Hattingen/EN-Kreis. Die Kosten für das geplante Gefahrenabwehrzentrum im EN-Kreis explodieren. Jetzt steht das Projekt für Hattingen und die anderen Städte infrage.

Der EN-Kreis braucht dringend ein Gefahrenabwehrzentrum. Doch die Kosten des Großprojekts für Hattingen und die anderen Städte sind bereits jetzt von ursprünglich angesetzten 35 Millionen Euro auf nun maximal 97 Millionen Euro explodiert – noch bevor überhaupt eine Architektenskizze existiert. Jetzt wird die Planung in Frage gestellt – die Umsetzung am gewünschten Standort Strückerberg (Ennepetal) steht auf der Kippe.

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Moderner Bevölkerungsschutz sieht anders aus als im EN-Kreis aktuell. Die Feuerwehrleitstelle muss mit beengter Umgebung klarkommen und mit veralteter Technik. Durch die Corona-Pandemie sind zudem neue Herausforderungen zutage getreten, auch durch vermehrt auftretende Unwetter wie das Jahrhundert-Hochwasser im Juli. Die Sicherheit vor Ort ist längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Hattingen und Witten waren interessiert

Seit Jahren wird inzwischen über den Bau eines neuen Gefahrenabwehrzentrums diskutiert. Hattingen hatte angedacht, es auf dem alten O&K-Gelände zu errichten, auch Witten wollte es unbedingt haben. Den Zuschlag erhielt schließlich Ennepetal – doch Ende des Jahres 2020 wurde klar, dass es zu klein geplant wurde. Aktuell wird das Großprojekt nun im Rahmen einer Machbarkeitsstudie vom Objektplaner Supergelb neu aufgestellt.

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Mögliche Fördergelder

Ein Dämpfer in der Finanzierung des Gefahrenabwehrzentrums ist die Tatsache, dass der Bund seine Förderung für die BEG-55-Bauweise einstellt. Was früher ein energetischer Fortschritt war, ist heute Standard, aber genau die Variante, die der EN-Kreis bauen wollte. Verlust: etwa 5,25 Millionen Euro.

Eine neue Möglichkeit ist, das Gebäude nach dem höheren Standard BEG 40 EE zu bauen. Die Baukosten würden um 860.000 Euro steigen – die Fördersumme zeitgleich aber auf 6,75 Millionen Euro.

Und die neuesten Entwicklungen lassen auf keine Verbesserung hoffen: Einerseits deutet alles darauf hin, dass die ausgedehnten Verzögerungen durch die Kreisverwaltung und die Politik dafür gesorgt haben, dass dem Kreis mit höchster Wahrscheinlichkeit mehr als fünf Millionen Euro an Fördermitteln durch die Lappen gegangen sind. Andererseits werfen SPD-Mitglieder aus Witten ihrem eigenen Landrat Olaf Schade das Thema vor die Füße: Sie wollen das komplette Projekt stoppen.

SPD-Mitglieder stellen Projektstopp in den Raum

Sie wollen wissen, wie sich die extreme Kostensteigerung über die Kreisumlage auf ihren Stadthaushalt auswirkt. Mehr Brisanz birgt aber Folgendes: „Wie schätzt die Stadtverwaltung den Verfahrensstand ein? Könnte das Vorhaben – zumindest an dieser Stelle – noch gestoppt werden? Aus unserer Sicht ist das gewählte Grundstück nicht für das Projekt geeignet. Die Baukosten sind zudem gerade jetzt exorbitant hoch und steigen noch weiter an“, schreiben der Wittener SPD-Fraktionschef Dr. Uwe Rath und Ratsmitglied Holger Jüngst.

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Es ist ein Rückschlag für die Kreisverwaltung, die seit mehr als fünf Jahren betont, wie wichtig ein zügiges Voranschreiten ist. Der jüngste Bauausschuss dagegen musste erneut pandemiebedingt abgesagt worden.

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