Hattingen. 3500 Euro fehlen einem Bauarbeiter aus Hattingen plötzlich auf dem Girokonto. Sein Chef hat das Geld abgehoben – und wird dennoch freigesprochen.

Einen komplizierten Fall hatte das Amtsgericht Hattingen zu klären. Ein Bosnier hat einen türkischen Staatsbürger angezeigt, weil der ihm 3500 Euro von seinem Konto abgehoben hatte. Jetzt war C. wegen Untreue angeklagt.

Der Geschädigte trat als Zeuge vor Gericht auf und erklärte, zunächst habe er in Bosnien noch auf sein Visum gewartet. Sein späterer Arbeitgeber C. habe ihm den Arbeitsvertrag abfotografiert und zugeschickt, so dass er sich das Schriftstück übersetzen lassen konnte. Als er dann nach Deutschland kam, um seine Arbeit auf dem Bau aufzunehmen, habe er hier noch keinen festen Wohnsitz gehabt, so dass er auch kein Konto eröffnen konnte.

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C. sei dann mit ihm zur Bank gegangen und habe mit ihm ein Konto eröffnet, für das sich C. offensichtlich eine Vollmacht geben ließ. Das habe er aber nicht gewusst, weil er weder deutsch noch türkisch spreche. Im Laufe der Verhandlungen kam heraus, dass C. wohl der Familie des Bosniers, beziehungsweise dessen Bruder, der in Haft saß, 10.000 Euro geliehen hatte, die er in Stückelungen zurückbekam. Davon, sagte der Bosnier, hätte er nichts gewusst.

Ein- oder zweimal zum Essen eingeladen

Jedenfalls hätten auf seinem Gehaltskonto, auf dem sich 7000 Euro befanden, plötzlich 3500 Euro gefehlt. Der Bosnier führte das darauf zurück, dass er bei C. gekündigt hatte und eine Arbeit bei einem anderen Arbeitgeber beginnen wollte. Darüber sei der 39-Jährige sehr wütend gewesen.

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Klar wurde dann aber auch, das bestätigte ein weiterer Zeuge und Arbeitskollege des Bosniers, dass der türkische Arbeitgeber seine Angestellten ein- oder zweimal zum Essen eingeladen hatte. Als Dankeschön für die geleistete Arbeit. „Das hört sich ja so an, als würden sie sich doch alle untereinander besser kennen“, schlussfolgerte die Richterin.

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Während der Bosnier dabei blieb, dass er von einer Vollmacht nichts gewusst habe, die hätte er sonst zurückgezogen, betonte der Anwalt des Angeklagten, die ganze Schilderung mache keinen Sinn. Sein Mandant habe der Familie 10.000 Euro geliehen, habe tatsächlich 3500 Euro vom Konto seines Mitarbeiters abgehoben, aber längst wieder zurückgezahlt. Das bestätigte der Bosnier ebenfalls. Der Angeklagte wurde freigesprochen.