Hattingen. Mehr als 600 Arbeiten von 75 Künstlern sind bei der Revierkunst im Industriemuseum Hattingen zu sehen. Was witzig ist, was für Gänsehaut sorgt:
Frieden, Freiheit und Freude – das muss auch oder gerade in diesen Zeiten sein. Davon ist Sonja Henseler, Künstlerin und Organisatorin der Revierkunst, überzeugt. Die Hattingerin hat das Kunstevent wieder in ihre Stadt gebracht und ist Museumsleiter Robert Laube absolut dankbar. Denn die Henrichshütte ist als Ausstellungsort ein idealer Platz.
Das wissen Künstler wie Thomas Baumgärtel, der die Hütte im vergangenen Jahr mit seiner Banane geadelt hat, zu schätzen. 75 Künstler sind mit ihrer Revierkunstpower wieder vom 29. April bis 8. Mai mit dabei.
Die Ausstellung in Hattingen soll auch Freude bringen
Nichts lag näher, als das Event dem Thema Frieden zu widmen. „Es drängte sich direkt in den ersten Tagen des Ukraine-Krieges auf“, sagt Sonja Henseler. Seit dem Ausbruch des Krieges seien ihre eigenen Probleme vollkommen in den Hintergrund getreten, räumt sie ein.
Denn sie ist mit ihrem Zuhause bei der großen Flut im vergangenen Jahr vollkommen untergegangen. „Seit heute haben wir endlich wieder warmes Wasser“, sagt sie. Das alles sei aber nichts gegenüber dem, was die Ukrainer jetzt ertragen müssten. „Gerade deshalb will ich mit der Ausstellung auch Freude bringen.“
Auf dem Glockenfeld stehen vier große Peace Cubes
Ein breites Spektrum wird bei der Revierkunst angeboten. Es gibt völlig witzige und komische Kunst, aber auch Bilder von Kriegskindern, bei denen man eine Gänsehaut bekommt. Mehr als 600 Arbeiten werden in der historischen Gebläsehalle, in den spannenden Katakomben und dem Außen-Areal in Szene gesetzt.
Besucher können mit den Künstlern reden
Zum 11. Mal findet die Revierkunst statt. Wieder kann die Henrichshütte das Event präsentieren. 75 Künstlerinnen und Künstler sind vom 29. April bis zum 8. Mai mit ihren Werken zu sehen.Am Samstag, 30. April, wird der Künstler-Kunstpreis um 16 Uhr vergeben. Am Sonntag, 8. Mai, folgt um 16 Uhr die Vergabe des Revierkunstpreises.Kunstfreunde können in direkten Dialog mit den Künstlerinnen und Künstlern treten und natürlich auch Kunstwerke kaufen. Der Eintritt ins Industriemuseum, Werkstraße 31-33, beträgt fünf Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Zur Eröffnung am Freitag, 29. April, ist der Eintritt von 17-20 Uhr frei.
Zeitgenössische Kunst gepaart mit Hüttenatmosphäre, Skulpturen aus Glas, Stein, Stahl und Holz sind zu sehen. Malerei vom modernen Realismus bis zur Abstraktion, Streetart, digitale Kunst und Installationen. „Aus gegebenem Anlass stehen auf dem Glockenfeld vier große Peace Cubes umspannt mit 17 Bannern von 13 Künstlern“, erklärt die Hattingerin.
Um einen solchen Würfel, der 1,84 mal 1,84 m groß ist, als Kunstobjekt zur Verfügung zu haben, konnten sich alle Künstler bewerben. Sonja Henseler entschied dann, dass Thomas Baumgärtel einen ganzen Würfel für seine Kunst bekommt. Eine Fläche hat er ganz aktuell dem Krieg gewidmet.
Putin als Gefangener
Zu sehen ist Putin in gestreiftem Gefangenhemd, auf dem mehrdeutig steht: put in prison. Zu lesen als Putin Gefängnis oder steckt ihn ins Gefängnis. Auf dem Kopf hat der russische Präsident – natürlich – eine Banane.
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns
Die Revierkunst ist so bekannt und beliebt, dass sich Künstler aus ganz Deutschland bewerben. Aus Großständen wie München, Berlin und Köln möchten kreative Hände und Köpfe dabei sein. „Aber ich ziehe normalerweise immer Künstler aus dem Revier vor“, sagt die Wahl-Hattingerin. Was sie erwartet, ist Teamarbeit und auch, dass die Künstler vor Ort sind.
+++ Aktuelle Nachrichten über die Corona-Lage in Hattingen lesen Sie in unserem Newsblog +++
Die Organisatorin freut sich, dass das Event während der gesamten Coronazeit nicht ausfallen musste. „Die Leute haben bei mir Schlange gestanden.“ Daran sehe man, dass gerade in so belastenden Zeiten die Sehnsucht nach Kunst, nach Schönem, auch nach der Auseinandersetzung in anderer Form bei vielen Menschen sehr groß sei.