Projekttag am Gymnasium Holthausen: Schüler erleben Sportunterricht im Rollstuhl oder blind.

Mario wirft den Ball zu Lisa-Marie. Sie schaut kurz, passt zu Lena, die schnell an Philipp abgibt. Er fängt, zielt: Korb! Die Schüler aus der 8 a und 8 c des Gymnasiums Holthausen spielen Basketball. Nur laufen sie nicht, sondern rollen über das Feld. Die Jugendlichen sitzen in Rollstühlen.

An dem Projekttag „Neue Sporterfahrung” der Telekom machen sechs Klassen aus den Stufen 7, 8 und 10 mit. Je eine Doppelstunde wetteifern sie beim Rollstuhlbasketball. Andere beim Goalball: blind.

Auf dem Basketballfeld trainieren zwei Spieler eines Bonner Vereins mit den Jugendlichen. „Sie müssen erst ausprobieren, wie der Rollstuhl tickt”, sagt Jan Heller. Der 21-Jährige gehört zur Junioren-Nationalmannschaft. Berührungsängste kennen die Schüler nicht, als sie in der Halle mit und gegen den Profi spielen. „Ich habe einen Rollstuhlfahrer getroffen, der ganz viele Tüten hatte”, erzählt Lisa-Marie (14). Sie habe ihm kurzerhand Hilfe angeboten und die Taschen getragen. Philipp hat kürzlich im Krankenhaus mit angefasst und einem Rollstuhlfahrer die Treppe hochgeholfen. „Auch das Sportprojekt dient der Integration”, sagt Sportlehrer Paul Güntermann. Die Schüler können Verständnis für behinderte Menschen entwickeln. Achtklässlern könne die Erfahrung bei ihrer anstehende Sporthelfer-Ausbildung nützlich sein, um sich in andere einzufühlen, sagt Sportlehrerin Uta Lotzkat. Vielleicht begeistert sich auch jemand für den Sport im Rollstuhl und bleibt dabei: Denn jeder kann mitspielen.

Ein komisches Gefühl, beschreiben Lisa-Marie und Philipp, als sie im Rollstuhl sitzen. Sie gewöhnen sich schnell daran. Düsen über das Feld. „Das ist ganz lustig”, sagt Philipp. Und mache sogar mehr Spaß als normaler Basketball. Die Schüler hätten sich das schwerer vorgestellt.

In der Halle nebenan fängt Jean-Luca einen Ball. Der 14-Jährige hockt auf allen Vieren, sieht nichts. Er hat sich eine schwarze Brille auf die Nase gesetzt. Das Feld ist mit Stricken markiert, die sich unter dem Klebeband wölben. Die Spieler fühlen so die Ränder. Den Ball hören sie, wenn er rollt. Werfen sich in Richtung Geräusch. „Das ist schon ungewohnt”, sagt Lena (14). Milena schmeißt sich prompt in die falsche Ecke. Erwischt den Ball aber doch: mit den lang ausgestreckten Beinen.