Hattingen. Brut- und Setzzeit der Wildtiere in Hattingen: Jäger Matthias Pauli erklärt, was die Tiere jetzt brauchen – und wie Menschen helfen können.
Zwischen März und Juli ist die Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere, nach dem futterarmen Winter eine große Anstrengung. Dafür benötigen sie Ruhe. Bei dem schönen Wetter aber zieht es viele Menschen ins Freie. Matthias Pauli, Leiter des Hegerings Hattingen, gibt Tipps, wie sich Mensch und Tier nicht in die Quere kommen.
„Ich verstehe, dass an warmen Tagen Menschen in die Sonne wollen, in Wald und am Feld unterwegs sind – und dass auch Hunde frei laufen möchten. Ich habe ja selbst einen Hund. Nur im verbliebenen Lebensraum unseres Wildes wird das aktuell viel Tierleid erzeugen“, sagt Matthias Pauli. Denn gerade Bodenbrüter wie Rebhühner, Wachteln und Feldlerchen würden schnell gestört. „Läuft jemand querfeldein oder abseits der Wege durch den Wald, schrecken die brütenden Vögel auf, die Eier kühlen aus. Die Jungen sterben oder werden Opfer von Fressfeinden.“
Bodenbrüter und Kitze liegen jetzt in Hattingen im Gras
Auch Hasen und Rehkitze liegen im Gras. „Die Kitze sind sehr niedlich, sollten aber auf keinen Fall angefasst werden, weil die Ricke dann den Geruch nicht wiedererkennt“, erklärt der Hegering-Leiter.
Gefährlich sei es für noch tragende Ricken, wenn sie von Hunden verfolgt würden. „Am schlimmsten ist es, wenn gleich mehrere Hunde zugleich hetzen. Verletzungen, Fehlgeburten und Tod können die Folge sein.“
Derzeit ist es laut Pauli um die Wildschweine in Hattingen gut bestellt. „Durch das Verbot der Drückjagd im vergangenen Jahr haben sie sich gut vermehrt.“ Würde eine Bache ihre Frischlinge verteidigen wollen, dass würde das für Menschen und Hunde durchaus gefährlich.
„Mit den Füßen auf den Wegen bleiben und mit den Augen überall hinschauen“
Darum gelte im eigenen und im Interesse der Tiere: „In Wald und Flur mit den Füßen auf den Wegen bleiben und mit den Augen in die Natur eintauchen.“ Er empfiehlt, ein Fernglas mitzunehmen, damit die Tiere zu beobachten, so dass sie nicht gestört werden. Wild- und Jungtieren sollten Erholungssuchende nicht zu nahe kommen, um ein Foto zu machen oder sie gar anzufassen.
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Auch bittet Pauli, sich nicht in der Dämmerungszeit im Feld-Waldrand-Bereich aufzuhalten. „Das Wild braucht die Dämmerung. Es ist die einzige Zeit, in der es noch relativ ungestört aus dem Wald austreten kann.“
Tipp für Hundehalter
„Aber auch unsere Hunde fordern ihr Recht ein – sie wollen mit Kopf und Körper ausgelastet sein.“ Pauli empfiehlt den Besuch einer Hundeschule, dabei ginge es oft um weit mehr als die Grunderziehung wie Leinenführigkeit. Heute stünden auch Agility oder Mantrailing auf dem Programm. Sich einfach austoben könnten Hunde gut auf der Hundewiese an der Ruhr am Rande des Hüttengeländes.
Eine große Bitte gilt auch Geocachern und Mountain-Bike-Fahrern. Neue GPS-Techniken und E-Motoren ermöglichten noch weiteres Eindringen in den Lebensraum unseres Wildes. „Die Folgen sind den Menschen häufig nicht bewusst. Ich danke allen, die in ihren Vereinen und in Internetforen Wildtierschutz thematisieren“, so Pauli.
Faustregel des Jägers
Die Faustregel des Jägers: Zwischen März und Juli sollten Erholungssuchende die Wege nicht verlassen und möglichst nicht früh morgens oder spät abends unterwegs sein. „So können wir die aufblühende Natur genießen und dennoch die Tiere schonen.“
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Auch die Jäger jagen derzeit nicht: Schonzeit. „Wir üben auf unserem frisch modernisierten Schießstand Isenberg, kümmern uns um die Hundeausbildung und machen Revierarbeiten wie Hochsitzreparaturen und Biotoppflege.“