Kaufvertrag zwischen dem Einzelhandels-Unternehmen und Dawnay Day über das Hertie-Haus ist bereits beurkundet.
Kaufland übernimmt das Hertie-Haus an der Großen Weilstraße. Dies teilten die BNP Paribas Real Estate, die die Immobilien des insolventen Einzelhandel-Unternehmens vermarktet, und die Kaufland Dienstleistung GmbH & Co KG gestern mit. Der unterschriebene Kaufvertrag wurde bereits notariell beurkundet, über den Kaufpreis gibt es zurzeit keine Auskunft.
Während Kaufland selbst noch nichts zu seiner Zukunft in Hattingen sagt, erklärt BNP-Sprecherin Chantal Schaum, dass das Gebäude an der Großen Weilstraße umgebaut und künftig als SB-Warenhaus genutzt werden soll. Mit ihrem Selbstbedienungs-Konzept betreibt die Handelskette aus Neckarsulm (Baden-Württemberg), die wie der Discounter Lidl zur Schwarz-Gruppe gehört, bereits Warenhäuser in mehreren europäischen Ländern.
Einer Studie der Gesellschaft für Markt- und Handelsforschung zufolge, die kurz vor Weihnachten veröffentlicht wurde, hat Kaufland die günstigsten Sonderangebote im Non-Food-Bereich (Kleidung, Haushaltswaren und mehr). 62 Händler wurden getestet, hinter Kaufland kam die Ratio auf Platz zwei. Lidl landete auf Platz acht, Aldi Nord auf Platz 18.
BNP Paribas Real Estate hat nun 18 der ursprünglich 64 Hertie-Liegenschaften verkauft. Sechs Objekte gingen an Kaufland, als letzte die Häuser in Hattingen und Essen-Borbeck. Verhandelt hat das Unternehmen direkt mit dem Immobilien-Eigentümer Dawnay Day (London).
Für viele Menschen wichtig
Endlich! Fünf Monate nach dem letzten Tag von Hertie steht fest, dass das Kaufhaus-Gebäude an der Großen Weilstraße wieder mit Leben gefüllt wird. Ein Fakt, der für viele Menschen in dieser Stadt wichtig ist.
Nehmen wir die Senioren, die nicht mehr so mobil sind und sich schwer tun, an günstige Haushalts- oder Kurzwaren zu kommen;
nehmen wir die anderen Einzelhändler, die zwar vom neuen Reschop Carré profitieren, aber auch durch die verlotterte Hertie-Fassade beeinträchtigt werden;
nehmen wir die Besucher von Altstadtfest oder Weihnachtsmarkt, die durch das fehlende Parkhaus zuletzt mürrisch wieder wegfuhren.
Beispiele gäbe es noch viele. Unterm Strich ist der Abschluss aber vor allem noch einmal eine große Chance für diese Stadt. Letzte Leerstände könnten im Sog verschwinden, der Einzelhandel hat die nächste Chance, für ein einheitliches Erscheinungsbild zu sorgen.
Wollen wir hoffen, dass diese Chance gesehen wird. Und dass sie genutzt wird.
Michael Brandhoff
Bereits in der Vergangenheit hatte Kaufland großes Interesse am Standort Hattingen gezeigt. Doch ein Einstieg auf dem ehemaligen Kone-Gelände an der Nierenhofer Straße wurde von der Stadtverwaltung verhindert.
Das Unternehmen hat das Hertie-Haus, das seit dem letzten Arbeitstag der verbliebenen 35 Mitarbeiter am 8. August 2009 leer steht, eingehend von Fach-Ingenieuren und Statikern prüfen lassen. Das Kaufland-Konzept in zweigeschossigen Gebäuden sieht in der Regel eine Etage mit Lebensmitteln und eine mit Non-Food-Produkten vor. Zur Infrastruktur der Häuser gehören zudem viele Kunden-Parkplätze – das Hertie-Parkhaus bietet Platz für 320 Autos.
Im Dezember hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es in Kaufverhandlungen einsteigen wolle, mit der Absicht, „möglichst kurzfristig einen notariellen Kaufvertrag abzuschließen”.
Diese wurden nun zum Abschluss gebracht. Fachleute gehen davon aus, dass das Hattinger Haus nach dem Umbau eventuell im Herbst wieder geöffnet werden könnte.