Hattingen. Spannende Motive gibt’s auf Kirchenfenstern in Hattingen zu entdecken – manche sind weihnachtlich angelegt, andere thematisieren den Stadtpatron.
Die Heilige Familie, die Geburt Jesu – oder heimisch-historische Bilder wie den Drachentöter haben Kirchenfenster in Hattingen als Motiv.
Die evangelische Kirche St. Georg in Hattingen hat zehn große Fenster mit 20 zumeist biblischen Themen. Einen geschichtlichen Hintergrund präsentiert das St.-Georgs-Fenster. Es stammt – wie die anderen auch – von Eduard Bischoff.
Kirchenfenster in Hattingen thematisieren Weihnachten und Stadtpatron
Und eigentlich sind es zwei Motive. Das eine Fensterbild – Antikglas, Blei, Schwarzlot (Glasmalerei) –, zeigt den Heiligen Georg als Drachentöter, der auch auf dem Stadtwappen Hattingens zu sehen ist. Das andere präsentiert ihn stehend mit seinem in der Scheide ruhenden Schwert. Da blickt er so stolz und andächtig, wie er als Drachentöter entschlossen wirkt. Beide Arbeiten stammen aus dem Jahr 1950. Diese Jahreszahl ist auch in dem Fenster zu finden, das die Seitenwand ziert.
„Es ist ja schon ungewöhnlich, dass ein Heiliger auf dem Fenster einer evangelischen Kirche zu sehen ist“, sagt Pfarrer Udo Polenske. Er weiß die Erklärung dafür: „Die Ritterschaft St. Georg waren früher die Patronatsherren der Kirche.“
St. Georg in Nachbarschaft von klugen und törichten Jungfrauen
So reiht sich St. Georg ein zwischen Charaktere wie den barmherzigen Samariter, den verlorenen Sohn, den guten Hirten, die törichten und die klugen Jungfrauen, den Sämann, Erzengel Michael oder Martin Luther. Übrigens ist als ein Motiv auf den Fenstern das Wappen der Grafen von der Mark verewigt.
Christi Geburt in der katholischen Kirche St. Joseph in Welper
Christi Geburt zeigt eines der Kirchenfenster in der katholischen Kirche St. Joseph in Welper. Der Künstler Heinz Dohmen schuf es 1990. Die technische Beschreibung dazu: „Chor-Opalglas/Blei/Schwarzlot/Schmelzfarben/Siebdruck“. Es ist nicht das einzige Fenster des Künstlers in der Kirche, ein anderes zeigt die Darbringung Jesu im Tempel, ein weiteres Maria mit Jesus auf dem Arm auf einem Esel, daneben Joseph.
Bei Christi Geburt handelt es sich um Fotocollagen nach Vorlagen von Giotto aus der Arena-Kapelle im italienischen Padua. Auffällig ist, dass die Farbgestaltung der drei Fenster nicht so leuchtend bunt ist, sondern die Menschen in Grautönen zeigt. Neben wenigen gedeckten Glaselementen setzen Gelb – beispielsweise zum Andeuten eines Heiligenscheins – und Violett Farbakzente.
Fenster im Nazarener Stil zeigt die Heilige Familie
Der Hattinger Künstler Egon Stratmann, der selbst in St. Johannes Baptist die Decke bemalte und moderne Kirchenfenster für die Kirche Heilig Geist geschaffen hat, zeigt sich begeistert von den Fenstern in der katholischen Kirche in Blankenstein gleich am Marktplatz. „Sie sind 100 Jahre alt und im Nazarener Stil.“
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Fensterputzen und Aktion
Das Fensterputzen in der evangelischen Kirche in Niederwenigern übernimmt übrigens der Küster auf seine Art. „An klassisches Putzen ist nicht zu denken. Die Fenster werden mit einem langen Staubwedel vom Staub befreit“, berichtet Nelles.
Er verweist auf die Weihnachtsfenster-Aktion im Dorf: „Überall hatten Gläubige Fenster gestaltet, an denen geschaut, gerätselt, geklönt, etwas gegessen oder getrunken werden konnte. Eine tolle Aktion“, sagt Nelles. 37 Fenster gab es insgesamt.
Deutschsprachige Künstler begründeten Anfang des 19. Jahrhunderts diese Kunstrichtung. Sie wollten die Kunst im Geist des Christentums erneuern. „Es gab mal Überlegungen, die Fenster durch moderne zu ersetzen. Das ist zum Glück nicht gemacht worden.“
Fenster in der evangelischen Kirchen Niederwenigern zeigen Symbole für Evangelisten
Die Symbole für die vier Evangelisten zeigt das Kirchenfenster hinter dem Altar der Kirche der evangelischen Kirchengemeinde in Niederwenigern am Justinenweg.
Es stammt aus den 1950er-Jahren – so wie alle Kirchenfenster. „Die alten Fenster sind im Krieg durch einen Bombeneinschlag zerstört worden“, sagt Pfarrer Ludwig Nelles. Lediglich auf einem der neuen Fenster sind Figuren dargestellt – eben auf dem hinter dem Altar. „Der Löwe steht für Markus, der Stier für Lukas, der Adler für Johannes und der Mensch für Matthäus“, erklärt Nelles.
Evangelisten erzählen Weihnachtsgeschichte auf unterschiedliche Weise
Die Weihnachtsgeschichte erzählen die Evangelisten auf sehr unterschiedliche Weise. Die heute meist vorgetragene ist die von Lukas. „Bei den anderen Evangelisten werde die Geschichte nüchterner erzählt. Da gibt es keine Krippe, keinen Stall, keine Volkszählung. Sie setzen andere Schwerpunkte“, sagt Nelles.
Die Geschichte aus dem Lukas-Evangelium, „das ist die schöne, anrührende Geschichte. Was für uns heute aber idyllisch wirkt, war damals ja die harte Realität“, sagt Nelles. Das zeige, dass Gott durch Jesus in die Welt komme – so, wie sie ist. „Er kommt nicht in die Idylle, sondern in den jetzigen Zustand.“ Also mit Corona-Pandemie und allem anderen.
Die anderen Fenster in der evangelischen Kirche spielen mit Farben und Formen. „Es sind große bunte Scheiben, aber sie haben die Besonderheit, dass sie bei Sonnenschein für schöne Farbspiele auf den Wänden sorgen. Das hat fast schon etwas Geheimnisvolles.“ Jedes Fenster habe eine eigene Farbkomposition, mal in Orange-Tönen, mal blau-rot. „Die gegenüberliegenden Fenster sind immer ähnlich.“
Weihnachtsfenster in St. Peter und Paul
>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns
In der katholischen Kirche St. Peter und Paul an der Bahnhofstraße gibt es ein „Weihnachtsfenster“, wie es Gemeindereferentin Susanne Schade von der katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul nennt. Weil die alten Fenster im Krieg zerstört wurden, „hat man 1948 versucht, die Fenster aus dem Jahr 1893 nach den alten Vorlagen zu erneuert. 1949 waren sie dann am Christkönigstag fertig“, erzählt sie. Zu sehen sind neben der Heiligen Familie andere Motive wie die Hirten.