Der Verein „Hattingen hilft!” hat den nächsten Transport auf den Weg nach Westafrika geschickt.

Die Geräte sind schwer. Sehr schwer. „Der Trafo für das Röntgengerät wiegt bestimmt 360 Kilo”, schätzt Dr. Bernd Weinbrenner. Dieses und andere medizinische Geräte aus seiner ehemaligen Praxis verschifft der Verein „Hattingen hilft!” nach Gambia in Westafrika.

Der 68-jährige Weinbrenner hat seine chirurgische Praxis seit Juli 2008 geschlossen. Die Patienten sind weg. Einzig übriggeblieben: medizinische Geräte für Ultraschall und Röntgen. „Das ist noch funktionsfähig und hat sogar eine TÜV-Plakette bis zum Jahr 2011”, sagt er.

Während Weinbrenner erklärt, wartet er mit anderen auf den Transporter. Barbara und Jürgen Fröber freuen sich, dass sie Weinbrenners Geräte weiterverwenden können. „Zum Verschrotten sind sie zu schade”, sagt die 65-jährige ehemalige Betriebsärztin vom Verein Hattingen hilft. Neuer Einsatzort: staatliche Krankenhäuser in Gambia. Eines davon hat die Projekthilfe Dritte Welt in Jahaly gegründet. Die gambische Regierung und die Weltgesundheitsorganisation haben dem Projekt Modellcharakter bescheinigt.

Auch Birte Eilers (35) gibt Geräte ab. Sie eröffnet in Sprockhövel in der Praxis von Dr. Leszek Kijak eine Tagespflege für demenzerkrankte Menschen. „Wir haben OP-Lampen und Tische sowie ein EKG-Gerät, Messgeräte für den Blutdruck und Nadeln”, sagt sie. Ihre Kollegin Andrea Schröter habe sofort an Matthias Ketteler gedacht, der in der Buschklinik in der gambischen Stadt Jahaly arbeitet. Der sei begeistert gewesen, sagt Birte Eilers, und habe den Kontakt zum Verein hergestellt.

Das ganze medizinische Material komme erst einmal nach Duisburg, erklärt Ingenieur Jürgen Fröber. Dort lagert es bis zum 29. Oktober kostenlos bei der Firma Rhenus. Von dort geht es weiter nach Antwerpen bis zur westafrikanischen Küste in den Hafen Banjul. Eine Distanz von 4714 Kilometer Luftlinie.

„Wir kooperieren bei den Transporten immer mit der Buschklinik und dem Verein Kindergarten ,Linden' in Bochum, um Kosten zu sparen”, erläutert der zweite Vorsitzende von Hattingen hilft. Von dort kommen noch Tafeln und Nähmaschinen. Zusätzlich liefert der Verein auch Medikamente.

Die Kosten sind nicht die einzigen Hürden, die die Helfer gemeinsam leichter überwinden. „Wir waren schon mehrmals selbst in Gambia”, so Barbara Fröber. Auch Zoll und Bürokratie müssen die Lieferungen passieren. „Was nicht direkt für die Krankenhäuser vorgesehen ist, dient dem Aufbau von weiteren Gesundheitszentren”, sagt Fröber. Das seien Insellösungen, die eine Basisausrüstung bekommen: Strom und Wasser ständen an erster Stelle.

Die Besuche in Gambia hätten sie geprägt, sagt Barbara Fröber. „Die Einzelschicksale sind beklemmend, aber man muss sich davon auch distanzieren.” Notwendig, wenn sich die Strukturen nachhaltig verbessern sollen. Mit Gesundheit und Bildung soll der Teufelskreis der Armut durchbrochen werden, sagt das Ehepaar Fröber. Und: „Wir bieten Hilfe an, ohne den arroganten Europäer zu mimen.”