Hattingen/Sprockhövel. Als „beunruhigende Tendenz“ sieht ein Vogelkundler aus Hattingen die Entwicklung bei den Wintervögeln. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Was flattert denn da durch den Garten? Wer zwitschert morgen früh am Morgen sein Lied? Die Wintervögel sind es, und der Naturschutzbund hat jetzt die Ergebnisse seiner jüngsten Zählung veröffentlicht – und dabei gibt es in Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis eine Überraschung.
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Thomas Griesohn-Pflieger von der AG Ökozelle (Hölter Kamp in Holthausen) stellt das wichtigste Ergebnis heraus: „Es stellte sich heraus, dass sich die Meisenbestände erholt haben. Befürchtungen, die Meisenkrankheit der vergangenen zwei Jahre, die vor allem Blaumeisen sehr zusetzte, hätte den Bestand nachhaltig geschwächt, haben sich nicht bestätigt.“
630 Beobachterinnen und Beobachter im EN-Kreis
Zwischen Ennepe und Ruhr haben 630 Beobachterinnen und Beobachter bei der „Stunde der Wintervögel“ mitgemacht und in ihren 459 Gärten immerhin 14.121 Vögel gesehen und dokumentiert. Es geht darum, innerhalb einer Stunde alle Vögel zu zählen, die in den heimischen Garten kommen. Im vergangenen Jahr haben 1102 Vogelfreunde mitgemacht.
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Ein Plus von 14 Prozent bei den Blaumeisen sowie von 24 Prozent bei den Kohlmeisen deuten nicht auf Zuwanderungen aus dem Norden hin, sondern auf eine Erholung der Bestände bei der Blaumeise, meint Griesohn-Pflieger. Die beiden Meisenarten stehen damit auch an der Spitze der beobachteten Vögel im EN-Kreis. Gefolgt von Amseln, Haussperlingen (minus 13 Prozent!) und Elstern.
Und dieses Ergebnis ist eine Überraschung, denn im Rest des Landes – sowohl in NRW als auch in Gesamt-Deutschland – ist der Haussperling an der Spitze. Meisen und Amsel belegen die folgenden Plätze.
Mehr als 4,2 Millionen Vögel gemeldet
Anfang des Jahrs hatte der Naturschutzbund (Nabu) zur bundesweiten Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ aufgerufen. Vom 6. bis 9. Januar haben Vogelfreunde gezählt.
Das Ergebnis: Trotz wechselhaftem Winterwetter haben rund 32.000 Menschen aus NRW aus 22.500 Gärten 760.000 Vögel gemeldet. Deutschlandweit haben 173.000 Menschen teilgenommen und von mehr als 118.000 Beobachtungspunkten mehr als 4,2 Millionen Vögel gemeldet.
Ergebnisse aus NRW direkt unter https://nrw.nabu.de/stundederwintervoegelnrw/
Zum Haussperling – im Volksmund als Spatz bekannt – erklärt der Fachmann, dass „Brutnischen an den Häusern fehlen wie auch Wildkrautsamen zur Ernährung der Spatzenkinder“.
Ebenfalls in der Top 10 des Ennepe-Ruhr-Kreises: Ringeltaube, Rotkehlchen, Buchfink, Gimpel (Dompfaff) und die Rabenkrähe.
„Die ermittelten Zahlen täuschen eine gute Lage der Gartenvögel vor. Sieht man sich nämlich den langjährigen Trend an, so ist eine beunruhigende Tendenz zu erkennen“, meint Vogelkundler Thomas Griesohn-Pflieger. Bei sehr vielen Arten zeigt die Bestandskurve auch in den Gärten kontinuierlich nach unten. „Betonierte und geschotterte Gärten, die zu Grillplätzen verkommen, bieten weder für Menschen noch für Vögel einen guten Lebensraum“, so der Hattinger.
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Der vorausgesagte große Einflug von Winterflüchtern aus dem Norden, sei diesmal ausgeblieben. Bergfinken, Schwanzmeisen, Wacholder- und Rotdrosseln sowie Seidenschwanz und Erlenzeisig wurden nur selten beobachtet.