Hattingen. Kaffee-Ersatz, vegane Bolognese, Brotbelag: Kräutertom verrät, was man statt im Supermarkt im Gethmannschen Garten fürs Kochen besorgen kann.
Mal wieder das Einkaufen vergessen und nichts im Kühlschrank? Macht nichts. Einfach ab in den Gethmannschen Garten in Hattingen. Denn: „Es gibt nichts Besseres, als nach einem langen Tag herauszugehen, Wildkräuter zu sammeln, um aus ihnen ein Abendessen zuzubereiten“, sagt Tom Rüttgers, der sich als Kräutertom selbstständig gemacht hat.
Fehlt ein Brotbelag? Einfach Spitzwegerich aufs Brot legen. Wächst auf der großen Wiese im Gethmannschen Garten. Und wirkt auch noch beispielsweise bei Husten.
Tom Rüttgers aus Hattingen auf Einkaufstour im Gethmannschen Garten
Löwenzahnblüten, die noch zu finden sind, verarbeitet Rüttgers zu veganem Honig. Blüten zupfen, in Wasser wie Tee kochen, 24 Stunden stehenlassen, dies dann noch zwei Mal wiederholen, dann abseihen – und mit Gelierzucker nach Belieben andicken. Die längsgeviertelten Stängel fünf Sekunden in kochendes Salzwasser legen, dann sofort in Eiswasser. „Sie kringeln sich schneckenartig zusammen, haben einen tollen Biss und sehen gut aus auf Speisen.“
Fehlt Hackfleisch? Als Ersatz eignen sich die Löwenzahnwurzeln laut Rüttgers. Die Wurzeln grob schneiden, trocknen, im Mixer zerkleinern, mit Gemüsebrühe aufgehen lassen, scharf anbraten. „Das ist eine wunderbare Basis für eine Bolognese.“
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Kein Kaffee im Haus – hier gibt’s Ersatzrezepte
Fehlt Kaffee? Löwenzahlwurzeln eignen sich ebenso zur Kaffeeproduktion: trocknen, rösten, mahlen, aufbrühen wie Kaffee. „Megalecker. Wem das zu bitter ist, der kann vorher die Wurzeln in Wasser legen, dann schwemmen die Bitterstoffe etwas aus.“
Die Wegwarte-Wurzeln lassen sich getrocknet und geröstet ebenfalls zu Kaffeepulver mahlen. „Für Zichorien-Kaffee zahlt man im Supermarkt viel Geld“, weiß Rüttgers, der verrät, dass die blauen Wegwarte-Blüten eingebacken in Kuchen ein hübsch-blaues Muster ergeben.
Kein Gewürz im Schrank? Dann schnell einen Spaziergang machen
Fehlt ein Gewürz? Beifuß, der gut im Gethmannschen Garten wächst, nutzt Rüttgers für viele Gerichte. Er schmeckt ihm nicht nur im Salat, sondern auch in Tomatensoße, Bohnensuppe, Kräuterbutter und allem, was fettig ist. „Für Beifuß bezahlt man frisch im Supermarkt viel Geld – und das mitten in der Beifußsaison.“
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Fehlt Petersilie? Hobbygärtnern sei geraten: Nicht ärgern über den Giersch – sondern ihn einfach aufessen. „Schmeckt ähnlich wie Petersilie.
Superfood am Wegesrand als Unkraut missachtet
Schafgarbe ist ebenfalls ein gutes Würzkraut. „Nicht jeder verträgt es, einmal in der Ellenbeuge reiben und schauen was passiert“, empfiehlt Rüttgers. Danach kann sie zum Beispiel in Tomatensoße oder auf Pizza. Sie wächst gleich an der großen Wiese am Eingang des Gartens in friedlicher Nachbarschaft mit der Wegwarte. Die starken Schafgarbe-Triebe eignen sich als Schaschlikspieß fürs Grillen. „Da geht der Geschmack ins Fleisch über.“
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Superfood gesucht? Gerade jetzt wachsen auch noch Brennnesseln nach. „Eisen, Vitamin C, Vitamin E: alles drin.“ Rüttgers gibt auch einen Tipp, wie sie nicht brennen beim Ernten. „Die Blätter von unten nach oben abzupfen.“ Brennnesseln eignen sich auch als Snack beim Spaziergang. Damit es nicht auf der Zunge kribbelt: Die Blätter zum Paket falten, dabei muss die Unterseite mit den Borstenhaaren innen sein. Dann einige Male das Paketchen drücken. Und fertig ist der Happen. Wer daheim Brennnessel-Salat machen möchte: „Einfach mit dem Nudelholz drüberrollen.“
Giersch nicht ausreißen und dann entsorgen, sondern einfach aufessen
Fehlt Pesto? Das macht Rüttgers aus Giersch und Brennnessel-Blättern: Einfach zerkleinern, etwas Öl, etwas Pastawasser – und statt des Käses bei veganer Ernährung Hefeflocken dazu. Fertig.
Fehlt Knoblauch? Die Knoblauchsrauke empfiehlt Rüttgers jenen, denen Knoblauch eher auf den Magen schlägt. „Das macht die Knoblauchsrauke nicht, schmeckt aber wie Knoblauch. Aber sie sollte nicht mitgekocht, sondern erst am Ende zugefügt werden.“
Und dann wären da noch die Eicheln, die gerade überall zu finden sind. Aus ihnen macht der Kräuterexperte Mehl. So geht’s: „Die Eicheln müssen gewässert werden. Sobald sich das Wasser eintrübt, wechselt man es aus. Das wird so lange wiederholt, bis das Wasser klar ist“, so Tom Rüttgers. Weiterverarbeitet werden können die Eicheln dann beispielsweise zu Mehl. „Ich mache dann daraus Brot, mische das Mehl aber mit zwei Dritteln anderem Mehl, sonst wird es trocken.“ Man könne die vorbehandelten Eicheln auch pürieren und daraus eine vegane Leberwurst machen. Esskastanien gibt es übrigens auch in dem Blankensteiner Park.