Hattingen. Frauen aus Hattingen verstärken die Bochumer Gruppe der Initiative „Omas gegen Rechts“. Wer sie sind, was sie antreibt, wie sie arbeiten.

Sie sind laut und sichtbar: die „Omas gegen Rechts“. Es sei an der Zeit, Gesicht zu zeigen und aktiv für die Demokratie auf die Straße zu gehen. Denn sie möchten das Feld nicht denen überlassen, die diese Gesellschaft aushöhlen wollen.

Birgit Kurzmann und Erika Scheinhardt aus Hattingen, Anette Wichmann und Lydia Möbs aus Bochum sind dabei und suchen weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Den Rechten eine demokratische Überzeugung entgegenzuhalten, sei keine rein weibliche Aktion. Auch Männer sind willkommen.

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„Wir sind ein loses Netzwerk, das in Österreich seinen Ursprung hat“, sagt Lydia Möbs. Die „Omas gegen Rechts“ wurden dort 2017 als zivilgesellschaftliche, überparteiliche Initiative gegründet. In Deutschland entstanden die ersten Gruppen im Januar 2018, die Bochumer Gruppe – jetzt auch mit Hattingerinnen dabei – gibt es seit Ende Januar 2019.

Die Ziele der „Omas gegen Rechts“ sind klar formuliert

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Denn alt sein, heißt nicht stumm sein. Was das Bündnis „Buntes Hattingen gegen Rechts“ dem Querdenker-Spektrum entgegenzusetzen hat, zeigte sich auf der großen Demo Ende März. Über 600 Menschen zeigten Flagge und Gesicht gegen die „Spaziergänger“-Gruppe „Hattingen für den Frieden“. „Wir wollen mitwirken, dass die Menschen mehr die Inhalte hinterfragen“, erklärt Anette Wichmann.

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Natürlich sei jeder für den Frieden, aber man müsse sich dringend damit befassen, welche Gesinnung die „Spaziergänger“ und Querdenker in sich tragen. Mit Demokratie habe das nichts mehr zu tun, daher sei Gegenwehr gefordert. Die Ziele der „Omas gegen Rechts“ sind klar formuliert. „Wir setzen uns für eine freie, demokratische, rechtsstaatliche Gesellschaft ein und wollen für die Werte in einer solchen Gesellschaft kämpfen. Für die Würde aller Menschen, für die Akzeptanz der Vielfalt von Nationalitäten und Kulturen und für einen empathischen Umgang mit allen hier lebenden Menschen“, erklären die vier streitbaren Damen.

Protest bei jedem Wetter: Die „Omas gegen Rechts“ sind auch bei der Demonstration des Bündnisses „Buntes Hattingen gegen Rechts“ Ende März aufgefallen.
Protest bei jedem Wetter: Die „Omas gegen Rechts“ sind auch bei der Demonstration des Bündnisses „Buntes Hattingen gegen Rechts“ Ende März aufgefallen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Wichtig ist ihnen, den Nachkommen, Kindern und Jugendlichen, eine humane Gesellschaft in einer lebenswerten Welt zu hinterlassen. Man merke ja, dass sich das politische Klima bedrohlich verändert, Hass, Hetze und Menschenverachtung fast schon zum Alltag gehören. „Wir tauschen uns regelmäßig mit anderen Initiativen aus“, erzählt Anette Wichmann. „Wir halten die Ohren offen, gehen auf die Straße und prangern Missstände an.“

Sie halten die Erinnerungskultur wach

Und man werde nicht zulassen, dass ausgerechnet das bunte Hattingen ein Hotspot für Rechte wird, betont die Hattingerin Birgit Kurzmann, die mittlerweile sehr aktiv ist gegen antidemokratische Gesinnung.

Das sind die „Omas gegen Rechts“

Sie gehen auf die Straße, sie spielen Theater gegen Alltagsrassismus und für Solidarität, sie überprüfen angebliche Fakten – das alles machen die Aktiven der zivilgesellschaftlichen und überparteilichen Initiative „Omas gegen Rechts“. Die Hattinger und Bochumer Frauen freuen sich über weitere Unterstützung, um die Demokratie zu stärken.

Wer mitmachen möchte, kann sich an den regionalen Kontakt Bochum und West wenden: Mail-Adresse: . Man findet sie auch unter der Internet-Adresse omasgegenrechts-deutschland.de.

Aber die Omas gegen Rechts gehen noch weiter. Sie halten die Erinnerungskultur wach. „Wenn wir recherchieren, dann an der Quelle und nicht aus dritter Hand“, betont Anette Wichmann.

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So haben sich die aufrechten Damen in einem Archiv in Münster über das Schicksal eines Romajungen informiert, der durch die Nazis zu Tode gekommen ist. Es soll auch der nachfolgenden Generation erklärt werden, wie man den Tatsachen auf den Grund geht und nicht irgendwelchen Aussagen einfach glaubt, ohne sie zu hinterfragen. Genauso wichtig wie das Aufstehen gegen Rechts ist den Omas, auf Frauen- und insgesamt Menschenrechte hinzuweisen. Auch da waren sie schon bei Demonstrationen mit dabei.

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An möglichst viele Menschen weiterzugeben, dass man augenscheinlichen „Tatsachen“ immer wieder auf den Grund gehen muss, ist ihnen wichtig. So haben sie zum Beispiel Wahlprogramme und Reden der AfD und der Partei „die Basis“, die als politischer Arm der Querdenker gilt, analysiert und geben die Erkenntnisse an ihr Umfeld weiter. Sie freuen sich auf Gleichgesinnte, die die Gruppe in der Anstrengung unterstützt, die Demokratie in Deutschland zu bewahren.