tüte eben nur noch aus der Ferne gesehen – auch die Lohntüte.”

Als Außenstehender betrachtet er heute die Entwicklung seiner Rot-Weißen. „RWE ist ein toller Verein, hat ein Riesenfundament. Leider steht zurzeit nur eine Art Hundehütte drauf.”

Die Wennischen lachen sogar mit, als ihr berühmter Gast erklärt, weshalb er Niederwenigern so gut kennt. Als Trainer des Nachbarn SuS Niederbonsfeld trat er mit seinem Team häufig gegen die Sportfreunde an. „Daran habe ich gute Erinnerungen, weil wir hier meistens gewonnen haben. Für mich ist das hier deshalb wie ein Heimspiel.”