Hattingen/Witten. Das Steinenhaus an der Stadtgrenze Hattingen-Witten hat eine besondere Tradition: Es gab etliche Betreiber & Nutzungen – und immer viel Verkehr.
Viel Verkehr gibt es an dieser Kreuzung immer. Die Wittener Straße verbindet Hattingen und Witten, sie ist Zubringer zur A43, im Süden geht es durchs Hammertal nach Sprockhövel, im Norden über die Kemnade und bis nach Bochum. Stiller Beobachter am Fuße des Katzensteins ist das Steinenhaus, das über die Jahrhunderte immer wieder wechselnde Betreiber hatte. Hier ist seine Geschichte.
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Vorweg: Das Alter des Hauses ist unbekannt. Die ersten Aufzeichnungen stammen aus dem Jahr 1864: In den Märkischen Blättern ist vermerkt, dass das Haus von Wirt Stubbesing betrieben wird. Hintergrund: Der Weg aus dem Hammertal nach Blankenstein führt im 19. Jahrhundert stets über den steilen Katzenstein.
Zwischenlager und Pferdeverleih
Das Steinenhaus wird deshalb als Zwischenlager für Waren und als Pferdeverleih genutzt, damit Fuhrmänner ihr eigenes Gespann für den Anstieg stärken können. Weil die Preise dafür frei verhandelt werden und weil die Fuhrleute sich für den Weg stärken wollen, wird eben diese Schankwirtschaft eingerichtet.
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Doch nur ein Jahr später wird die Chaussee zwischen Blankenstein und Herbede fertig – das Steinenhaus verliert zugleich an Bedeutung, die Schänke wird geschlossen. Es wird ruhig. Die Zeit danach ist eher unübersichtlich. Im Stadtarchiv finden sich zwar Skizzen und Baupläne aus dem Jahr 1892, auch ein Konzessionsgesuch von Gerhard Poth, was aber genau in den Gemäuern passiert, ist nicht bekannt.
Klar wird es erst wieder in den 1990er-Jahren, als die Städte Hattingen und Sprockhövel das Haus gemeinsam als Wohnheim für Asylbewerber nutzen. Im Jahr 2006 läuft der Mietvertrag mit der Stadt Hattingen schließlich aus. Das Steinenhaus steht wieder leer.
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Im Sommer 2010 machen dann die ersten Gerüchte die Runde: Ein privater Investor wolle einen Swingerclub einrichten, heißt es. Und ja, die Stadt bestätigt die Gerüchte und macht zur Gewissheit, dass ihr ein Bauantrag vorliegt, der positiv beschieden wird. Einziges Problem: der ruhende Verkehr.
Grünes Licht fürs Rotlicht
Die Stadt fordert 45 Parkplätze ein, die nachgewiesen werden müssen. Der Betreiber bittet indes um ein Drittel Erlass, weil das Haus vom Nahverkehr sehr gut erschlossen sei. „Das ist ja keine Schikane“, sagt der damalige Chef der städtischen Bauverwaltung, Gerhard Rohde zur WAZ. „Wir müssen nur sicherstellen, dass belegte Stellplätze nicht zu wildem Parken an und auf den Straßen führen.“
Nach einigem Hin und Her gibt es schließlich grünes Licht fürs Rotlicht. Und die Gäste kommen. Viele. Einmal womöglich auch zu viele – denn im Swingerclub steigt im November 2019 gerade eine große Party, so um die 300 Menschen sind dabei, obwohl offiziell nur 199 zugelassen sind.
Gas-Alarm im Steinenhaus
Plötzlich kollabieren zwei Gäste. Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel, eine Frau ist nicht mehr ansprechbar. Die Feuerwehr wird gerufen – und das Kohlenmonoxid-Warngerät schlägt an. Gas-Alarm! Alle müssen raus. Auf der Straße stehen sie dann, spärlich bekleidet, mit Bademänteln und Decken notdürftig geschützt, ehe sie in herbeigeschafften Linienbussen untergebracht werden. Nach Untersuchungen durch Notärzte und Sanitäter klagen acht weitere Gäste über Unwohlsein und werden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
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Kein Zweifel, der Swingerclub im Steinenhaus bewegt die Menschen – zumeist aber die aus anderen Städten.