Hattingen. Antje Senger hat eine seltene Bluterkrankung, die im schlimmsten Fall zum Tode führen kann. Dennoch blickt die Hattingerin positiv in die Zukunft.
Antje Senger ist eine lebensbejahende Frau. Und auch wenn sie eine seltene chronische Bluterkrankung hat, die im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen kann, blickt die Hattingerin positiv in ihre Zukunft. Der Austausch mit anderen Betroffenen, sagt die 55-Jährige, helfe ihr dabei sehr. „Ich bin ein Riesenfan von Selbsthilfe-Organisationen geworden.“
So aktiv wie möglich lebt sie bis heute ihr Leben
In der Natur hat sich Antje Senger derweil schon immer gerne aufgehalten – nicht nur von Berufs wegen. Vielmehr mag die Gärtnermeisterin bei der Stadt Hattingen es einfach, sich im Freien zu bewegen, Rad zu fahren, zu wandern, „manchmal beobachte ich auch einfach nur die Vögel“. So aktiv wie möglich lebt die 55-jährige Mutter dreier erwachsener Söhne bis heute ihr Leben – trotz ihrer „Polycythaemia Vera“ (PV). Bei dieser Erkrankung, deren Ursache eine genetische Veränderung der blutbildenden Stammzellen im Knochenmark ist, kommt es zu einer starken Vermehrung der roten und der weißen Blutkörperchen. Stark verdickt ist das Blut Betroffener dadurch, unbehandelt drohen ihnen etwa Schlaganfälle, Herzinfarkte, Thrombosen.
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Bei Antje Senger ist die PV hervorgegangen aus einer anderen ebenfalls sehr seltenen Bluterkrankung: der sogenannten „essenziellen Thrombozythämie“ (ET), die mit einer starken Vermehrung der Blutplättchen (Thrombozyten) einhergeht. Manche ET- oder PV-Betroffene entwickeln im Laufe der Zeit auch eine primäre Myelofibrose (PMF), bei der sich Bindegewebszellen und -fasern lebensbedrohlich stark vermehren. Dann helfe in der Regel nur noch eine Stammzellentransplantation, sagt Antje Senger.
Man muss lernen, mit seiner seltenen Bluterkrankung zu leben
Herunterziehen lässt sich die Hattingerin von diesem Wissen um den möglichen weiteren Krankheitsverlauf indes nicht. Es sei zwar „das Gemeine“ an ihrer Erkrankung, „dass der weitere Verlauf nicht wirklich berechenbar ist“, gesteht Antje Senger. Doch anstatt stets mit dem Schlimmstmöglichen zu rechnen, müsse man „einfach lernen, mit seiner seltenen Bluterkrankung zu leben“.
Selbsthilfegruppe: Treffen und Kontakt
Die Mitglieder der Regionalgruppe für Menschen mit Myeloproliferativen Neoplasien (MPN) und deren Angehörige tauschen sich regelmäßig bei Online- und bei Präsenztreffen aus. Das nächste Online-Treffen findet am 26. Juli, 18 Uhr, statt, die nächste Präsenzveranstaltung am 9. Oktober, 15 Uhr, im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8.
Eingeladen zu diesen Selbsthilfegruppentreffen sind Menschen mit folgenden seltenen Erkrankungen und deren Angehörige: essenzielle Thrombozythämie (ET), Polycythaemia vera (PV), primäre Myelofibrose (PMF). Diese drei Erkrankungen werden unter dem Begriff „Myeloproliferative Neoplasien“ (MPN) zusammengefasst, weil ihr gemeinsames Merkmal eine gesteigerte Produktion von Blutzellen ist – infolge einer genetischen Veränderung der blutbildenden Stammzellen im Knochenmark.
Wer im Vorfeld Kontakt zur MPN-Selbsthilfegruppe aufnehmen möchte, schreibt eine Mail an:regionalgruppe-hattingen@mpn-netzwerk.de
Der Hattingerin hilft dabei der Austausch mit anderen Betroffenen sehr. Und würde es Selbsthilfe-Organisationen nicht geben, hätte sie vermutlich erst viel später herausgefunden, wo es ärztliche Experten für die genannten Bluterkrankungen gibt. In einem Internet-Forum für Betroffene aber fand sie vor einigen Jahren recht rasch Hilfe, als bei ihr PV diagnostiziert wurde – und im Dialog mit einer Ärztin ihres Vertrauens fand sie auch die für sie richtige Therapie.
Ihr heutiges Wissen gibt sie in der MPN-Regionalgruppe Hattingen weiter
Wissen, das Antje Senger heute unter anderem an die Mitglieder der von ihr ins Leben gerufenen MPN-Regionalgruppe Hattingen weitergibt, eine von bundesweit knapp 30 Selbsthilfegruppen zu „Myeloproliferativen Neoplasien“, zu denen die ET, die PV und die PMF zählen. Zudem ist die 55-Jährige im Vorstand des 1200 Mitglieder großen bundesweiten MPN-Netzwerkes.
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Wie viel einem Betroffenen die Selbsthilfe letztlich bringe, sagt sie, sei zwar ein Stück weit typabhängig. Aber wenngleich die Erkrankung stets im Mittelpunkt des Austausches stehe, so gehe es doch immer auch darum, einander gegenseitig aufzubauen und Tipps zu geben, wie Ärzte, Therapien einem helfen können. „Mir persönlich bringt dieses Miteinander enorm viel“, betont Antje Senger. Und sie fügt hinzu: „Durch die Mitbetroffenen habe ich gelernt, dass sich auch mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung ein lebenswertes Leben leben lässt.“
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