Hattingen. Kaum eine Schule in Hattingen erreicht beim Personal das Ziel der NRW-Regierung. Es fehlen Lehrer, selbst da, wo die Landesvorgabe erreicht ist.

Die Personaldecke an den Schulen ist dünn. Das Ministerium für Schule und Bildung hat Zahlen veröffentlicht, die zeigen, dass die große Mehrheit der Schulen in Hattingen nicht das vom Land geplante Soll erreichen. Heißt: Es fehlen Lehrer. Und das fast überall. Besonders an den Grundschulen sind viele Stellen offen. Lediglich drei Hattinger Schulen erreichen die vom Land angestrebte Personalquote von 105 Prozent ganz oder knapp. Ein auskömmliches Arbeiten bedeutet das dennoch nicht.

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Spitzenreiter in Hattingens Statistik ist die Gesamtschule. Mit einer Personalquote von 107,7 Prozent übertrifft sie sogar das Landesziel. Aber: „Es gibt eine riesige Diskrepanz zwischen den Zahlen und der Realität“, betont Schulleiterin Dr. Elke Neumann. „Wir haben massive Ausfälle durch Schwangerschaften und Langzeiterkrankungen“, erklärt sie. Die erfasst die Statistik nicht. Weil durch einen Generationenwechsel viele junge Lehrerinnen nachrücken, häufen sich derzeit die Ausfälle durch Schwangerschaften.

Kaum Vertretungen zu bekommen

Zwar gibt es die Möglichkeit, Vertretungsstellen zu besetzen, die müssten jedoch auch fachlich passen. Das bestätigt Jürgen Ernst, Leiter der Realschule: „Der Markt ist quasi leer gefegt. Es wird immer schwieriger, adäquate Vertretungen zu finden.“ So laufe manche Ausschreibung ins Leere.

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Als Alternative bleiben oft nur Seiteneinsteiger ohne Lehramtsausbildung. Das Problem: Haben sie noch nie als Vertretungslehrer gearbeitet, gibt es auch keine Bewertung, auf die man sich stützen könne. Das macht die Entscheidung, ob jemand als Vertretungslehrer einsetzbar ist, so schwierig, erklärt Ernst.

Seit Erhebung der Landeszahlen, bei denen die Realschule mit einer Personalquote von 95,2 Prozent die größten Lücken der weiterführenden Schulen auswies, konnten dennoch Stellen nachbesetzt werden. „Wir haben Glück gehabt und sind jetzt in der Nähe der 100 Prozent“, freut sich der Schulleiter.

Corona zwingt zu täglich neuer Planung

Bedingungen für Vertretungslehrer

Vertretungslehrer können auch Personen ohne Lehramtsausbildung werden. Die Voraussetzung für Seiteneinsteiger ist lediglich ein akademisches Studium – die Fachrichtung spielt keine Rolle.

Vertretungslehrer können zudem schnell wieder kündigen, wenn sie zum Beispiel eine feste Anstellung bekommen können. Das erschwert eine kontinuierliche Planung erheblich, sagt Gesamtschulleiterin Elke Neumann.

Gerade angesichts stetig steigender Coronazahlen und entsprechender Ausfälle auch im Lehrerkollegium ist das eine große Hilfe. Während an der Realschule aber bisher kaum Ausfälle durch Corona zu beklagen seien, muss Elke Neumann an der Gesamtschule täglich neu planen: „Zeitweise mussten wir den Oberstufen-Unterricht auflösen, um die Betreuung der Jüngeren zu sichern." Die Lehrer der Oberstufe, die mit den Abiturprüfungen keinen Unterricht mehr geben, werden für Vertretungsstunden dringend benötigt.

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Ähnlich schwierig ist die Lage zum Beispiel an der Grundschule Alt-Blankenstein. Die war mit einer Personalquote von 80,6 Prozent die mit dem größten Bedarf in Hattingen. „Inzwischen konnten die Lücken durch Vertretungslehrer geschlossen werden“, ist stellvertretende Schulleiterin Heike Bergener-Braun erleichtert. Zumindest bis zum Sommer ginge es so ganz gut. Nach den Osterferien wird eine offene Stelle besetzt.

Keine Kompensationsmöglichkeit

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Doch auch hier sind Quarantänen und coronabedingte Ausfälle ein riesiges Problem. „Was ausfällt, fällt aus. An einer Schule wie unserer ist das nicht aufzufangen“, betont Bergener-Braun. So falle zum Beispiel Sport- und Schwimmunterricht aus. „Wir sind nicht doppelt besetzt und können Kinder durch die Pandemie auch nicht auf andere Klassen verteilen“, macht sie deutlich. So sorgen steigende Infektionszahlen und die Pandemie für neue Probleme in einer ohnehin angespannten Situation.

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