Hattingen. Neues Format: Das Ehrenamtsforum von Sparkasse und WAZ Hattingen würdigt den Einsatz von Feuerwehr, THW und DLRG bei der Hochwasser-Katastrophe.
Dieser Abend galt nur Ihnen, den Ehrenamtlern. Stellvertretend für alle, die sich unentgeltlich in den Dienst der Gesellschaft stellen, haben in diesem Jahr beim Ehrenamtsforum von Sparkasse und WAZ Hattingen zwei Gruppen sich und ihre Arbeit vorgestellt.
Rettungskräfte verschiedener Organisationen, die vor allem bei der großen Flut unentbehrlich waren. Und eine Truppe junger, engagierter Sportler, die Dirtbiker, die im Landschafts- und Gewerbepark an der Henrichshütte eine Anlage gestalten und in Schuss halten, damit Radsportler Sprünge üben und sich austoben können.
Ehrenamtsforum löst Ehrenamtsgala ab: Talkrunden statt „Dankeschön-Medaillen“
In den Mittelpunkt gestellt wurden die Hattinger Ehrenamtler wie in jedem Jahr von Sparkasse und WAZ-Redaktion. „Nur das Format wurde verändert, weil es schwierig ist, eine gerechte Auswahl zu treffen“, erklärte Udo Schnieders, Marketingleiter der Bank, mit Blick auf die im Rahmen der bisherigen Ehrenamtsgalas vergebenen „Dankeschön-Medaillen“.
Besonders herzlich begrüßte Sparkassenvorstand Ralf Vormberge die Menschen, die für andere so viel Zeit und Kraft aufwenden und die häufig von der Bank unterstützt werden. Auf der Bühne startete WAZ-Redaktionsleiter Ulrich Laibacher die erste Gesprächsrunde mit Vertretern verschiedener Hilfsorganisationen: Gernot Kubiak (DLRG Hattingen-Süd), Tim Markus (DLRG Hattingen-Blankenstein), Paul Biyikli (THW-Gruppenführer Bergung) und Jens Herkströter (Feuerwehr). Damit es an diesem Ehrenamtsabend nicht nur ernst zuging, unterhielt zwischendurch Zauberer und Comedian Erasmus Stein die Gäste mit unglaublichen Tricks und verzauberte sie mit faszinierenden Kunststücken.
Klar wurde: Alle Mitarbeiter der Hilfsorganisationen sind tief beeindruckt von der gigantischen Flutwelle im Juli 2021, die auch in Hattingen so vielen Menschen das Zuhause geraubt hat. Dieses Ereignis war eine große Herausforderung für alle, das wurde immer wieder deutlich.
Sofort die Sachen gepackt
Paul Biyikli schilderte seinen persönlichen Schicksalstag, den er nicht vergessen wird. „Ich war zu der Zeit gerade in Urlaub, als mich der Anruf über die Flut erreichte. Ich hab’ sofort meine Sachen gepackt und bin nach Hause gefahren“, erzählte er. Spontanen Applaus aus dem Publikum gab’s als Anerkennung.
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„Wir haben zum Glück auf die Wettervorhersage vertraut und hielten uns bereit“, schilderte Gernot Kubiak. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli dann der erste Einsatz um 2 Uhr. Da ging’s für die Wasserretter raus auf den Campingplatz, der unter Wasser stand. Auch die Feuerwehr war an dem Tag und in den Tagen darauf in unfassbarem Dauereinsatz, weil es ja auch in Hattingen an vielen Stellen hieß: Land unter.
Das Problem sind die Finanzen
Im Namen des THW bedankte sich Paul Biyikli noch einmal bei der Sparkasse für „so viel Material, das wir zur Verfügung gestellt bekamen“. Jetzt gehe es darum, viele weitere Menschen für die Arbeit zu begeistern und vor allem gut auszubilden. Immer wieder wurde ein drängendes Thema von den Hilfsorganisationen angesprochen, die für die Gesellschaft so extrem wichtig sind. Das Problem sind die Finanzen.
Sowohl die DLRG als auch andere Hilfsorganisationen müssen alles selber bezahlen: Wagen, Boote, Material, Ausrüstung. Geld vom Land oder Bund bekamen sie bisher überhaupt nicht. Da habe erst nach dem Jahrhundert-Hochwasser in letzter Zeit ein Umdenken begonnen, einige Ideen seien entstanden. Aber finanziell auf Rosen gebettet sind die Hilfskräfte bisher nicht. Das betonte auch Tim Markus. „Was angeschafft werden muss, wird durch Spenden und Mitgliedsbeiträge erwirtschaftet.“
Gibt es keine Retterinnen?
Selbstkritik wurde auch geübt. „Fünf Gesprächspartner, fünf Männer. Gibt es keine Retterinnen“, warf Moderator Ulrich Laibacher in den Raum. Ein wunder Punkt, obwohl es bei den Organisationen offensichtlich unterschiedlich zugeht. Das THW habe da tatsächlich Nachholbedarf. „Wir machen Arbeiten, die Frauen nicht so sehr ansprechen. Da gibt’s wirklich viel mehr Männer.“ Anders dagegen Jens Herkströter. „Bei uns gibt es Frauen glücklicherweise in der Einsatz- und der Jugendabteilung. Aber, was weibliche Verstärkung und Unterstützung betrifft, ist das Feld wirklich ausbaufähig.“ Die Feuerwehr sei immer noch eine Männerdomäne.
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Mit einem großen Dankeschön an alle Ehrenamtler zum Schluss ging eine wirklich kurzweilige und gut strukturierte Veranstaltung zu Ende.