Hattingen. Einen hohen zweistelligen Millionenbetrag will die AVU bis 2025 investieren. Über seine Pläne spricht AVU-Vorstand Uwe Träris.

Der heimische Energieversorger AVU hat viel vor. Vorstand Uwe Träris spricht im Interview über Investitionen, Energieverbräuche, Preise, E-Mobilität – und Corona.

Herr Träris, die AVU hat angekündigt, bis zum Jahr 2025 mehr als 85 Millionen Euro investieren zu wollen, allein in diesem Jahr sind es mehr als 20 Millionen Euro. Was steckt hinter dieser Summe?

Uwe Träris: Das liegt beispielsweise daran, dass wir in diesem Jahr in ein Umspannwerk investieren. Eine wesentliche Investition sind auch die Transportleitung und das Pumpwerk zur Anbindung an das Wassernetz in Hagen, weil wir die Netze von Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis in Wetter verbinden. Im Lichtwellenleiter-Ausbau machen wir auch recht viel. Wenn sie das im ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis machen, ist das eine entsprechende Investitionshöhe. Wir wollen viel in Speicher und Server investieren, weil wir im Rahmen von Corona gemerkt haben, dass wir mit unserer EDV-Ausstattung an eine Grenze gestoßen sind. Und die große Summe über die nächsten Jahre liegt daran, dass wir im Strombereich vier Umspannwerke erneuern.

Mit Blick auf die Pandemie hatte die AVU berichtet, als Unternehmen gut dazustehen. Ist das trotz oder wegen der Pandemie so?

Überall, wo es möglich war, haben wir auf die Kostenbremse getreten. Das hat dazu geführt, dass wir das Planergebnis für 2020 erreicht haben. Wir haben wegen des Lockdowns im vergangenen Jahr weniger Strom abgesetzt und mussten den bereits beschafften Strom an der Börse sehr billig verkaufen. Das liegt daran, dass die Industrie den Strom nicht abgenommen hat. In so einem Fall bleiben die Energieversorger darauf sitzen. Im Personalbereich haben wir die vergangenen Jahre Stellen abgebaut und gespart.

Wie hat sich Corona auf Verbräuche von Strom bei Privat- und Gewerbekunden ausgewirkt?

Die Gewerbekunden haben durch den Lockdown bis heute einen etwas geringeren Verbrauch. Gerade im Einzelhandel ist das so. Die Industrie im Ennepe-Ruhr-Kreis ist wieder fast auf Vorkrisenniveau. Was den Strombedarf der Industrie angeht, ist im Moment also wenig von Corona zu spüren. Im Haushaltskundenbereich hat der Stromverbrauch ein wenig zugenommen, weil die Leute einfach mehr zuhause sind.

Wie entwickeln sich die Strom-preise für die Kunden?

In diesem Jahr ist keine Preisanpassung geplant. Die letzte Anpassung im Strom war am 1. Januar 2020. Den Preis für die Grundversorgung haben wir am 1. September 2019 angepasst. Da haben wir den Verbrauchspreis pro Kilowattstunde um 0,34 Cent und den Grundpreis von 92 Euro im Jahr auf 110,81 Euro erhöhen müssen.

Gibt es in der Regel viele Wechsler durch Preisanpassungen?

Wenn wir die Preise anpassen, gibt es natürlich Kunden, die das prüfen. Aber wir haben marktgerechte Preise und drei Viertel aller Haushalte sind aktuell unsere Kunden. Die Veränderungen nach einer Preisänderung sind sehr gering, weil wir sehr viel Wert darauf legen, dass wir die Preisänderung gut und sauber erklären. Die Wettbewerber müssen die gleichen Veränderungen auch machen. Dadurch sind wir sehr stabil bei unserem Marktanteil.

Elektromobilität ist bei der AVU auch Thema. Inwieweit forcieren sie deren Ausbau?

Wir haben ein Forschungsprojekt, das untersucht, wie die Auswirkungen auf unser Netz sind – und zwar runtergebrochen auf jede Stadt und jedes Stadtviertel unseres Netzgebiets. Das ist mit sozioökonomischen Daten gefüttert worden. Man kann schon recht klar sagen, wo mehr und wo weniger Elektrofahrzeuge gekauft werden. Auf dieser Basis wird unser Investitionsplan nachgeschärft und der Netzausbau geplant. Ich kann aber ganz klar sagen: Der Ausbau der E-Mobilität hat natürlich Auswirkungen aufs Netz.

Was machen Sie da vertrieblich?

Wir haben einen Kollegen im Vertrieb, der sich nur um Elektromobilität kümmert, Kunden über Fördermöglichkeiten berät oder unsere eigenen Wallboxen mit verkauft. Er stellt auch den Kontakt zu Installateuren für den Einbau der Boxen her. Im öffentlichen Bereich wird es in Zukunft einen stärkeren Trend zu Schnellladesäulen geben.

Die AVU wirbt auch für ihren Grünstrom und damit, dass Kunden durch das Angebot Klimaschutzprojekte unterstützen. Wie gut wird das angenommen?

Geringer als man erwarten würde. Von der Absatzmenge her sind es etwa fünf Prozent unseres Stroms. Wir sind aber dieses Jahr seit 20 Jahren mit dem Angebot auf dem Markt. Wir haben ein so genanntes Grünstrom-Gremium, wo über Projekte entschieden wird, die dadurch unterstützt werden.

Beim Thema Umweltschutz gehört das Energiesparen dazu. Steht das dem Geschäftsmodell eines Energieversorgers nicht entgegen?

Vom Grundsatz her würde man das sofort sagen, ja. Wenn ich vor allem auf den Gewerbe- und Industriebereich schaue, sind da die Einsparmöglichkeiten am größten. Betriebe können mit Energieeffizienz Energie und CO₂-Emissionen einsparen. Wir beraten seit 20 Jahren in die Richtung. Und wenn der Kunde merkt, dass er durch unsere Beratung Geld sparen kann, stärken wir dadurch unsere Kundenbindung.

Zur Person: Uwe Träris

Uwe Träris ist 56 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Freiburg im Breisgau. Dort hat er auch sein Studium der Volkswirtschaftslehre absolviert. Aktuell lebt er in Herdecke. Er ist verheiratet und hat keine Kinder.

Träris arbeitete unter anderem als Kundenberater für Firmenkunden bei der Kreissparkasse Heilbronn und war bei den Stadtwerken Dresden GmbH tätig. Bis 2014 war er Allein-Geschäftsführer der Stadtwerke Witten. Seit dem 1. Januar 2015 ist Uwe Träris Allein-Vorstand der AVU AG.