Hattingen. Mehrfach schon hat Kirsten Gohl (55) nach ihrer Sonntagsabend-Arbeit in Witten vergeblich auf den SB 38 nach Hattingen gewartet. Die Hintergründe.
Es passiert mit unschöner Regelmäßigkeit. Immer wieder nach dem Ende ihrer Sonntags-Spätschicht in einer Demenz-Gruppe steht die Hattingerin Kirsten Gohl (55) an der Bushaltestelle in Herbede-Mitte und hofft, dass der SB 38 pünktlich um 21.09 Uhr kommt. Doch die Linie kommt nicht. Nicht fünf, nicht zehn Minuten später, sondern gar nicht. Kirsten Gohl bleibt, um nach Hause zu kommen, so nur das Taxi.
Taxifahrt kostet die Hattingerin jedes Mal an die 30 Euro
An die 30 Euro, sagt die Inhaberin des Deutschlandtickets, müsse sie jedes Mal zahlen für die Taxifahrt von der Bushaltestelle unweit ihrer Arbeitsstätte bis nach Hause in die Hattinger Südstadt. Ein teurer „Spaß“ – erst Recht, wo das ÖPNV-Haltestellen- und Taktungsangebot Kirsten Gohls Bedürfnissen eigentlich vollauf gerecht wird. Wenn der Schnellbus denn am Sonntagabend tatsächlich mal wieder führe. So wie während ihrer Arbeitstage an den Werktagen.
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Beschwert habe sie sich bereits mehrfach: bei der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER), sagt Kirsten Gohl, auch versucht herauszufinden, was die Gründe für die Dauerausfälle der Linie am Sonntagabend seien – ohne Erfolg. „Passiert ist bislang einfach nichts“, ärgert sie sich.
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Die VER allerdings, das hat die WAZ-Recherche jetzt ergeben, ist gar nicht zuständig für die besagten Sonntagabendfahrten des SB 38. Diese Linie werde dabei sowohl von der VER als auch von der BVR Busverkehr Rheinland GmbH, einem hundertprozentigen Tochterunternehmen der DB Regio, „bespielt“, teilte ein VER-Sprecher mit. Und für die Fahrten um 21.09 von Witten-Herbede-Mitte nach Hattingen sei die BVR-Gesellschaft zuständig.
„Grund war ein Kommunikationsproblem mit unserem Auftragnehmer“
Ein Sprecher der Deutschen Bahn AG bestätigte dabei den Ausfall des SB 38 sonntags um 21.09 ab Herbede-Mitte nach Hattingen über mehrere Wochen. „Grund war ein Kommunikationsproblem mit unserem Auftragnehmer“, so der Sprecher. Und: „Wir bitten unsere Fahrgäste hierfür ausdrücklich um Entschuldigung.“ Ab dem nächstem Sonntag, teilte er schließlich noch mit, solle „der Bus dann wieder fahren“.
Selbst überprüfen kann Kirsten Gohl das indes nicht. Sie hat an diesem Wochenende nämlich Frühschicht.
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