Hattingen. Rekord-Benzinpreise in Hattingen führen zum Preisanstieg bei Fahrstunden und Getränken. So belastet der Spritpreis verschiedene Branchen.
Die enorm gestiegenen Benzinpreise treffen Autofahrer so sehr wie verschiedene Branchen – vom Getränkehandel bis zum Rettungsdienst. Und sie führen zu ersten Verteuerungen in Hattingen: Ganz aktuell beispielsweise bei der Fahrschule Nippus und Getränke Uhe.
Einen Euro mehr pro Fahrstunde bezahlen Fahrschüler der Fahrschule Nippus seit dem 15. Januar. „Die gestiegenen Kosten für Benzin machen sich sehr bemerkbar, das ist sehr ärgerlich. Aber die Fahrschüler haben Verständnis dafür“, sagt Sascha Nippus.
Steigende Benzinpreise setzen in Hattingen vielen Branchen zu
Zu den zwölf Wagen mit Verbrennungsmotor kommen in der Fahrschule noch drei E-Autos. Doch weiter auf E-Wagen zu setzen, lohnt sich derzeit noch nicht: „Das Problem ist die Reichweite. Ein Auto kann nicht den ganzen Tag fahren – und im Winter mit der Kälte ist die Reichweite noch geringer“, erklärt Nippus.
ADAC: Super E10 so teuer wie nie
Superbenzin der Sorte E10 ist in Deutschland so teuer wie nie, meldet der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) am Mittwoch.Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Dienstags kostete ein Liter 1,712 Euro und übertraf damit den bisherigen Rekordwert von 1,709 Euro aus dem Jahr 2012, teilt der ADAC mit.
Frisch zum 1. Februar musste auch Christian Uhe von Getränke Uhe seine Lieferpreise wegen der gestiegenen Benzinpreise anpassen. „Wir haben das vor vier Wochen entschieden und die Kunden auch informiert“, sagt er. Einen Euro mehr pro Lieferung zahlen Kunden jetzt. „Die Kunden verstehen das“, erklärt Uhe, der Getränke an Privat- und Firmenkunden in Hattingen, Velbert, Bochum, Sprockhövel liefert und derzeit auch Fahrende sucht.
Getränkehändler erhöht Lieferpreis
Die Getränkepreise steigen im Einkauf außerdem durch die Energiekosten. „Einige Firmen haben zum 1. Januar oder 1. Februar erhöht, andere eine Erhöhung angekündigt“, berichtet er.
1,70 Euro für einen Liter Super Benzin E10 müssen Kunden am Donnerstagvormittag an der Tankstelle Hohns in Welper bezahlen, für Super Benzin sogar 1,76 Euro, für Diesel 1,61 Euro. „Das ärgert die Kunden enorm. Manche erzählen, dass sie nun schon öfter mal das Auto stehen lassen“, sagt Tankstellen-Inhaberin Andrea Hohns. Kunden würden sich zudem sehr genau überlegen, wann sie tanken, die Preise beobachten. „Am Mittwochnachmittag gingen die Preise runter, da ist dann gleich der Andrang groß. Morgens dagegen ist es eher ruhig.“
Günstigste Tankzeit ist abends
Konsultieren Kunden im Internet die Benzinpreis-Portale, so wird als voraussichtlich günstigste Tankzeit für Hattingen 21 bis 22 Uhr angegeben. Tatsächlich schwanken die Preise stark.
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„Das können schon elf Cent sein“, sagt Nadine Metz, die die Total-Tankstelle in Niederwenigern betreibt. Einbrüche beim Verkauf von Kraftstoffen spürt sie nicht, hört aber wohl das Meckern der Kunden über die Preise.
Mehr Interesse an E- oder Hybridautos
Indirekt wirkt sich der Preisanstieg auch auf das Autohaus Möller aus. „Wenn Kunden derzeit ihr Fahrzeug wechseln möchten, dann interessieren sie sich schon wegen der Kraftstoffpreise für ein E-Auto oder ein Hybridfahrzeug“, sagt Christian Möller. Seit zehn Jahren verkauft er E-Autos, in den letzten drei Jahren sei die Nachfrage gestiegen – im vergangenen Jahr um 25 bis 30 Prozent. „Ein Grund ist natürlich da auch die Förderung.“
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Ein weiterer Effekt der gestiegenen Preise: Große Motoren, deren Verbrauch auch höher ist, sind laut Möller weniger gefragt. „Kunden steigen auf kleinere Motoren mit weniger PS um.“
Rettungsdienst-Unternehmen Med-Care-Professional spürt hohe Benzinpreise deutlich
Die Autovermietung Europcar mit Filiale in Hattingen überprüft und ändert die Mietwagenpreise weltweit kontinuierlich in Abhängigkeit zur Marktsituation und Kostensteigerungen wie bei Benzin, so Sprecherin Miriam Grether.
250.000 Kilometer pro Quartal legen die Fahrzeuge der Med-Care-Professional Rettungsdienst GmbH zurück. Das machen sich die gestiegenen Spritpreise deutlich bemerkbar, sagt Geschäftsführer Michael Weber. Das Problem: Die Kosten kann das Unternehmen oft nicht weitergeben. „Wir haben Ein- bis Zwei-Jahres-Verträge. Da ist das Nachverhandeln schwierig.“ Auf E-Autos kann die Firma bislang nicht setzen: „Wir haben viele Langstreckentransporte, da passt die Reichweite nicht.“