Hattingen. Auf dem Abenteuerspielplatz Am Zippe in Hattingen werkeln täglich 50 Kinder. Der Klassiker beim Ferienspaß macht Teilnehmern und Betreuern Laune.
Hammerwerfer dürfen sie nicht werden. Die Kinder, die sich in den Sommerferien auf dem Abenteuerspielplatz Am Zippe austoben. „Man darf keinem damit auf den Kopf hauen“, sagt Theo, ein pfiffiger Neunjähriger. Und meint es ganz ernst. Das hätten sie gelernt, bevor es ans Zimmern ging. Auch ein „Sägeführerschein“ muss zu Beginn gemacht werden, damit sich die Sechs- bis Zwölfjährigen nicht verletzten.
Bis auf kleine Blessuren sind alle Hände noch heil. Hier hat jemand mal eine kleine Blase, dort stand ein Nagel im Weg, der noch nicht vollständig ins Holz geschlagen war. Wie begeistert die Kinder bei der Sache sind, ist schon von weitem zu hören.
Austoben ist beim Hattinger Ferienspaß ausdrücklich erwünscht
Die Lautstärke hat es in sich, wenn die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Brüllen, schreien, hämmern und sägen – auf der „Baustelle“ geht nichts ohne entsprechende Begleitmusik. Gut, dass die Nachbarn weit weg sind, denn Austoben ist beim Hattinger Ferienspaß ausdrücklich erwünscht.
Seit fünfzig Jahren gibt es das Freizeitprogramm bereits. „Die Plätze sind immer ganz schnell weg“, sagt Maike Schwehn (24). Sie arbeitet mit ihrem Kollegen Niklas Kühn – beide sind Sozialpädagogen – zusammen und wird von einer Praktikantin und vier Honorarkräften unterstützt. „Es kommt so viel zurück von den Kindern. Abends ist man dann selbst glücklich, dass der Tag wieder so gut gelaufen ist“, sagt sie.
Völlig konzentriert auf seine Arbeit ist Jan. „Ich hab’ hier eine Sonderaufgabe“, schildert er seinen Arbeitsbereich. „Ich muss mit dem Brecheisen Nägel aus den Brettern ziehen“, beschreibt er, ohne auf-zugucken und ist nach einigen Mühen stolz, dass er wieder ein Eisenteilchen aus einem Holzstück geporkelt hat.
Maja kümmert sich nicht weiter um die Schramme
Der neunjährigen Maja ist leider die Säge etwas zu nah an die Hand gerückt. Sie hat ein Pflaster um einen Finger, kümmert sich aber nicht weiter um die Schramme. Der Spaß, Buden zu bauen, überwiegt bei weitem. Sie stapelt Holzteile übereinander. Andere Kinder holen sich von dort passende Stücke nach, wenn das Dach einer Bude noch nicht richtig sitzt.
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Greta (10) hämmert und macht zum ersten Mal handwerkliche Arbeiten. „Bei kleinen Stellen finde ich das schwer, da man so schlecht dran kommt. Andere Sachen sind aber einfach.“ Ihr macht es Spaß, auf dem Abenteuerspielplatz die Ferientage zu verbringen, „weil ich mit vielen anderen etwas mache“, sagt sie.
Genau das ist auch der Sinn des Ferienspaßes. „Moritz hatte gerade eben keine Aufgabe, er hat deshalb Nägel runtergeworfen und dort reingeschlagen, wo sie nicht rein müssen. Ich hab’ jetzt mit seiner Gruppe gesprochen, dass er mehr mit einbezogen wird“, schildert der Sozialpädagoge die Situation.
Morgens holt ein Bus die Kinder ab
Bei den meisten funktioniere die Teamarbeit ganz gut, die Gruppen verständigten sich oft darauf, dass die Gemeinschaft das Sagen hat und nicht ein Einzelner. Morgens holt ein Bus die Kinder aus allen Stadtteilen ab und fährt sie zum Spielplatz.
Manche bringen außer eigenem Werkzeug ihr Frühstück mit, „aber ab diesem Jahr wird hier mittags wieder gekocht“, erklärt Maike Schwehn. Gemeinsam wird dann gegessen, um Kraft zu tanken, damit wieder Holzhäuser gebaut werden können.
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Was aus den Paletten gezimmert wird, die die Stadt für die Freizeit kaufen muss, ist nicht vorgegeben. „Das können die Kinder selbst entscheiden. Manche bauen neben dem Haus noch einen Turm, im vergangenen Jahr haben sie außerdem eine Brücke errichtet“, erzählt die 24-Jährige. Bevor die Kinder vom Erdgeschoss in ihre selbst gebaute erste Etage aufsteigen, wird die Stabilität der Konstruktion von den Betreuern geprüft.
50 Kinder sind immer gleichzeitig auf dem Bauspielplatz. „In diesem Jahr hatten wir bisher Glück mit dem Wetter. Das Unwetter in der vergangenen Woche kam erst, als wir schon weg waren. Denn für die Kinder ist immer um 15 Uhr Schluss hier“, sagt die Sozialpädagogin.