Hattingen. Die Henrichshütte in Hattingen wurde mit einer Baumgärtel-Banane zum wichtigen Kunstort erklärt. Am Wochenende startet hier die „Revierkunst“.

Es ist ein historischer Moment, mit dem Vorbereitungen der zehnten „Revierkunst“ eingeläutet werden. Und er dauert nur ein paar Minuten. Zweimal beißt kurz der Geruch von Lackfarbe in der Nase, dann ist es vollbracht. Am Eingang des LWL-Museums Henrichshütte prangt jetzt eine gesprühte Banane, Markenzeichen des Streetart-Künstlers Thomas Baumgärtel.

Bananensprayer als Gastkünstler bei der „Revierkunst“ in Hattingen

Baumgärtel, der auch als „Bananensprayer“ bekannt ist, ziert seit über 30 Jahren wichtige Kunst- und Kulturorte mit seinen Bananenbildern. Ursprünglich stammt er vom Niederrhein, lebt mittlerweile in Köln, fühlt sich dem Ruhrgebiet aber heimatlich verbunden. Zuletzt war er zwischen 2008 und 2010 hier unterwegs, hatte damals auch das Stadtmuseum in Blankenstein mit einer Banane ausgezeichnet – eine von 61. „Meine Heimat habe ich total vernachlässigt, was das Banane-Sprühen angeht“, gibt er reumütig zu. Das ändert sich nun.

Für die „Revierkunst“ hatte Organisatorin Sonja Henseler den Streetart-Sprayer als Gastkünstler angefragt. Nach dem ersten Besuch im diesjährigen Veranstaltungsort war er gleich begeistert und entschlossen, nicht nur Teil der Ausstellung zu sein, sondern den Ort auch mit seiner begehrten Banane zu kennzeichnen. „Ich liebe Industrieareale“, erklärt der Bananensprayer gegenüber der WAZ. „Es sind Orte, Hüllen, die total gut zur Kunst passen. Sie sind mir lieber als irgendein steriles Museum.“ Besonders für seine Kunstform, die Streetart, seien sie ein toller Rahmen, weil sie die passende Atmosphäre bieten.

70 Künstler stellen am Wochenende auf der Henrichshütte aus

Wie genau das aussieht, können Besucher ab Freitag, 10. September, selbst begutachten. Dann nämlich öffnet das Kunstevent „Revierkunst“ für Besucherinnen und Besucher und wird das ganze Wochenende andauern. Baumgärtel ist dabei nicht nur mit seiner Banane am Eingang vertreten, sondern auch mit zwei großformatigen Bildern – einem Porträt von Angela Merkel und einem der Queen – sowie einer ganzen Wand voller Paste-ups (aufgeklebter Kunstwerke) im Keller des Museums.

Die Aufbauarbeiten laufen aber schon jetzt, denn insgesamt breiten sich im Rahmen der „Revierkunst“ 70 Künstler und Künstlerinnen auf der Hütte aus. Auf dem Außengelände ist bereits Dennis Josef Meseg dabei, zwei Installationen zu arrangieren. 333 Schaufensterpuppen gehören dazu, sechs Mal muss er dafür von Köln nach Hattingen fahren. Eine weitere Gastkünstlerin, die mit ihrem Beitrag für Aufsehen sorgen wird, ist Nanja Gemmer aus Düsseldorf. Sie wird mit einer 3,50 mal 3,90 Meter großen Wurzel-Installation in Rot- und Pinktönen vertreten sein.

Große Pläne für die „Revierkunst“-Zukunft

Während die „Revierkunst“ in der Vergangenheit meist mehrmals hintereinander an einem Ort veranstaltet wurde, wird es auf der Henrichshütte wohl bei einem Solo-Jahr bleiben. „Voraussichtlich gibt es nächstes Jahr eine andere Location“, verrät Henseler schon heute. Jedoch seien Terminkonflikte mit anderen Ausstellungen der Grund und nicht etwa, dass die Henrichshütte kein perfekter Ort wäre.

„Ich habe in Zukunft Großes vor – eine richtige Kunststadt könnte man hier entwickeln“, erklärt sie eifrig – auch in Richtung Bürgermeister Dirk Glaser. Der zeigt sich ganz angetan von der Tatsache, dass Hattingen der Ort des zehnten „Revierkunst“-Geburtstags ist und verspricht für die Zukunft Unterstützung seitens der Stadt: „Das hat aber nichts mit Geld zu tun, nicht, dass da irgendwas durcheinandergebracht wird.“

Tanz-Aktion zum Tag des offenen Denkmals

Die „Revierkunst“ ist an allen drei Tagen – Freitag, Samstag und Sonntag, 10. bis 12. September – von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro (ermäßigt 2,50 Euro), am Sonntag ist er anlässlich des Tags des offenen Denkmals frei.Deswegen gibt es am Sonntag auch eine Tanz-Aktion zum Mitmachen: Tausende Teilnehmer tanzen gleichzeitig eine gemeinsame Choreographie an 25 Standorten der Europäischen Route der Industriekultur – so auch an der Henrichshütte, Werksstraße 31-33.Die Choreographie greift Bewegungen aus der industriellen Arbeitswelt auf und verwandelt sie in moderne „Moves“. Unter www.erih.net/projects/erih-dance-event-work-it-out/ gibt es ein Video, mit dem sich Interessierte auf die Aktion vorbereiten können. Alternativ gibt es am Sonntag vor der Performance, 11 bis 14 Uhr, einen Workshop um die Choreographie zu lernen. Anmeldung unter: 02324 9247-140 oder per E-Mail an henrichshuette@lwl.org. Der Auftritt startet um 15 Uhr und wird gefilmt. Alle Tänzerinnen und Tänzer sollten komplett schwarz gekleidet sein, farbige Caps werden gestellt.

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