Hattingen. Ist der Wolf schon im EN-Kreis angekommen? Bürger sind verunsichert, Landwirte in Sorge – Antworten von Behörden, Jägern und der Bio-Station.

Immer häufiger gibt es in NRW Wolf-Sichtungen. Schon 2015 meldeten sich mehrere Bürger aus Haßlinghausen, auch in Hattingen sollen schon Tiere gesehen worden sein. Gleich mehrere Male wurde zuletzt in Hagen ein Wolf gesichtet. Ist das Wildtier mittlerweile auch im Ennepe-Ruhr-Kreis angekommen? Eine Spurensuche.

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800 Wolf-Sichtungen beim LANUV gemeldet

Alleine im vergangenen Jahr wurden mehr als 800 Wolf-Sichtungen dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) gemeldet – rund 120 haben sich bestätigt. Entweder per Genanalyse, wenn zum Beispiel ein Nutztier gerissen wurde und eine DNA-Probe an der Bissstelle genommen wurde, oder aber mittels eines Fotos oder Videos. Im EN-Kreis hat es bisher keinen Nachweis für einen Wolf gegeben. Dennoch: Nach Auskunft des LANUV wächst die Population in immer mehr Regionen wieder an.

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Was er dafür benötigt? „Eine gut strukturierte Landschaft mit Waldflächen, um sich zu verstecken, freie Landschaften, um zu jagen, keine großstädtischen Gebiete und ein großes Nahrungsangebot“, erklärt Sprecher Wilhelm Deitermann. Er erklärt, dass es ein so genanntes „Wolfsmanagement“ gibt. Dabei werden Sichtungen katalogisiert und überprüft. Deitermann betont, dass es wichtig sei, jede Sichtung dem Amt zu melden.

keine belegten Wolf-Sichtungen im EN-Kreis

Im Ennepe-Ruhr-Kreis hält Dietmar Grube als Wolfsbeauftragter das Geschehen vor Ort im Blick. Er arbeitet für die Untere Naturschutzbehörde und bestätigt, dass es bislang keine belegten Wolf-Sichtungen gab. Aber auch er betont, dass „es nicht auszuschließen ist, dass ein Wolf das Gebiet durchstreift“. Meist seien es Jungtiere, die unterwegs sind und bis zu 50 Kilometer in der Nacht zurücklegen können. Angst haben müssten Spaziergänger nicht. Wölfe seien scheu. Wichtig sei es, Ruhe zu bewahren und dem Wolf die Gelegenheit zu geben, zu flüchten.

Wölfe sind in Deutschland streng geschützt

In Deutschland gehört der Wolf zu den streng geschützten Arten. Deshalb ist es verboten, die Wildtiere zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten.

Das zuständige Landesamt erklärt zur Rückkehr des Wolfes nach Nordrhein-Westfalen, dass diese eine große Herausforderung darstelle. „Ein großer Beutegreifer in der Kulturlandschaft birgt Konfliktpotenzial. In ungeschützten Viehbeständen, insbesondere in der Schafhaltung, kann der Wolf beträchtliche Schäden anrichten. Deshalb ist es wichtig, das Zusammenleben von Wölfen und Menschen möglichst professionell zu begleiten.“

Claudia Möllney von der Kreisjägerschaft berichtet davon, dass vor allem Landwirte in Sorge sind. Schafe, Ziegen, Gehegewild, Rinder und sogar Pferde würden von Wölfen gerissen. Sie ist sich sicher, wenn der Wolf hier ankommt, „wird es zu Konfrontationen kommen“, Landwirte müssten sich vorbereiten. Da diese Tiere auch graben können, sei es wichtig einen Zaun auch 60 Zentimeter in den Boden zu setzen – und möglichst hoch zu ziehen. „Wölfe können auch gut springen“, sagt sie.

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Wie man einen Wolf erkennt? Claudia Möllney erklärt, dass viele davon berichtet hätten, dass der Wolf eine andere Kopfhaltung habe und sehr viel leichtfüßiger als Hunde laufe, gelbe Augen habe. „Wenn man ihn sieht, wird man ihn erkennen“, ist Claudia Möllney sicher.

Sachlich und faktenorientiert ans Thema gehen

Die Leiterin der Biologischen Station im EN-Kreis, Britta Kunz, betont, dass es wichtig sei, sachlich und faktenorientiert ans Thema zu gehen. „Fest steht: Bislang gab es keinen Übergriff auf einen Menschen“, sagt sie und ist sicher, dass es auch hier Wolfsichtungen geben wird – ob sich auch Tiere ansiedeln, sei eine andere Frage. Der hiesige Lebensraum würde es jedenfalls möglich machen.

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Um die Akzeptanz zu stärken, würde das Land bei Wolfsrissen Entschädigungen zahlen. Das würde bei anderen Wildtierrissen, etwa beim Fuchs, nicht passieren. Sie sagt, dass in NRW mehr Tiere durch Hunde als durch Wölfe getötet werden, auch das müsse man bei der Diskussion berücksichtigen. „Wir müssen den Umgang mit dem Wildtier Wolf erst einmal wieder lernen“, sagt sie. „Der Wolf hat das Recht hier zu sein, wenn er denn von sich aus wiederkommt.“