Hattingen. Die Grünen in Hattingen bemängeln zu wenig Spielraum für Kinder und testen Pop-up-Spielstraßen. CDU und SPD sehen das Problem an anderer Stelle.
Gibt es in Hattingen genügend Spielflächen? Die Grünen finden: Nein! Sie wagten jetzt das Experiment einer Pop-up-Spielstraße – und mussten für die drei Stunden auf einem Teilabschnitt der Lessingstraße extra eine Demo anmelden.
Pop-Up-Spielstraße soll es jetzt öfter geben
Die konkrete politische Forderung nach Spielstraßen knüpfen die Grünen allerdings auch nicht an ihren Pop-up-Versuch. „In erster Linie wollen wir jetzt erst mal sehen, dass wir das öfter machen“, fasst Grünen-Sprecher Marvin Bruckmann zusammen. Für den ersten Test habe man die Südstadt gewählt, da hier viele Familien mit Kindern leben.
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Die Bilanz: „sehr positiv“, sagt Bruckmann. Statt Autos waren an diesem Nachmittag Skateboards, Dreiräder und Springseile auf der Lessingstraße zu sehen. „Ich hätte nicht gedacht, dass bei dem schlechten Wetter so viele Leute kommen – über 50 Leute waren da“, freut er sich. „Vielleicht lag’s aber auch ein Bisschen am Eiswagen.“
Jugendhilfeausschuss: Nicht die Menge der Spielflächen ist das Problem
Die Initiatoren bewerten die Aktion also als Erfolg, während andere politische Parteien in Hattingen sowohl die Idee als auch den Anlass skeptisch sehen. „Wenn wir über Spielflächen an sich reden, sind wir in den Stadtteilen gut versorgt“, erläutert Thomas Dorndorf-Blömer (SPD), Vorsitzender des Jugendhilfe-Ausschusses. Besonders in den bevölkerungsreichen Stadtteilen „gibt’s schon reichlich Spielflächen – da mangelts aber an der Qualität.“
Dem schließt sich auch sein Stellvertreter Ralf Göbel (CDU) an: „Bis 2019 gab es einen Sanierungsstau.“ Dagegen werde nun aber mit der Spielflächenplanung gesteuert. 350.000 Euro seien für den Zeitraum 2020 bis 2025 eingeplant, pro Jahr werden mindestens zwei Spielflächen modernisiert.
Keine neuen Spielplätze bis die alten modernisiert sind
Inbesondere in Welper sei bereits viel Geld in die Spielflächen geflossen, erklären beide. Allerdings betonen sie auch, dass es Bezirke mit Defiziten gibt. Niederbonsfeld, Bredenscheid oder Rauendahl etwa. „Wir im Jugendhilfeausschuss haben das auch schon oft bemängelt“, so Göbel weiter. Doch erst wenn die maroden Spielflächen auf neuestem Stand sind, mache es Sinn gänzlich neue Spielplätze errichten.
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Dass allerdings Spielstraßen dafür eine Lösung sind, bezweifeln beide. „Ich würde das nicht als Alternative haben wollen“, meint Dorndorf-Blömer zu dauerhaften Spielstraßen. Während Göbel den Pop-up-Spielstraßen wegen des Verkehrs „wenig Zukunft“ attestiert. Er gibt sich aber auch offen: „Im Sommer, wenn Ferien sind: warum nicht?“
Pop-up-Spielstraße: Wiederkehrende Aktionen geplant
Die Pop-up-Spielstraße an der Lessingstraße war als Demonstration angemeldet. Für Autoverkehr war der Bereich in dieser Zeit gesperrt, ausgenommen Kranken- und Rettungswagen.
Zukünftig wollen die Grünen öfter solche Spielstraßen-Aktionen starten. Genaue Termine gibt es dafür noch nicht, aber es gibt mehrere potenzielle Orte. Marvin Bruckmann nennt etwa Bahnhofstraße und Talstraße.
Aktuell gibt es in Hattingen 51 Spielplätze sowie neun Spielgelegenheiten in Parks oder der Fußgängerzone (sogenannte Spielpunkte). Außerdem werden auch Schulhöfe mitgerechnet, davon gibt es in Hattingen 13.
Insgesamt kommt Hattingen damit auf städtische Spielflächen von 112.453,12 Quadratmetern. Hinzu kommen 17.970 Quadratmeter private Spielflächen. Der Bedarf liegt aber bei 134.651,67 Quadratmetern. Es fehlen somit 4228,55 Quadratmeter.