Ältere Autofahrer frischen an einem Nachmittag mit dem Fahrlehrer ihre Kenntnisse auf. Die Frage der Fitness muss jeder, möglichst ehrlich, für sich selbst beantworten. Der Fahrlehrer empfiehlt aber Gesundheitstests und regelmäßige Besuche beim Augenarzt.
Das geht runter wie Öl: „Ihr seid nicht diejenigen, die die dicken Unfälle verursachen”, sagt Fahrlehrer Markus Hirschberger und zeigt auf das Schaubild. Am breitesten ist die Säule bei 17- bis 25-Jährigen, auf deren Konto statistisch am meisten Unfälle gehen.
„Bin ich noch fit beim Autofahren?” Diese Frage stand gestern im Treffpunkt Kick im Raum, der so voll war, dass es Hirschberger angenehm überraschte. Die Antwort mag der 35-Jährige nicht am Alter festmachen. „Es gibt 90-Jährige, die noch fit sind, und Tüddelige mit 60.”
Letztere sind heute nicht da. Die hier, die da sitzen und über Fragebögen schwitzen, sind fit und fahren alle noch. Wenn auch unterschiedlich gut, gern und weit. In der Fahrschule wird längst nicht mehr mit Bögen gearbeitet, da werden Fragen am Computer beantwortet. Spicken ist erlaubt, Gruppenarbeit zu dritt oder viert erwünscht.
Die Frage der Fitness muss jeder, möglichst ehrlich, für sich selbst beantworten. Der Fahrlehrer empfiehlt aber Gesundheitstests und regelmäßige Besuche beim Augenarzt. Reaktionstests stehen nicht auf dem Programm, praktische Übungen auch nicht. Die braucht auch keiner in der Runde von etwa 15 Teilnehmern, die alle noch das Steuer in der Hand haben.
Wann sie den Führerschein abgeben oder keinen Gebrauch mehr machen würden von der Fahrerlaubnis, darüber machen sie sich Gedanken, wollen es sich aber nicht vorschreiben lassen. „Ich würde Bus und Bahn nehmen”, sagt Ursula Stein (67). Einen Anreiz wie etwa ein kostenloses Ticket für einige Zeit bräuchte sie dafür nicht. Die Hattingerin hat das Auto, zu dem ein Schild „Fahr mich nicht so weit” gehört, immer nur für Kurzstrecken genutzt. Sollte sie sich unsicher fühlen, würde sie umsteigen. Ein Autotyp war sie ohnehin nie.
Anders als Manfred Franzen, der sich als Schnellfahrer outet. Gas gibt er aber nur, „wenn es die Situation erlaubt”. Der ehemalige Hattinger, der hier noch ein Standbein hat, fährt 12 000 Kilometer im Jahr. In Kühlungsborn an der Ostsee hat er mit seiner Frau eine Wohnung gemietet, in Hattingen feiern sie ihren Geburtstag, treffen Freunde und Bekannte. Wenn der 67-Jährige nicht gerade seine Kenntnisse im Straßenverkehr auffrischt.
„Keiner würde die Prüfung bestehen”, sagt Hirschberger beim Blick darauf, wo die älteren Herrschaften nach teils angeregten Diskussionen ihre Kreuzchen setzen. Macht nichts. Da befinden sie sich in guter Gesellschaft. Auch Jüngeren geht es Jahre nach der Prüfung oft nicht anders.
95 Prozent seiner Kunden sind 17 und 18 Jahre alt. Hirschberger hatte aber auch den 68-Jährigen, der den Motorradführerschein machte und sich damit einen Traum erfüllte.
Svea Damm, „60 Jahre jung”, setzt seit 42 Jahren auf vier Reifen. Anneliese Gampe wird in drei Wochen 85. „Ich fahr' immer noch”, sagt sie. „Und gerne.” Die Hattingerin hält ihren Führerschein in die Kamera. Das Besondere? Das Alter der Fahrschülerin, die ihn mit fast 54 gemacht hat. Innerhalb von drei Monaten.
In jungen Jahren hat eine Frau ihren Führerschein erlangt. Dann ist sie allerdings „24 Jahre lang nicht gefahren”, so dass die Praxis fehlte. Eine neue Prüfung war nicht nötig. „Fahrstunden” nahm sie bei der Tochter, die mitfuhr, wenn sie übte. Sie sind auch in der Fahrschule möglich.