Hattingen. Der Bund will zum Jahresende die Gelder zur Sprachförderung in vielen Kitas streichen. Das sind die Folgen für Kindergärten in Hattingen.

Der Bund will zum Jahresende sein Programm zur Sprachförderung in Kitas beenden. Das stößt auf heftige Kritik in Kindergärten.

Awo bedauert das Ende der Sprach-Kitas

„Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“: Unter diesem Titel fließt Geld aus Berlin in sogenannte Sprach-Kitas. Viele Kinder, die diese Einrichtungen besuchen, haben in ihrer sprachlichen Entwicklung einen hohen Förderbedarf. Das können Mädchen und Jungen aus zugewanderten Familien sein, die Deutsch als ihre zweite Sprache erlernen. Aber auch deutschstämmige Kinder brauchen mitunter noch erhebliche Unterstützung.

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Die Awo im EN-Kreis hat zehn ihrer Kitas entsprechend ausgerichtet, eine davon in Hattingen, und beschäftigt dank der Fördergelder ausgebildete Fachkräfte. Nun müssen sie zwar nicht um ihre Stellen fürchten, erklärt Bereichsleiterin Heike Wallis van der Heide. Die Beschäftigten könnten schon bleiben und bezahlt werden.

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Vier Kindergärten in Hattingen kümmern sich in spezieller Weise um die sprachliche Entwicklung der Mädchen und Jungen. Nun hat es mit den Geldern, die das Programm ermöglichen, bald ein Ende.
Vier Kindergärten in Hattingen kümmern sich in spezieller Weise um die sprachliche Entwicklung der Mädchen und Jungen. Nun hat es mit den Geldern, die das Programm ermöglichen, bald ein Ende. © dpa | Friso Gentsch

Da aber nun mal jeder Arbeitsplatz mit einer Aufgabenbeschreibung hinterlegt sei, lasse sich das Angebot in der Form nicht mehr aufrechterhalten. Das sei sehr schade, habe sich doch die Arbeit bewährt. Den Erzieherinnen und Erziehern gelinge es, den Kindern im Alltag auf spielerische Weise Begriffe, Wortbildungen oder Sätze zu vermitteln. Darüber hinaus setze das geschulte Personal, das auch an Fortbildungen teilnehme, wertvolle Impulse für die gesamte Kita, unterstreicht Wallis van der Heide.

Initiativen haben Petitionen zur Rettung des Bundesprogramms gestartet

Bedauern über die Entscheidung des Bundes kommt auch in den Worten von Pfarrerin Birgit Crone zum Ausdruck, im Evangelischen Kirchenkreis für Kindergärten zuständig. Das Konzept der Sprach-Kitas sei auch ein Gewinn für die jeweiligen Einrichtungen, zu denen in Hattingen die Kita Rauendahlstraße gehört. Die Fachkräfte kümmern sich versiert und kreativ um das Erlernen der Sprache, nehmen sich Zeit, um die Kinder zu unterstützen, so Crone. Das werde in der Form künftig nicht mehr möglich sein. Wie die Awo will aber auch die Evangelische Kirche die Mitarbeiter halten. Wolle man das Aus für das Programm verhindern, müsse sicherlich auch von der Politik ein deutliches Signal ausgehen.

Der Kita-Zweckverband im Bistum Essen, zu dem die Einrichtung St. Peter und Paul zählt, hat sich gemeinsam mit anderen Verbänden in einem offenen Brief an Bundesregierung und das zuständige Bundesministerium gewandt. Gerade eine frühe Sprachförderung wirke sich im späteren Leben äußerst vorteilhaft aus, heißt es darin sinngemäß. Gerade auch nach Zeiten der Pandemie, in denen Kinder viel zu Hause waren, sei die Unterstützung von besonderer Bedeutung.

Während die in Hattingen tätige Fachkraft, eine von 16 bistumsweit, weiterbeschäftigt werden kann, sieht es für den Arbeitsplatz im städtischen Kindergarten Schreys Gasse anders aus. Die halbe Stelle werde mit den Geldern des Bundes finanziert und bislang sei auch keine Ersatzlösung in Sicht, so Stadtsprecherin Jessica Krystek. Das Programm sei in den Hattinger Kitas sehr gut aufgenommen worden. Jetzt falle ein wichtiger Baustein für die sprachliche Entwicklung weg.

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