Hattingen. Sebastian Kahlfus ist in Hattingen als Karnevalsprinz bekannt. Jetzt engagiert sich der 27-Jährige mit geistiger Einschränkung als Messdiener.
Als Karnevalsprinz hat Sebastian Kahlfus gleich zwei Mal in Hattingen regiert – ein Mal als Karnevalsprinz der Lebenshilfe Hattingen im Jahr 2017 und ein Mal als Stadtprinz 2018. Jetzt können Gläubige ihn als Messdiener in der Kirche St. Peter und Paul erleben. Damit hat die katholische Pfarrgemeinde in Hattingen erstmals einen Messdiener mit geistiger Behinderung.
Und das begann damit, dass sich Sebastian Kahlfus, der am 10. Januar 28 Jahre alt wird, seine Firmung wünschte. „Ich gehe schon länger in die Messen am Donnerstagabend und Sonntagabend.“ Dort sei er immer mit seiner Familie aufgetaucht, habe Freude am Gottesdienst gezeigt, sagt Gemeindereferentin Susanne Schade. „Als es dann während der Corona-Pandemie im Pfarrgarten eine Firmung gab, ist er gekommen und hat gesagt: Frau Schade, Ihr habt mich damals bei der Firmung vergessen. Ich möchte das aber auch.“
Gemeinsam die Domschatzkammer besucht
Der Wunsch stieß auf Gegenliebe. Und so traf sich Susanne Schade öfter mit ihm. „Die anderen aus der Gruppe haben sich viel über Zoom getroffen, die Vorbereitung lief in der Pandemie viel über den PC. Da hat Sebastian aber gemerkt, dass das nichts für ihn ist. Als er und ich dann geimpft waren, haben wir uns getroffen.“ Schon die Vorbereitung auf die Kommunion, damals mit Pfarrer Jürgen Kuhn, sei sehr individuell gewesen.
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Mit welcher Begeisterung sich Kahlfus den Themen widmete, verblüffte die Gemeindereferentin. Beispielsweise beim Thema Bischof. „Wir haben über Bischofsring, -stab und -hut gesprochen und was sie bedeuten.“
Mit Herzblut bei der Vorbereitung dabei
Als beide die Münsterkirche in Essen und die Domschatzkammer besuchten – ein Geschenk von Susanne Schade an Sebastian Kahlfus –, da „haben wir uns auch die Statue von Kardinal Hengsbach angesehen und er war begeistert, auch von der Führung durch das Museum. Er hat sich vieles gemerkt und wiedererkannt.“ Mit Herzblut sei er bei der Vorbereitung dabei gewesen.
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Bei der Messdiener-Einführung dann am 21. November, am Christkönigsfest, habe Sebastian Kahlfus, der sich gegenüber der WAZ schon vor Jahren als „Mann der Bühne“ bezeichnet hat, die Gegenstände gezeigt, zu deren Bedeutung die anderen Neu-Messdiener dann Erklärungen vorlasen. „Er tut eben die Dinge, die er kann“, so Susanne Schade.
Sebastian Kahlfus ist stolz
Kahlfus ist stolz, dass er Messdiener sein kann. „Ich habe das etwas geübt, habe es dann aber schnell drauf gehabt. Ich bringe den Kelch, das Brot und ich klingele.“
Gerne geht Kahlfus in die Kirche und erklärt überzeugt: „Ich glaube an Gott.“ In der Gemeinde findet er Ansprechpartner und offene Ohren für seine Probleme, „zum Beispiel jetzt, als mein Papa so krank war. Sie machen dann auch Fürbitten für mich.“ Lobende Worte findet er für den „Chef der Gemeinde“, Andreas Lamm. „Er hat zu mir gesagt: Basti, Du kannst immer zu mir kommen. Ich bin immer da, um mit Dir zu sprechen.“