Hattingen. Landwirt Alfred Schulte-Stade aus Hattingen mahnt zu mehr Demut. Warum seine Bilanz des Jahres 2021 trotz aller Widrigkeiten eine positive ist.

Nein, langweilig ist es in 2021 nicht geworden. Zumindest nicht für Landwirt Schulte-Stade. „Mit Corona haben wir uns ja mittlerweile angefreundet“, stellt er fest. Zu allem Übel kam dann noch die große Flut im Juli und der Weihnachtsmarkt lief natürlich nicht so wie man das aus früheren Jahren gewohnt war.

„Aber er lief und wir waren zufrieden“, sagt der umtriebige Hattinger, dessen Herz bekanntlich am Weihnachtsmarkt hängt. „Ich bin zum Glück breit aufgestellt“, sagt er. Die Widrigkeiten des vergangenen Jahres haben ihm zwar zugesetzt, ihn aber nicht umgehauen. Auch seinen Humor hat er nicht verloren. „Es steht ja schon in der Bibel. Erst kommen die sieben fetten Jahre, dann die sieben mageren. Zwei haben wir ja wegen Corona hinter uns. Ich hoffe, es werden nicht wirklich sieben“, sagt er.

Es sei tatsächlich ein außergewöhnliches Jahr gewesen. Seine 93-jährige Mutter, die im Krieg die Sprengung der Möhnetalsperre erlebt hatte, habe erklärt, dass damals die Auswirkungen auf das Ruhrtal in Hattingen nicht so gravierend gewesen seien wie die Flutwelle Mitte Juli 2021. „Ich hatte einen Instinkt und habe meine Auerochsen schon acht Tage vorher auf höhere Weiden gebracht.“ Er sorgte dafür, dass insgesamt 120 Tiere sicher waren. „Unvorstellbar, wie viele Wochenendhäuser und Wohnwagen bei mir vorbeigeschwommen sind“, sagt Schulte-Stade.

Eigentlich sei das Ruhrtal bei Hattingen ja sehr breit, so dass so eine Katastrophe wie im Ahrtal eher nicht passieren könne, das Wasser habe ja genügend Raum, um sich auszudehnen. Aber die Flut im Juli sei schon gewaltig gewesen. „Wir müssen wieder mehr Respekt vor der Natur bekommen.“ Die leidgeprüften Nachbarn in der Nähe seines Anwesens, die vom Wasser auf der Königsteiner Straße stark betroffen waren, habe er acht Tage lang mit Essen versorgt.

Er habe etwas dagegen, dass man in solchen Ausnahmefällen sofort einen Schuldigen sucht. „Bei so einer Naturkatastrophe sind einfach alle überfordert. Hinterher kann man immer gut schwätzen. Ich halte das für falsch.“ Er wünsche sich, dass die Zufriedenheit und Gesundheit für seine Familie weiter so anhält wie bisher. „Wir müssen wirklich Demut zeigen“, ist seine Überzeugung.

Ein Highlight hat es für ihn im Jahr 2021 gegeben. „Als politisch interessierter Mensch habe ich eine besondere Wertschätzung erfahren“, räumt er ein. Nicht nur, dass die Landwirtschaftsministerin von NRW, Ursula Heinen-Esser, seinen Betrieb besucht hat. Gleich zu Beginn der Regierungserklärung des neuen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst kam die Rede auf den Hattinger.

Wörtlich sagte Wüst, der fünf Menschen – auch Alfred Schulte-Stade – namentlich erwähnte: „Er ist Biolandwirt, Koch und Unternehmer. Und verantwortlich für einen über die Stadtgrenzen hinaus bekannten nostalgischen Weihnachtsmarkt.“ Diese fünf Menschen „stehen für unterschiedliche Generationen, Perspektiven und Lebenswege. Sie stehen stellvertretend für 18 Millionen Gesichter und Geschichten – für sie arbeiten wir als NRW-Koalition“, erklärte Wüst. Das habe ihn wirklich gefreut, sagt Schulte-Stade.