Hattingen. Eine Schafherde an der Hundewiese in Hattingen sorgt derzeit für natürliche Landschaftspflege. Noch bis Mitte der Woche grasen die Tiere dort.
Auf der Hundewiese am Ruhrufer tummelt sich eine Schafherde. Einige Jungtiere ruhen sich auf der Wiese aus, andere Schafe kauen eifrig am saftigen Gras. Etwa 350 Tiere samt ihres Nachwuchses sorgen derzeit dafür, dass die hohe Wiese und vor allem der hochgiftige Bärenklau am Ruhrufer abgefressen werden.
Für die meisten Fußgänger ein niedlicher Anblick, der zum Verweilen einlädt. Doch gerade läuft ein großer, schwarzer Hund über die Wiese. Er wirkt aufgeregt beim ungewohnten Anblick dort, wo die Vierbeiner sonst ohne Leine toben dürfen. Die Schafe stören sich nicht an seinem Gebell, doch als er auf die grasende Herde zulaufen will, gibt es einen Stromschlag vom Zaun. Schnell verschwindet er schutzsuchend im kniehohen Gras.
„Ich verstehe nicht, weshalb die Hundehalter ihre Tiere nicht in dieser Zeit kurz an die Leine nehmen können“, sagt Heinz Schellenberg (79), „stellvertretender Schäfer-Sheriff“, wie er sich selbst mit einem Schmunzeln nennt, kopfschüttelnd. Er stützt sich auf seinen Schäferstock und beobachtet die Herde, „zum Glück hat sie das nicht gestört, denn wenn Schafe einmal laufen, dann laufen sie auch.“
Brüder sind mit ihren Schafen jedes Jahr in Hattingen
Die „echten Sheriffs“, das sind die Brüder Manuel (46) und Andreas Haselhorst (44). „Die meisten Spaziergänger und Hundehalter finden es toll, dass wir mit den Schafen herkommen“, erklärt Manuel Haselhorst, der schon „als Schäfer geboren wurde“. Nur wenige Menschen würden sich daran stören, wenn sie mit den Tieren beim Weiterziehen eine Straße überqueren und dadurch der Verkehr dann kurzzeitig zum Erliegen kommt oder aber „dass sie hier an der Hundewiese für die Zeit, in der wir da sind, mit ihrem Hund um ein wenig Rücksicht gebeten werden“.
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Die Schafherde kommt aus der Soester Börde jedes Jahr an die Ruhr und weidet den Bereich von Dahlhausen über Hattingen ab. Den ganzen Sommer über wandern die Schafe in eingezäunten Teilbereichen am Ufer entlang. „Das machen wir sicher schon seit 50 oder 60 Jahren hier. Eine Win-Win-Situation für uns und die Stadt“, erklärt Manuel Haselhorst, „wir betreiben Landschaftspflege für die Stadt und unsere Tiere haben eine Weidefläche, die wir nicht pachten müssen.“
Schafe weiden die Ruhrauen in Hattingen und Umgebung ab
Die Brüder üben ihren Beruf mit Leib und Seele aus. Vater, Großvater und Urgroßvater waren ebenfalls Schäfer, auch der Sohn von Andreas Haselhorst wird die Tradition fortführen. „Das kann man nur werden, wenn man mit vollem Herzblut dabei ist“, da sei kein Tag wie der andere. Nur eines ist immer gleich: „Wir sind den ganzen Tag an der frischen Luft.“ Tagsüber wird die Herde von den Schäfern bewacht „und wir setzen die Zäune um, wenn wir weiterziehen, und kontrollieren natürlich auch die Gesundheit unserer Tiere“, erklärt Andreas Haselhorst.
Abends bleiben die Schafe in ihrem eingezäunten Bereich ohne menschliche Obhut. Schutz bietet ihnen ein 1,05 Meter hoher Maschen-Elektrozaun. „Wir nutzen hier schon extra einen höheren Zaun, der auch Schutz vor Wölfen bieten soll.“ Bislang habe das immer gut geklappt. „Herdenschutzhunde können wir hier auf der Hundewiese nicht einsetzen“, ergänzt Manuel Haselhorst, denn „sie würden die Schafe schützen wollen, auch vor den Hunden, die hier entlang kommen.“
Insgesamt etwa vierzehn Tage bleiben die Schäferbrüder mit ihrer Herde am Bereich der Hundewiese, bis er abgegrast ist, Mitte der kommenden Woche ziehen sie dann in Hattingen weiter. Erst nach dem Sommer geht es wieder nach Hause nach Soest, damit die Muttertiere im Winter ihre Lämmchen im heimischen Stall zur Welt bringen können.
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