Hattingen. Das Interesse am Automobil ist ungebrochen. Das zeigte sich am Samstag auf der Autoparty in Hattingen. Doch der Markt verändert sich spürbar.
Kleine Flitzer als Benziner sind eine aussterbende Art. Das wurde auf der Hattinger Autoparty deutlich. Für richtig viel Geld kann man sie noch bekommen, aber produziert werden sie nicht mehr. Extrawünsche können also nicht mehr erfüllt werden. Dass der gesamte Automarkt heftig im Umbruch ist, zeigte sich auf der PS-starken Ausstellung, die am Wochenende zum ersten Mal auf dem Parkplatz vor dem Rathaus und nicht auf dem Hüttengelände stattfand.
Standort ist richtig
Voll war es mit vielen Interessenten, bis der Himmel die Schleusen öffnete und es heftig regnete – da flüchteten die Besucher. „Dass dieser Standort richtig ist, steht aber außer Frage. Denn auf dem Hüttengelände ist bei schlechtem Wetter alles schlammig. Hier konnten nachher auch wieder Familien mit Kinderwagen, Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator herfahren“, freute sich Organisator Markus Lück.
Großes Interesse an Bussen
Besonderes Interesse fanden die ausgestellten Wagen von Thorsten Lischka, der die Tepass Autohausgruppe vertritt. Man konnte nicht nur den ID.Buzz bestaunen, sondern auch Wagen, die schon nach Urlaub aussehen. Was den Buzz betrifft, so meldet Lischka einen Rekord. „In der ersten Verkaufswoche im September vergangenen Jahres waren alle Busse für 2022 und 2023 ausverkauft. Er ist ein Riesenrenner.“
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Liebeserklärung ans Wohnmobil
Nicole Vogelbruch und Thomas Leitgeb inspizierten den Grand California für 90.854 Euro. Während seine Herzensdame noch nie mit einem Camper in Urlaub gefahren ist, kennt der Hattinger das freie Leben mit einem Wohnmobil und hat schon Spaß dran. „Ich habe mal einen T3 gehabt, aber das ist schon einige Zeit her“, sagt er. Jetzt möchten es die beiden etwas komfortabler haben, auf jeden Fall mit einer eigenen, integrierten Toilette. „Aber bei den Wagen ist man ja schnell bei 100.000 Euro“, sagt er. Da müsse man gut überlegen, wie oft man ihn wirklich benutzt. Attraktiv aber finden sie die Idee, mit einem Wohnmobil in Urlaub zu fahren.
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Die Kleinen kommen wieder – als E-Mobile
Auch das WH Autozentrum Witten Hattingen, das noch genügend kleine Flitzer im Bestand hat, kennt die Umbrüche, die zurzeit auf dem Automarkt stattfinden. Es bot unter anderem einen VW UP mit 65 PS bei Barzahlung für 16.990 Euro an. Die unverbindliche Preisempfehlung allerdings lag bei 19.305 Euro. „Noch vor wenigen Jahren kostete das Auto einige Tausend Euro weniger“, schildert Verkaufsberaterin Lauritta Geik (23). Man müsse wohl noch zwei Jahre warten. Dann kämen die begehrten Kleinen wieder auf den Markt, allerdings als E-Mobile.
Lange Wartezeiten
100 Fahrzeuge zum Anschauen
Nicht nur Autos, sondern auch Service und ein Begleitprogramm für Kinder und Erwachsene konnten die Besucher der Autoparty erfahren und genießen. So stellte sich zum ersten Mal auf der Autoparty die freie Hattinger Meisterwerkstatt Marcus Reis vor. Der Selbstständige, der mit seiner Frau Cora am Rathaus stand, informierte über seine Dienstleistung.
Um die 100 Fahrzeuge konnte man inspizieren, am Samstag legte DJ Jürgen auf, den beliebten Sänger Andrea Durante und andere Musiker und Musikerinnen konnten die Besucher genießen. Eine Unfall-Feuerwehr-Show gab interessante Einblicke und viele Acts auf der Bühne begeisterten das Publikum am neuen Standort.
Die Gründe für diese Entwicklung und drastische Verteuerung der kleinen Wagen kennt auch Matthias Möller, Inhaber vom Autohaus Möller, der die Marke Nissan vertreibt. „Die kleinen Wagen verbrauchen zwar wenig Sprit, aber der CO2-Ausstoß ist nicht so gering wie erwünscht. Daher müssen die Produzenten Strafsteuern bezahlen, die sie natürlich an die Kunden weitergeben“, schildert er die Gründe. Auch er bestätigt, dass die Wartezeiten von den Wünschen der Kunden abhängen. Ist man mit der vorgegebenen Ausstattung zufrieden, dann bekommt man den Wagen relativ schnell. Will man aber das Auto sehr individuell gebaut haben, kann die Wartezeit viele Monate dauern. „Manchmal liegt es daran, dass einzelne Teile auf dem Markt einfach nicht zu bekommen sind.“
Hohe Zinsen beeinflussen das Geschäft
Auch die hohen Zinsen haben Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden. Gefragt ist zurzeit eher das Leasing-Modell, als eine Finanzierung, die mittlerweile bei sieben Prozent liegt. „Noch Anfang 2023 lagen die Zinsen bei 1,99 Prozent, das hat sich gewaltig geändert“, stellt Lauritta Geik fest. Die Wartezeiten sind im Augenblick auch bei ihrem Autohaus sehr unterschiedlich. Wenn man keine großen Sonderwünsche hat, kann man einen Passat Variant nach sieben bis neun Monaten bekommen. Auf das E-Modell muss man schon mit einem Jahr Wartezeit rechnen. Was im Augenblick gar nicht zu bekommen ist, sind einige Assistenzsysteme. „Ein Toter-Winkel-Assistent sei schlicht nicht lieferbar“, ärgert sich ein Hattinger. Das können die Händler nur bestätigten.
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